Hamburg. Mehrere Monate lang wird es keine Veranstaltungen im Saal des Zentrums geben, das für die meisten immer noch Rieckhof heißt.

Die „Cultural Christmas Show“ am Sonnabend im Kulturpalast Rieckhoffstraße ist vorerst und wahrscheinlich bis zum Sommer die letzte Veranstaltung im Saal des Kulturzentrums, das die meisten Harburger immer noch „Rieckhof“ nennen, das dessen neue Hausherren aber nicht so nennen dürfen.

Nach der Weihnachtsgala erreicht die bereits seit Monaten voranschreitende Fenstersanierung die Saalfenster. Dann bestimmen die Bauabläufe den Zeittakt im Saal. Dabei wird es sicherlich Tage oder Wochen geben, in denen nicht gebaut wird, aber planbar ist das nicht. Weder lassen sich gute Künstler spontan buchen noch Veranstaltungen kurzfristig gut genug bewerben.

Ex-Rieckhof: Betreiber müssen Saal des Kulturpalasts sperren

Die Fenstersanierung und die damit verbundene Saal-Sperrung haben nichts mit dem Trägerwechsel des Kulturzentrums zu tun, sondern war lange geplant und finanziert. Sie hätte auch angestanden, wenn das Fachamt Sozialraummanagement nicht beschlossen hätte, dem Verein Freizeitzentrum nach 37 Jahren Rieckhof-Trägerschaft zu kündigen.

Der neue Träger, die Stiftung Kulturpalast, startete ihren Betrieb an der Rieckhoffstraße zeitgleich mit den Fenstersanierungen der Stadt und bemüht sich seitdem, trotz der Baumaßnahmen wenigstens ein Rumpfprogramm zu bieten. Unter anderem beteiligte sich der Kulturpalast an der Suedkultur Music Night und am Harburger Kulturtag.

Wer zuerst eine Einladung in die sanierten Räume bekommt

Dass voraussichtlich erst ab Juni der Saal wieder nutzbar sein wird, nagt schon etwas an Kulturpalast-Stiftungs-Intendantin Dörte Inselmann und ihrem Harburger Team: „Dafür allerdings ist die Fenstersanierung der Gruppenräume und Seminarräume jetzt so weit, dass diese wieder benutzt werden können“, sagt Inselmann.

Nach Abendblatt-Informationen sollen zunächst Gruppen und Institutionen, die auch im Rieckhof Stammnutzer dieser Räume waren, eingeladen werden, diese wieder zu nutzen. Sollten dann noch Kapazitäten frei bleiben, wollen die Kulturpalast-Verantwortlichen aktiv alle interessierten Gruppen dazu einladen, sich um Zeiten zu bewerben.

Mit der Fenstersanierung ist der Umbau nicht abgeschlossen

Mit der Fenstersanierung ist der Umbau nicht abgeschlossen. Bezirksamt und Kulturpalast wollen das in den 1980er-Jahren konzipierte Kulturzentrum modernisieren. Die Gruppenräume sollen akustisch voneinander und vom Saal getrennt und so parallel nutzbar werden, mehr Gruppenräume hinzukommen. Auch der Saal wird modernisiert.

Wann dieser Umbau starten kann, ist noch unklar, aber die Wunschliste ist erst einmal groß und kompliziert: „Wir möchten den Saal in Zukunft sowohl quer, wie jetzt, als auch längs ausgerichtet nutzen können; und am liebsten wäre uns, wenn man ihn bei Bedarf teilen könnte“, sagt Dörte Inselmann. „Dabei werden alle Umbauwünsche eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt.“

Ex-Rieckhof: Warum der "Verein Freizeitzentrum Hamburg" insolvent ist

Der „Verein Freizeitzentrum Harburg“, bis Juni Träger des Kulturzentrums Rieckhof, hat Anfang des Monats Insolvenz angemeldet. Bis dahin, so betont der ehemalige Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen, habe der Verein alle offenen Forderungen aus dem Betrieb des Hauses zahlen können. „Wir haben über 100 Verträge mit Firmen gekündigt, Mitarbeiter entlassen, sowie fast das gesamte Inventar verkauft oder entnommen und eingelagert. Es ist uns durch den Verkauf von Inventar gelungen, alle Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, obwohl wir keine Zuwendungen mehr erhalten haben.“

Nun allerdings fordert der Träger der städtischen Betriebsrenten vom Verein Freizeitzentrum über 600.000 Euro als Entschädigung für in Zukunft ausfallende Einzahlungen. Diese Praxis ist juristisch umstritten, allerdings kann sich der Verein auch den Prozess nicht leisten. Die Folge ist der Insolvenzantrag.