Harburg. Was den Campus der Technischen Universität in Harburg zu etwas Besonderem macht, stellte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda heraus.
Das Hamburger Denkmalschutzamt hat Teile der Technischen Universität Hamburg (TUHH) unter Denkmalschutz gestellt. Einige der Gebäude auf dem Campus in Harburg gelten nun als „historisch bedeutendes Ensemble der postmodernen Architektur“. Dauerhaft erhalten bleiben sollen demnach Mensa, Audimax, Bibliothek, Technikum sowie die Parkanlage.
Die Entscheidung steht bereits seit Frühjahr fest. Den Denkmalschutz erhielt die TUHH im Zuge des Inventarisierungsprojektes „Architektur in Hamburg von 1975-1995“. Bei einem Presserundgang besichtigte diese Woche unter anderem Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda das Gelände und die Architektur zwischen Denickestraße und Schwarzenbergstraße.
TU in Harburg unter Denkmalschutz: Besonderer Campus mitten im Wohnquartier
„Die Technische Universität Hamburg ist nicht nur durch ihre Bedeutung für die Wissenschaft und Lehre sowie Industrie eine wichtige Institution der Hansestadt, sie prägt als Campusuniversität mitten im Wohnquartier auch durch ihre gärtnerische und architektonische Gestaltung den Stadtteil auf eine ganz besondere Weise“, so Brosda über die Bedeutung des Campus. Man habe nun „den Erhalt der Gebäude und mit ihnen ein Stück bedeutende Stadtgeschichte gesichert“.
TU-Präsident Andreas Timm-Giel zeigte sich erfreut über den Schritt des Denkmalschutzamtes: „Die Gebäude sind auch heute noch hochfunktional, gleichzeitig zeitlos ansprechend und geben der TU eine besondere DNA.“ Lernen und Forschen für Technik für die Menschen mache auf diesem Campus viel Freude.
Kein Betonklotz: Warum die Universität so gestaltet wurde
Die Technische Universität Hamburg mit heute rund 7.500 Studierenden gehört zu den jüngsten technischen Universitäten Deutschlands. Sie wurde im Jahr 1978 gegründet und entstand laut offiziellen Angaben zu einer Zeit, als finanzielle Mittel knapper und Hochschulgründungen selten wurden.
Als Campusuniversität mitten in einem Wohnquartier sei auf die bis dahin in anderen Hochschulen üblichen baulichen Großstrukturen – oft in Fertigteilbauweise – verzichtet worden. Stattdessen hätten die Architekten die notwendigen Flächen geschickt als aufgebrochene um Höfe herum angelegte Backsteinbauten errichtet, die in einem schönen Park mit See eingebettet sind. Der am Hang gelegene Bereich zeichne sich durch eine großzügige Treppenanlage, einem Platz – dem Forum – und begrünte Terrassen aus.
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Anwohner sollten nicht durch Werkstätten gestört werden
Um auch die Anwohner vor der Geräuschkulisse von Werkstätten zu schützen, wurden die Gebäude im südlichen Teil des Campus U-förmig gebaut. So konnten Werkstätten, Anlieferungsstellen und Parkplätze im Hof der Gebäude integriert werden und Anwohnerinnen und Anwohner wurden dadurch nicht gestört.
Außerdem zeichnet sich insbesondere dieser Teil des Campus durch seine Bezugnahme auf die Industriearchitektur des 19. Jahrhundert aus. Fassaden, aber auch Böden, bestehen hauptsächlich aus Backstein.
Zum denkmalgeschützten Ensemble gehören die ältesten Teile des Campus:
- die Bibliothek, Audimax und Mensa (Gebäude J, I, Architekten Jörissen und Partner, Landschaftsarchitekten Arge: Rose + Herzmann + Partner, Schoppe-Andresen, 1981-91)
- die Gebäude Denickestraße 15 und 17 und Eißendorfer Straße 40 und 42 als Forschungsgebäude mit Laboren und Büroräumen (Gebäude K, L, M, N, der Architekten Krebs und Jäger, Landschaftsarchitekten Heimer, Montag, Herbstreit, 1981-87)
- das Gebäude Eißendorfer Straße 38, das Technikum, (Gebäude O, Horst Reimann, 1979-82) samt Freiflächen
Klimafreundlicherer Campus? Umgestaltung muss mit Denkmalschutz im Einklang stehen
Das Denkmalschutzamt untersucht Gebäude bereits 30 Jahre nach ihrem Bau auf Kulturdenkmäler. Mit dem Schutz gehen teils strenge Auflagen für Umbauten und Sanierungen einher.
Da der TU-Präsident den Campus nachhaltiger und klimafreundlicher gestalten möchte, sind nun enge Abstimmungen mit der Behörde notwendig. „Hier freuen wir uns über die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz“, so Timm-Giel.