Harburg. Nach einem Jahr Umbauzeit wurde die Park-and-Ride-Anlage Harburg wieder voll freigegeben - mit 1100 statt 900 Plätzen.
Unter einigen wenigen Gesichtspunkten kann eine Pandemie auch etwas Gutes haben. Für den Umbau des größten Hamburger Park-and-Ride-Hauses war die Home-Office-Welle durch Corona und der damit zeitweise geringere Pendlerdruck auf die Anlage ein Segen, denn um das Haus von 900 Stellplätzen auf 1100 Plätze ausbauen zu können, mussten Parkdecks gesperrt werden. Die Kapazität der Anlage lag ein Jahr lang bei 500., aber das reichte in der Regel aus. Ohne Corona wäre das unvorstellbar gewesen, denn der Ausbau kam nicht von ungefähr: Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Auslastung in Harburg bei 90, in Spitzenzeiten bei 99 Prozent. Gelegenheitsparker konnten es schwer haben. Jetzt, wo die Pendlerzahlen wieder steigen, ist die Parkhauserweiterung beendet - genau rechtzeitig.
Ein neues Stockwerk mit zwei Ebenen bietet 200 zusätzliche Stellplätze für Pendlerinnen und Pendler, die hier auf Bus und Bahn umsteigen können, um bequem und umweltfreundlich vom Bahnhof zu Zielen in Harburg oder Hamburg zu gelangen.
Die Sicherheit, einen freien Stellplatz zu finden
„Für die Pendlerinnen und Pendler bedeutet die Aufstockung des Parkhauses vor allem die Sicherheit, zu jeder Tageszeit einen freien Stellplatz zu finden. Das ist eine entscheidende Voraussetzung für die Nutzung und den Umstieg auf den ÖPNV“, sagt der Geschäftsführer der Hamburger P+R-Betriebsgesellschaft, Jan Krampe. „Selbstverständlich muss dazu ein hoher Servicelevel kommen. Das alles bietet die P+R-Anlage in Harburg künftig.“
Im Zuge der Aufstockung wurde auch die Modernisierung der Alt-Anlage in Angriff genommen. Die Beleuchtung auf den Ebenen 1 bis 7 wird derzeit auf LED-Technik umgerüstet, ein neues Leit- und Zählsystem ist bereits installiert und bietet die Möglichkeit, die Auslastung des Parkhauses auch im Internet abzufragen . Nur die ganz analoge Leittechnik, nämlich die Wegweiserschilder, klemmen noch irgendwo in der internationalen Lieferkette. bis dahin müssen sich die Nutzer der oberen Decks noch selbst orientieren.. Gedacht ist es so: von der Auffahrrampe kommend biegt der Pendler nach links ab und sucht in einer Runde gegen den Uhrzeigersinn einen freien Parkplatz. Das führt dazu, dass sowohl zum Auffahren, als auch zum Abfahren die jeweils linke Rampe genommen werden muss. Selbsterklärend ist das nicht unbedingt. Deshalb wäre es den Bauherren sehr recht, wenn die Schilder bald ankommen.
Zu Fuß zum Fahrstuhl
Optisch ähneln die beiden neuen Ebenen 10 und 11 den früheren „Freidecks“ 8 und 9, auf die sie aufgebaut wurden. Die Außenbegrenzung aus roten Stahllamellen ist etwas schicker, als die alte Betonmauer, aber das fällt erst auf den zweiten Blick auf. Was die neuen Oberdecks allerdings nicht haben, ist ein direkter Fahrstuhlzugang. Der Treppenhaus- und Aufzugsturm des „Altbaus“ steht direkt auf dem S-Bahntunnel. Ihn aufzustocken, hätte den Turm zu schwer gemacht. Von Deck 10 führt ein Fußweg an der Fahrrampe entlang auf Deck 9, wo der Fahrstuhl zum Bahnsteig endet, von Ebene 11 gibt es ein Nebentreppenhaus bis zur 9. Ebene.
„Es ist gut, dass das Parkhaus jetzt wieder voll zur Verfügung steht und dass das auch bedeutet: mit noch mehr Plätzen“, sagt Michael Sander. Der Grünen-Bezirksabgeordnete ist Vorsitzender des Harburger Mobilitätsausschusses. „Jetzt müssen wir nur hoffen, dass die S-Bahn bald wieder richtig fährt und die tollen Bedingungen in Harburg nicht noch mehr Pendler anlocken, die eigentlich schon in Lüneburg oder Buchholz auf die Bahn hätten umsteigen können. Dann wäre der Mobilitätswende wirklich gedient!“
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9-Euro-Nachfolger soll früheren Umstieg auslösen
In der Tat findet man in der Harburger Anlage häufig Kennzeichen aus dem weiteren Umland. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hofft, dass sich das bald ändert. „Wenn wir ein Nachfolgemodell zum 9-Euro-Ticket hinbekommen, das einen einheitlichen Tarif bietet und damit den Fahrpreisvorteil hinfällig macht, den die Menschen haben, wenn sie erst in Harburg umsteigen, müssen an den Umlandbahnhöfen nur genügend P+R-Kapazitäten entstehen.“
Auch für die Harburger selbst soll der Umstieg auf den Nahverkehr mittelfristig attraktiver gemacht werden. „Das neue Parkhaus ist eingebettet in ein Gesamtkonzept an nachhaltigen Mobilitäts- und Infrastrukturmaßnahmen für den Hamburger Süden“, sagt Tjarks: „Wir bereiten die dritte S-Bahn-Linie vor, modernisieren und erweitern den ZOB Harburg, installieren den Fahrdienst Ioki, planen das Fahrradparkhaus und prüfen eine Erweiterung der Schienenkapazitäten. Aber vor allem: Wir planen mit der U4 auch eine weitere Elbquerung, schon jetzt bis nach Wilhelmsburg. Die vergangenen Wochen haben wieder einmal gezeigt, wie wichtig dies ist, und dass Hamburg damit schon vor Jahrzehnten hätte anfangen müssen!“