Harburg. Harburger Politiker fordern eine Erweiterung von HHV Hop auf die Region Süderelbe. Welche Rolle die Hochbahn dabei spielen könnte.

Der On-Demand-Service HVV Hop ist ein Hit. Erst im Januar wurde der Modellversuch mit den Sammelfahrt-Wagen in Harburg gestartet, und schon im Juli zählte der Betreiber, die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), mehr als 53.000 Fahrgäste. Demnächst sollen zu den 28 menschengesteuerten Wagen noch 20 autonome Minibusse kommen. Die Harburger Bezirkspolitik freut sich darüber. Gleichzeitig stellt sie aber Forderungen nach Verbesserungen des Dienstes und will, dass auch die Region Süderelbe so ein Angebot erhält.

Der Süderelbe-Forderung hatten die VHH bereits eine Absage erteilt. Beim Hop-Angebot handelt es sich um einen Feldversuch, dessen räumliche und zeitliche Begrenzung – geplant ist der Dienst bis Ende 2025 – nicht beliebig verändert werden kann, ohne die Ergebnisse zu verzerren.

HVV Hop und der „Holon Mover“: So soll die Verkehrswende in Hamburg gelingen

Weil die Stadt Hamburg aber grundsätzlich plant, möglichst viele autonome Shuttles auf die Straßen zu bringen – das Hop-Experiment dient ja dazu, dafür wichtige Erkenntnisse zu gewinnen – setzt die grün-rote Bezirkskoalition nun auf den größten Player im Hamburger Verkehrsverbund, die Hochbahn (HHA). Auch die beginnt demnächst mit der Erprobung autonomer Fahrdienste mit dem fahrerlosen Elektro-Kleinbus „Holon Mover“.

Der Bus verfügt über 15 Plätze und hat eine Reichweite von 290 Kilometern. Das Angebot soll insbesondere in den Randgebieten Hamburgs das ÖPNV-Angebot ergänzen und den ab 2030 geltenden Hamburg-Takt ermöglichen, der jedem Bürger und jeder Bürgerin ein Nahverkehrsangebot in einem Fünf-Minuten-Radius verspricht. 10.000 solcher Fahrzeuge – Holon oder Konkurrenzprodukte – sollen ab 2030 im Betrieb sein, wünscht Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne).

Shuttle „Jerry“ war das erste Hop-Fahrzeug auf Harburger Straßen.
Shuttle „Jerry“ war das erste Hop-Fahrzeug auf Harburger Straßen. © HA | Lars Hansen

In einem gemeinsamen Antrag fordern die SPD und ihr Koalitionspartner, die Grünen, das Bezirksamt auf, sich in Hamburg dafür einzusetzen, dass ein Teil der Holon-Erprobung in den weitläufigen Quartieren von Neugraben-Fischbek und Hausbruch südlich der B 73 sowie in Moorburg, Francop, Neuenfelde und Cranz stattfindet. „Da der Bezirk Harburg zu einem größeren Teil zu den Randgebieten Hamburgs gehört, bieten sich viele Möglichkeiten für die Erprobung des neuen Systems“, sagt der Verkehrsexperte der SPD-Fraktion, Frank Wiesner, und sein Genosse Holger Böhm, in der Fraktion Sprecher für die Region Süderelbe, ergänzt: „Geeignet wären insbesondere das Hamburger Alte Land oder die südlichen Teile von Süderelbe.“

HVV Hop: Virtuelle Haltepunkte stören den Verkehr „normaler“ Busse

Auch im bereits bestehenden Gebiet sehen SPD und Grüne Verbesserungsmöglichkeiten und fordern diese in einem weiteren Antrag ein: So könnten beispielsweise die „virtuellen Haltepunkte“ der Shuttles besser gekennzeichnet werden, findet Frank Wiesner. Denn diese Haltepunkte sind oft echte Bushaltestellen. „Rund um die Bushaltestellen am Harburger Rathaus kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen HHV Hop und Busverkehr, denn durch hier wartende Hop-Shuttles verzögern sich die Abfahrten der HVV-Busse“, sagt Wiesner.

Ungefähr 100 „Virtuelle Haltepunkte“ sind im Harburger Stadtgebiet verteilt. Eine Hop-Fahrt geht immer von einem virtuellen Stopp zu einem hausnummerngenauen Ziel oder umgekehrt, versprechen die VHH. In der Realität errechnet der App-Algorithmus das dann und wann noch anders.

Hat die App die Route für den Fahrgastwunsch berechnet, erhält der Fahrgast eine Mitteilung, wann er am Haltepunkt abgeholt wird. Allerdings ist dieser Punkt nicht immer ganz präzise angegeben, sodass der Wagen manchmal auf den Fahrgast warten muss. Dem könnte zumindest teilweise abgeholfen werden, indem tatsächlich alle Haltepunkte so markiert wären, wie es der Harburger Verkehrspolitik im vergangenen Herbst vorgestellt wurde, befinden Grüne und SPD.

So sollen Hop-Haltepunkte an Bushaltemasten oder an Straßenlaternen markiert sein.
So sollen Hop-Haltepunkte an Bushaltemasten oder an Straßenlaternen markiert sein. © HA | vhh

Die Standorte der virtuellen Haltepunkte sollten auch anders ausgewählt sein als bislang, finden Grüne und SPD. „Die Anbindung des Krankenhauses und von Einrichtungen mit mobilitätseingeschränkten Personen, wie etwa Senioreneinrichtungen, kann durch HVV Hop deutlich verbessert werden, wenn in unmittelbarer Nähe und möglichst direkt vor den Eingängen virtuelle HVV-Hop-Haltestellen eingerichtet werden“, sagt Wiesner.

Als Beispiele nennen die Grün-Roten Abgeordneten das AK Harburg, die Seniorenwohnanlagen Haus am Frankenberg und Grumbrechtstraße 76 sowie das Alten- und Pflegeheim Eichenhöhe. Dabei soll geprüft werden, ob es auch möglich ist, die virtuellen Haltestellen auf privaten Parkplätzen vor den Einrichtungen einzurichten. Gegebenenfalls müsste dafür eine Absprache mit dem Eigentümer getroffen werden.

Idee: Die Sozialstationen könnten Hop-Telefonzentralen werden

Speziell für ältere Nutzer fordern die Abgeordneten auch eine zusätzliche telefonische Buchungsmöglichkeit. „Vor allem ältere Menschen verfügen oft nicht über ein Smartphone“, so Wiesner.

Die Forderung nach der telefonischen Buchbarkeit von Hop kam in der Vergangenheit auch schon aus Reihen der CDU und der FDP. Die VHH haben damit allerdings schlechte Erfahrungen gemacht: In früheren Versuchen in Schleswig-Holstein wurde über Monate eine Telefonzentrale samt Personal vorgehalten. Die Anzahl der Anrufe über den Zeitraum blieb einstellig.

Da Hop finanziell ohnehin ein Zuschussgeschäft ist und sich letztlich nur wegen der Erkenntnisse lohnt, sieht man von neuen Negativerfahrungen gerne ab. Ein App-Nutzer ist außerdem stets informiert, wenn sich die Ankunftszeit des Hop-Shuttles ändert, weil beispielsweise an der Strecke noch jemand zusteigt. Ein Telefonkunde würde im Zweifelsfall länger an der Straße warten müssen.

Dennoch fordern Grüne und SPD das Shuttle-Telefon: „Denkbar wäre es, auf vorhandene Strukturen zurückzugreifen, wie etwa Telefonzentralen des Bezirksamtes oder der Sozialverbände, um eine möglichst kostengünstige Umsetzung zu erreichen“, heißt es in der Antragsbegründung. „Dann wären Buchungen zumindest zu normalen Bürozeiten möglich.“