Berlin. Er war ein genialer Erfinder: Thomas Alva Edison. Wer aber sind George Westinghouse und Nikola Tesla? Ein spannender Blick zurück in die Welt dreier Visionäre.

Sie liegen seit ein paar Jahren ganz groß im Trend: Biopics. Und nicht selten räumen die Filmbiografien über berühmte Persönlichkeiten bei den Golden Globes oder Oscars den einen oder anderen Preis ab.

In die Sphären von "Judy", "Rocketman" oder "Bohemian Rhapsody" stößt "Edison - Ein Leben voller Licht" von Alfonso Gomez-Rejon nun zwar nicht vor, dennoch ist das Historien-Drama über den legendären Erfinder, der die moderne Welt durch den Phonographen oder den Kinematographen entscheidend mitgeprägt und mitgestaltet hat, sehenswert.

Wie ein Magier steht Thomas Alva Edison (Benedict Cumberbatch) vor einem Kreis hell funkelnder Glühbirnen, die er wie durch Zauberhand zum Leuchten gebracht hat. Er ist der Herr über Licht und Finsternis, ein genialer Kopf - und ein knallharter Geschäftsmann. Die anwesenden potenziellen Investoren fordert er sogleich auf, schon mal das Scheckheft zu zücken.

Gefeiert wie ein Popstar und von Autogrammjägern bedrängt, sonnt sich der berühmte Erfinder in seinem Ruhm. Er schreckt aber auch nicht vor dubiosen Methoden zurück, um mögliche Gegner zu diffamieren oder auszuschalten. Die dunkle Seite eines Genies, die in "Edison - Ein Leben voller Licht" ebenfalls ausführlich beleuchtet wird.

Das Biopic konzentriert sich vornehmlich auf das Ende des 19. Jahrhunderts, als der Unternehmer George Westinghouse (Michael Shannon) Edisons großer Gegenspieler im Kampf um den Strom ist. Wer macht die Welt heller? Wer erleuchtet sie? Wer elektrifiziert Amerika? Mit im Spiel ist auch der geniale Erfinder Nikola Tesla (Nicholas Hoult), den die Welt inzwischen mehr oder weniger vergessen hat und dem Regisseur Gomez-Rejon ruhig ein wenig mehr Raum hätte einräumen können.

Die Glühbirne ist vorhanden, auch wenn sie nicht wirklich von Edison erfunden wurde, jetzt fehlt nur noch die Elektrizität, um die Häuser zu erleuchten. Während Edison auf Gleichstrom setzt, werben Westinghouse und Tesla für den wesentlich zukunftsträchtigeren Wechselstrom. Da greift Edison zu ganz schmutzigen Tricks.

Westinghouse dagegen ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Er sieht sich mehr als Wohltäter, der die eigenen Interessen hinter das Allgemeinwohl zurückstellt, dem Humanität etwas gilt und dem der Nachruhm egal ist. Michael Shannon, den man sonst eher aus düster-bedrohlichen Rollen wie "Shape of Water" kennt, schlägt den Bogen ins Jetzt, indem er Westinghouse als Vorbild und Inspiration sieht: "Alles ist heute sehr zynisch geworden. Es ist schön, wenn man daran erinnert wird, dass das nicht so sein muss", sagte er im Interview der Medienwebsite "CNET".

"Wir haben etwas in einem Glas eingefangen, das bisher immer nur hell am Himmel gefunkelt hat", sagt der Lichtzauberer Edison. Der Poesie der Worte lässt Alfonso Gomez-Rejon die Poesie der Bilder folgen - jede Einstellung komponiert wie ein Gedicht. Und nicht selten schimmert dabei ganz organisch die Hell-Dunkel-Malerei des niederländischen Barockstars Rembrandt durch, liegen in "Edison" doch Licht und Finsternis ganz eng beisammen.

Ein wenig mehr Spannung hätte der Stromkrieg gleichwohl vertragen können. Und bei diesem manchmal etwas strengen ästhetischen Korsett bleibt zwar hin und wieder die Wahrhaftigkeit der Gefühle auf der Strecke. Aber die reduzierte Emotionalität wird durch die Schönheit der Bilder immer wieder aufgefangen.

Edison - Ein Leben voller Licht, USA/GB/Russland 2017, 103 Min., FSK ab 6, von Alfonso Gomez-Rejon, mit Benedict Cumberbatch, Michael Shannon, Nicholas Hoult, Tom Holland, Tuppence Middleton, Katherine Waterston

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