Hamburg. Noch wochenlang fährt die S-Bahn nur im Pendelbetrieb. Die Ersatzangebote überzeugen Harburger Lokalpolitiker nicht.
Noch mehr als einen Monat lang müssen Pendler aus dem Hamburger Süden und den angrenzenden Regionen mit starken Einschränkungen beim S-Bahn-Verkehr leben: So lange dauert es mindestens, bis die Brandschäden an der Brücke an der Station Elbbrücken behoben sind.
Mit Schienenersatzbussen, den Regional- und Fernzügen sowie einem stark eingeschränkten S-Bahn-Pendelbetrieb zwischen Wilhelmsburg und Hammerbrook soll weiterhin ein Verkehrsangebot vorgehalten werden. Politiker aus dem Hamburger Süden halten das Notangebot für unzureichend und fordern Nachbesserungen. Außerdem sehen sie sich in ihrer Forderung bestätigt, in naher Zukunft Alternativen zur S-Bahn-Elbquerung an den Elbbrücken zu schaffen.
S-Bahn Hamburg: Reparatur der Brücke dauert bis Mitte September
Vor einer Woche war auf der Zweibrückenstraße direkt in der Straßenunterführung unter dem Bahnhof Elbbrücken ein Lkw in Brand geraten und sein Fahrer hatte ihn an Ort und Stelle ausbrennen lassen. Eine Stunde lang brannte die Ladung, dabei entstanden, so hat man es nachvollziehen können, Temperaturen von mehr als 800 Grad.
Wichtige tragende Stahlteile verzogen sich. Die Elastomerlager zwischen Brückenträgern und Betonstütze sind stellenweise nicht mehr vorhanden. „Die einzig gute Nachricht ist, dass wir die Brücke nicht komplett abreißen müssen, sagte Kai Axel Boß, Leiter Netze Hamburg bei der DB AG, am Dienstag unter der Brücke. „Für die Reparatur werden wir bis zum 18. September benötigen.“
Ersatzverkehr mit Bussen und Pendel-S-Bahn
Glück im Unglück: Nicht alle Brückenträger sind beschädigt. Das westlich gelegene S-Bahn-Gleis kann weiter befahren werden. So kann wenigstens ein rudimentärer Pendelverkehr zwischen Wilhelmsburg im 20-Minuten-Takt erfolgen Von Süden her wird die Station Wilhelmsburg und von Norden her Hammerbrook im Zirka-10-Minuten-Takt mit der S 3 bedient. Dann muss jeweils auf die Pendelbahn umgestiegen werden. Die S 31 fährt nicht.
- S-Bahn-Verkehr in Hamburgs Süden weiter massiv eingeschränkt
- Hamburgs neuer Stadteingang: Diese Änderungen stehen bevor
- 800 Fahrzeuge: HVV kooperiert mit E-Carsharing-Anbieter
Zusätzlich zu dem Pendelzug wird ein Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen den Stationen Wilhelmsburg und U-Bahn Elbbrücken angeboten. Abfahrtsorte sind Inselpark, Veddeler Straße, Wilhelmsburger Platz und Elbbrücken. Zumindest am vergangenen Wochenende war das wohl nicht jedem Ersatzfahrer klar: „Als wir diesen Bus nahmen, hielt er an jeder Haltestelle der Linie 155“, sagt der Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich (SPD). „Der Bus war so voll, dass Fahrgäste mit Gehhilfe oder Rollstuhl chancenlos gewesen wären und er hat von Wilhelmsburg bis Elbbrücken 45 Minuten gebraucht. Hier muss dringend nachgebessert werden.“
Harburger Bezirkspolitiker fordern mehr Ersatzverkehr
Sein Abgeordnetenkollege und Parteigenosse Sören Schumacher aus Harburg findet, dass nicht nur am Wilhelmsburger Schienenersatzverkehr nachgebessert werden muss. Immerhin benutzen üblicherweise pro Tag 160.000 Menschen die Linien S 3 und S 31, um über die Elbe zu pendeln. Am Bahnhof Harburg dürfen HVV-Zeitkarteninhaber – dazu zählt bis Monatsende auch das 9-Euro-Ticket – zwar auch Fern- und Regionalzüge in Richtung Hamburg benutzen, „nur müssen sie auch erst einmal dorthin kommen, wenn sie nicht ohnehin zu denen gehören, die diesen Bahnhof nutzen.“
Aus Neugraben und Neuwiedenthal müssten die Leute nun erst nach Harburg fahren und dort umsteigen. Deswegen fordert Schumacher: „Es muss noch ein zusätzlicher Schienenersatzverkehr aus Harburg und dem Süderelberaum eingerichtet werden und die Regionalbahn in Neugraben halten!“
S-Bahn Hamburg: U4 verlängern statt U5 neu bauen?
In der Tat soll es in der vergangenen Woche am Hauptbahnhof zeitweise zu chaotischen Szenen an den Metronom-Gleisen gekommen sein, berichten Fahrgäste. Sicherheitskräfte hätten kurzfristig die Zugänge zum Bahnsteig abgeriegelt, um gefährliche Überfüllung zu vermeiden. Ob es zusätzliche Ersatzbusse geben kann, ist fraglich: Derzeit gibt es im HVV-Netz viele Baustellen mit Ersatzverkehren. Busse und Fahrer sind knapp.
„Diese Situation zeigt, dass wir auch im Schienenverkehr redundante Systeme brauchen“, sagt der Süderelbe-CDU-Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll. „Und weil die gute Idee eines S-Bahn-Elbtunnels sehr lange zur Verwirklichung braucht, sollte man schnell die U4 über die Elbe verlängern. Der Meinung ist auch Michael Weinreich: „Man muss die Prioritäten ändern“, sagt der Sozialdemokrat. „Statt sich voll auf die U 5 um die Alster zu konzentrieren, sollte man die U 4 schnell zumindest ins Wilhelmsburger Reiherstiegviertel verlängern.“