Harburg. Veloroutenbau im Binnenhafen versperrt mögliche Ausweichstrecke. Und: die Untergeschosse im Park-and-Ride-Haus bleiben lange gesperrt

  • Während ZOB gesperrt wird, fehlen 200 Park-and-Ride-Plätze.
  • Mögliche Doppelknoten-Ausweichroute Veritaskai-Kanalplatz bekommt Kreisverkehre.
  • „Nacharbeiten“ am Park-and-Ride dauern länger, als der Ausbau

Während der Harburger ZOB saniert und gesperrt sowie der Kreuzungskomplex davor über Jahre zur Baustelle wird, bleibt auch das P+R-Parkhaus dahinter eine Baustelle. 200 der vor einem Jahr gefeierten 1100 Plätze fallen weiterhin weg – bis Ende 2024. Im Binnenhafen werden derweil auf einer möglichen Ausweichstrecke für die Straßensanierung weitere Baustellen geplant. Harburgs Politiker sind genervt.

Es war ein feierlicher Akt, mit dem Verkehrssenator Anjes Tjarks im September vergangenen Jahres die beiden neuen Parkdecks des Harburger Park-and-Ride-Hauses einweihte. Durch die Aufstockung des Parkhauses würden hier nun 1100 Autos Platz finden, hatte es da geheißen – sobald in den alten Parkdecks noch ein paar Nacharbeiten erledigt seien.

Das am besten ausgelastete Parkhaus Hamburgs ist bei Speckgürtelpendlern beliebt

Diese Nacharbeiten ziehen sich seitdem hin und als Wanderbaustelle durch das Haus und blockieren mal eine größere, mal eine kleinere Anzahl an Parkplätzen. Jetzt sind sie in den Untergeschossen angekommen. Dort fallen nun 200 Parkplätze weg, bis die Arbeiten erledigt sind. Das wird voraussichtlich Ende 2024 der Fall sein. Das reine Aufstocken der Anlage hatte lediglich ein Jahr gedauert.

Das Parkhaus am Harburger Bahnhof ist das am besten ausgelastete der P+R-Betriebsgesellschaft. In den Vor-Corona-Jahren lag die Auslastung bei 90 Prozent. Vormittags war es oft schwer, noch einen Platz zu bekommen. Nach dem Aufstocken war zunächst etwas Luft in der Kapazität, aber in den zurückliegenden Monaten wurde es schon wieder eng. Das liegt auch daran, dass der Metronom in dieser Zeit ungewohnt unzuverlässig geworden ist, und viele Pendler aus dem Umland – trotz Deutschlandticket – lieber bis zur S-Bahn nach Harburg fahren. Viele Autos im städtischen Parkhaus haben ländliche Kennzeichen.

Druck auf das Parkhaus wird sich massiv erhöhen, wenn der ZOB ab Dezember ganz ausfällt.

Mit dem Wegfall des Harburger ZOB von Dezember an wird sich der Druck auf das Parkhaus weiter erhöhen: Bus-Pendler aus dem Harburger Osten, die bislang am ZOB in die S-Bahn umstiegen, sollen nun mit dem Bus bis Harburg Rathaus weiterfahren und dort umsteigen. Viele werden diesen Umweg als zu lang empfinden und zumindest bis zum Harburger Bahnhof das Auto nehmen. Ist hier das Parkhaus voll, ist die nächste Alternative erst auf der Veddel, zehn Kilometer Individualverkehr entfernt.

Adrian Andres (von links), Anjes Tjarks und Jan Krampe freuten sich vor einem Jahr über 200 neue Stellplätze in der Park-and-Ride-Anlage Harburg.
Adrian Andres (von links), Anjes Tjarks und Jan Krampe freuten sich vor einem Jahr über 200 neue Stellplätze in der Park-and-Ride-Anlage Harburg. © HA | Lars Hansen

„Das ist fatal“, findet der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Rainer Bliefernicht. „Angesichts des Klimawandels brauchen wir gute Anreize, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Überlastete Parkhäuser helfen da nicht. Wir hätten uns kreativere Lösungen gewünscht!“

P+R-GmbH verspricht, immer möglichst viele Plätze zur Verfügung zu lassen

Was derzeit in den Untergeschossen passiert, schildert Hochbahn-Pressesprecher Christoph Kreienbaum: „Aktuell finden die Sanierung der Betonflächen und die Erneuerung der Farbanstriche statt“, sagt er. „Zudem werden die künftigen Betriebsräume für die Mitarbeitenden des On Demand Services hvv hop, betrieben durch die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH), vorbereitet und fertiggestellt.“

Dass sich die Nacharbeiten im Parkhaus so lange hinzögen, so Kreienbaum, läge auch daran, dass man bemüht sei, stets so viele Plätze wie möglich zur Verfügung zu stellen. Das verlangsame das Bauen. Rainer Bliefernicht hält dagegen: „Seitens der Politik hätten wir uns von den Bauherrn kreativere Lösungen gewünscht. Die wären sicherlich möglich.“

Diese Wochen sind erst der Anfang der Großbaustelle

Auch aus den Reihen der grün-roten Koalition kommt Kritik: „Das reiht sich ein“, sagt der SPD-Abgeordnete Frank Wiesner. „Die ersten Buslinien sind bereits gesperrt, aber die Ersatzhaltestellen noch nicht eingerichtet. Nun wächst der Druck auf das Parkhaus, und dort fehlen immer noch viele Plätze. Und das ist erst der Anfang der Großbaustelle Doppelknoten! Es lässt für die weiteren Bauphasen nichts Gutes ahnen!“

Die Kreuzung Nartenstraße/Neuländer Straße/Veritaskai/Treidelweg soll mit einem Kreisverkehr sicherer gemacht werden.
Die Kreuzung Nartenstraße/Neuländer Straße/Veritaskai/Treidelweg soll mit einem Kreisverkehr sicherer gemacht werden. © HA | Lars Hansen

Noch eine andere Baustelle wird sich parallel zur Sanierung des Doppelknotens in dessen unmittelbarer Nähe auftun: Im Binnenhafen werden entlang der Strecke Kanalplatz-Veritaskai-Neuländer Straße, auf der man die Doppelknoten-Baustelle gut umfahren könnte, zwei Kreisverkehre für die Veloroute 10 eingebaut.

Baustellen sind mit der Landesbehörde abgesprochen

Wann diese Bauarbeiten beginnen, ist noch unklar. Aber es ist erklärte Absicht des Bezirksamts, möglichst bald zu bauen, trotz der Großbaustelle am Bahnhof. „Bezüglich der Kreisverkehre Nartenstraße/Veritaskai sowie Schloßstraße/Kanalplatz befinden wir uns aktuell in der Abstimmung mit der Baustellenkoordination der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen“, sagt Rathaussprecher Dennis Imhäuser. „Durch aktuelle Ankündigungen der Autobahn GmbH sind wir gezwungen, die Maßnahmenreihenfolge anzupassen.“

Auch die gegenwärtige Großbaustelle an der Hannoverschen Straße sei wegen des Doppelknotens mit der Landesbehörde abgesprochen, so Imhäuser weiter. „Sowohl der Bau der Hannoverschen Straße als auch die daraus resultierende Einbahnstraße im Veritaskai wurden als parallel baubar zum Doppelknoten eingestuft“, sagt er. „Zumal die Hannoversche Straße so eingetaktet ist, dass die Fertigstellung noch vor den größeren Verkehrseinschränkungen im Doppelknoten erfolgt.“

SPD-Abgeordneter fragt: Wo liegt die lokale Kompetenz?

Für Frank Wiesner stimmt dabei die Fragerichtung nicht. „Dass der Bezirk beim Land anfragen muss, was bei ihm geht oder nicht, verdreht doch die eigentlichen Kompetenzen“, sagt er. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Wissen auf der bezirklichen Ebene vorhanden ist und die Landesbehörden und -betriebe of fatale Fehleinschätzungen ablieferten!“

Auch Rainer Bliefernicht kritisiert: „Seit Jahren sind die Menschen im Binnenhafen von den Bauarbeiten an der zentralen Route durch das Quartier genervt“, sagt er, „zuletzt und immer noch wegen der vorgetäuschten Baustelle am Veritaskai, die nur eine Verkehrschikane ist. Diese Kreisverkehre für die Veloroute können doch warten, bis die Großbaustelle durch ist!“