Der heutige Hamburger Stadtteil Eißendorf ist seit 700 Jahren besiedelt. In Ehestorf geht es familiär zu.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man ihn noch, den alten Ortskern von Eißendorf. Im Göhlbachtal sind nach wie vor vereinzelt alte Häuser zu finden. Fachwerk und Reetdächer lassen ein wenig die lange Geschichte des Ortes erahnen. An dem kleinen Flüsschen Göhlbach ließen sich vor fast 700 Jahren die ersten Siedler nieder. Das Göhlbachtal mit seinem Lohmühlenteich ist auch heute eine grüne Oase, die sich an der Nordflanke der Harburger Berge durch die in der Eiszeit geformte hügelige Gegend zieht. Straßennamen wie „In der Schlucht“ kommen nicht von ungefähr. Der Langenberg mit seinen 13 Prozent Steigung ist eine der steilsten Straßen Hamburgs.
Eißendorf selbst ist heute ein typischer Wohnstadtteil geworden. Rund 25.000 Menschen leben hier auf 8,4 Quadratkilometern. Nur im flächenmäßig doppelt so großen Neugraben-Fischbek gibt es im Bezirk Harburg mehr Einwohner. Der Stadtteil ist zweigeteilt. Das nordöstliche Eißendorf ist geprägt von Mehrfamilienhäusern. Echte Stadt eben, die keine klaren Grenzen kennt und fließend in Heimfeld und Harburg übergeht.
Das südliche Eißendorf dagegen ist geprägt von Einzelhausbebauung. Teilweise versteckt auf großen Waldgrundstücken gelegen, teilweise an Hängen gebaut, lassen die Häuser die Großstadt sehr fern erscheinen. Die Menschen, die dort wohnen, schätzen die Lebensqualität. Bei Eltern von Grundschülern ist die Gegend als Adresse heiß begehrt. Die Schule Alte Forst gilt als besonders gut. In diesem Teil gibt es am Strucksbarg auch ein kleines Einkaufszentrum mit Friseur, Bäckerei, Kiosk und Fahrschule. Ein Discounter liegt etwas abseits. Ein kurzes Stück weiter beginnt der Wald, der relativ groß ist. Das erkennt man schon daran, dass es eine eigene Revierförsterei gibt, zu der die Gebiete Stuck, Eißendorfer Sunder, Heimfelder Holz und die südliche Haake gehören.
Die Eißendorfer Straße ist die „Hauptschlagader“ des Stadtteils. Hier reihen sich zumindest auf einigen Abschnitten noch die Geschäfte aneinander. Es gibt einen Festplatz, auf dem der Schützenverein von 1878 feiert. Nahe gelegen ist auch die 1906 eingeweihte Lutherkirche, die – das ist dem hügeligen Charakter Eißendorfs geschuldet – am Kirchenhang liegt.
In diesem Bereich ist Iris Janeke groß geworden. „Ich bin hier geboren und getauft worden. Hier habe ich geheiratet“, sagt sie. Ihr Mann Anton ist auch Eißendorfer. Heute führt sie mit ihrem Mann die Familien-Bäckerei an der Eißendorfer Straße, die es bereits seit 1899 gibt. „Ich hatte hier eine schöne Kindheit. Wir sind im Sommer auf der Straße Roller und im Winter am Kirchenhang Schlitten gefahren. Eißendorf ist ein grüner, freundlicher Stadtteil. Selbst hier, wo er dichter bebaut ist, hat jede Häuserzeile grüne Innenhöfe“, sagt sie.
Was sich verändert hat, sind die Einkaufsmöglichkeiten. „Früher war die Eißendorfer Straße eine lebendige Straße, auf der flaniert wurde. Es gab viele kleine Geschäfte: Krämer, Gemüsehändler, selbst ein Eisenwarenladen und eine Post. Die Läden gibt es zwar immer noch. Dort sind aber Versicherungen oder Ähnliches drin. Früher war es lebendiger“, erzählt sie. Zwar gibt es jetzt ein paar Supermärkte. Aber alles lässt sich eben nicht mehr in Eißendorf erledigen. „Es ist anders, aber weiter schön“, findet Iris Janeke. „Dazu haben wir gute Nahverkehrsanbindungen, verschiedene Schulen – eigentlich alles, was man als Familie braucht. Mich hat nie irgendwas bewogen hier wegzuziehen.“ Dabei mangelt es nicht an Vergleichen. „Wir reisen viel“, sagt Iris Janeke über sich und ihren Mann.
Ihre Bäckerei gehört zu den Geschäften, die weiterhin gut laufen. So wie der Schlachter und der Fischhändler nebenan. Das Publikum kommt gezielt hierher – auch von etwas weiter weg, viele seit Jahren. „Besonders schön ist es“, sagt Iris Janeke, „wenn ältere Leute mit ihren Enkeln hier reinkommen und ihnen erzählen, dass sie schon selbst hier als Kinder Brötchen gekauft haben.“