Harburg. Aufstockung geht in die Endphase. Im September wird es fertig. 200 weitere Plätze sind schon ab Ende Juni frei

Mehr als ein Jahr schon sind mehrere hundert Plätze im Harburger Park-and-Ride-Haus wegen umfangreichen Bauarbeiten gesperrt. Zunächst fiel das wenig auf, weil wegen der Corona-Pandemie sehr viel mehr Menschen zu Hause arbeiteten und Pendler die S-Bahn mieden und den Arbeitsweg mit dem Auto fuhren. Seit Frühjahr wird es wieder eng. Lange müssen die Pendler aber nicht mehr warten: Die Bauarbeiten gehen in die Endphase. Ende des Monats werden zwei der alten Parkdecks wieder frei gegeben, Mitte September soll die Aufstockung endgültig abgeschlossen sein. Statt bisher 900 Plätzen werden in Hamburgs beliebtestem Park-and-Ride-Haus dann 1100 zur Verfügung stehen.

Der Dumper kommt die Rampe hochgebraust und das im Bau befindliche Parkdeck beginnt zu zittern. Kein Wunder: Zum Eigengewicht des Fahrzeugs kommen noch einmal gut 2000 Pfund heißer Asphalt in der isolierten Spezialmulde. Die kippt der Dumperfahrer vorsichtig in Schubkarren, welche die Bauarbeiter vor die Mulde fahren. Der Dumper ist so etwas wie eine motorisierte Schubkarre.

Sofort kommen andere Arbeiter mit Glättbrettern

Wegen seiner Ähnlichkeit mit einer zweirädrigen asiatischen Handkarre hat sich für ihn auch lange die Bezeichnung „Motorjapaner“ gehalten. Mit den einrädrigen europäischen Schubkarren – mechanisch korrekt: Dreiseitenkipper – wird der flüssige Asphalt nun vorsichtig vor die Mauer gegossen. Sofort kommen andere Arbeiter mit Glättbrettern an langen Stielen und verteilen die schwarze Masse. Andere werfen schon einmal Splitt darauf. Die ersten Meter der Bahn sind Handarbeit, die Männer agieren eingespielt.

Parkdeck 9 war vorher das oberste Deck Nun sind zwei Ebenen dazugekommen. Anders, als in den tieferen Ebenen sind Träger und Pfeiler aus reinem Stahl.
Parkdeck 9 war vorher das oberste Deck Nun sind zwei Ebenen dazugekommen. Anders, als in den tieferen Ebenen sind Träger und Pfeiler aus reinem Stahl. © xl | Lars Hansen

Komplexe Abläufe koordinieren sie ohne Worte. Auf der elften Parkebene des Harburger Park-and-Ride-Hauses leiten sie den der Endspurt des Ausbaus ein. Tiefbau in der Höhe könnte man sagen. Allerdings muss hier einiges anders laufen als im normalen Straßenbau. Die schweren Maschinen, mit denen große Straßen asphaltiert werden, kämen hier nicht hinauf. Hier kommen die Dumper ins Spiel. Sie transportieren das heiße Material für die Deckschicht in einem flotten Tempo die Parkhausrampen herauf bis zum obersten Deck. Dort haben die Männer die ersten knapp zwei Meter mit der Hand fertiggestellt und justieren jetzt die Bohle. „Die Bohle ist eigentlich auch nur ein Glättbrett“, sagt Jan Grobelny, Leiter „Spezialbau“ beim Bauriesen Strabag und untertreibt damit reichlich: Dieses Glättbrett fährt mit eigenem Antrieb über das Material, wird mechanisch angepresst und ist beheizt, damit der Asphalt nicht daran kleben bleibt.

Ladung für Ladung kippen die Dumper vor die Bohle

Damit auf dem fertigen Parkdeck das Gefälle stimmt und das Regenwasser abläuft, ohne Pfützen zu bilden, muss die Bohle exakt eingestellt und immer wieder nachjustiert werden. An jedem Ende des Geräts ist ein Mann dafür zuständig.

Jetzt wird schneller gearbeitet. Ladung für Ladung kippen die Dumper vor die Bohle. Ein wenig muss der Asphalt noch mit der Hand vor die Bohle gezogen werden, dann macht diese ihre Arbeit. Eine Dreiviertelstunde nach der Mittagspause haben die Männer ein Drittel der Bahn asphaltiert. Am Anfang der Bahn läuft bereits die Feinarbeit: Mit einer Handwalze wird der Splitt in den warmen Gussasphalt gedrückt. Der Walzenstiel ist zweifach verlängert, damit der Arbeiter den weichen Asphalt nicht betreten muss.

Mit dem Dumper wird der heiße Gussasphalt vor die Bohle gekippt. Dann wird er mit der Schaufel verteilt und mit der maschinellen Bohle glattgezogen
Mit dem Dumper wird der heiße Gussasphalt vor die Bohle gekippt. Dann wird er mit der Schaufel verteilt und mit der maschinellen Bohle glattgezogen © xl | Lars Hansen

Ende Juni sollen die Asphaltierungsarbeiten endgültig abgeschlossen sein. „Das heißt aber leider nicht, dass wir dann schon fertig sind“, sagt Paul Hahn, bei der Hamburger P+R-Betriebsgesellschaft Projektleiter für die Aufstockung. „Die Beleuchtung muss fertig installiert werden, wir müssen Schutzgeländer um die neuen Parkdecks montieren und die Rampen der beiden oberen Ebenen überdachen. Bei den Geländern gab es Schwierigkeiten, weil Stahl knapp ist, aber das haben wir gelöst. Mitte bis Ende August sind wir fertig und brauchen dann noch einige Zeit für Inspektion und eventuelle Nachbesserungen. Mitte September können wir dann die neuen Ebenen einweihen und auch die darunter freigeben.“

Ende Juni zweihundert zusätzliche Plätze

Für alle Landkreis-Pendler, die darauf bauen, dass sie das Parkhaus anfahren können, während der Zugbetrieb auf der Strecke Lüneburg-Harburg stark eingeschränkt ist, gibt es dennoch eine gute Nachricht: Wenn keine schweren Maschinen mehr durchfahren müssen, werden die derzeit gesperrten Parkdecks 6 und 7 wieder freigegeben. „Das sind dann ab Ende Juni gleich zweihundert zusätzliche Plätze.“, sagt Hahn. Die alten Ebenen acht und neun, früher Freidecks, müssen Beleuchtung und Beschilderungen erhalten. Der Fahrstuhl-Anbau wird übrigens nicht mit aufgestockt. Er steht direkt über dem S-Bahn-Tunnel und darf nicht schwerer werden, als er jetzt ist.