Hamburg. U-Bahn-Linie wird für 465 Millionen Euro bis zur Horner Geest verlängert. Anwohner gelangen dann deutlich schneller in die City.
Die Außentemperaturen liegen am Mittwochvormittag schon bei um die 30 Grad – aber die Bauarbeiter im Umfeld des U-Bahnhofs Horner Rennbahn dürfen nicht auf Hitzefrei hoffen. Denn auf dieser Großbaustelle soll es zu keinen Verzögerungen kommen. Seit dem ersten Spatenstich im Februar vergangenen Jahres wird auf Hochtouren an der Verlängerung der U 4 bis zur Horner Geest gearbeitet. „Wir sind im Zeit- und im Kostenplan. Das macht uns natürlich stolz in Zeiten steigender Materialkosten“, sagt Hochbahn-Technikvorstand Jens-Günter Lang.
Lang hat zur Sommertour eingeladen. Der 60-Jährige war schon für die Verlängerung der U 4 von der Haltestelle HafenCity Universität bis zu den Elbbrücken verantwortlich. An diesem Mittwoch ist Lang begleitet von Journalisten, Fotografen und Kamerateams über ein Gerüst in den Untergrund gelangt. Er führt durch den Tunnel, der bereits Formen angenommen hat. Dort wird später ein Gleis verlegt.
Verkehr Hamburg: Verlängerung zur Horner Geest ist XXL-Vorhaben
Alle Züge der Linien U 2 und U 4, die aus der Innenstadt kommen, werden hier entlangfahren, und dafür wird auch extra ein neuer, 125 Meter langer Bahnsteig im U-Bahnhof Horner Rennbahn gebaut. Der ist noch nicht zu sehen, dafür aber die Bahnsteighalle, die sich im Rohbau befindet. „Wir stehen jetzt hier, wo später Gleise verlaufen werden. Die Fahrgäste werden auf dem Bahnsteig rund einen Meter höher stehen“, erläutert Niels Schefe, der als Projektleiter für den ersten Bauabschnitt der U-4-Verlängerung verantwortlich ist.
Er kennt sich hier natürlich bestens aus und zeigt den Besuchern auch, wo später der Fahrstuhl und der Treppenaufgang ihren Platz haben werden. Die Bahnsteighalle endet vor einer Mauer. „Wir stehen jetzt im Westteil, und dahinter beginnt der Mittelteil. Hier starten die Bauarbeiten Mitte September. Dafür muss aber die Verkehrsführung oben auf der Rennbahnstraße geändert werden“, erläutert Dirk Göhring, der wiederum Gesamtprojektleiter für die U 4 ist.
Neue Strecke zur Horner Geest wird 2,6 Kilometer lang sein
Die Verlängerung der U 4 bis auf die Horner Geest ist ein echtes XXL-Bauvorhaben: Die Linie fährt aktuell von den Elbbrücken bis nach Billstedt. Künftig wird die U 4 dann an der Horner Rennbahn ausgefädelt. Die neue Strecke wird 2,6 Kilometer lang sein, und dort werden die Haltestellen Stoltenstraße und Horner Geest gebaut. Die Inbetriebnahme der neuen Verbindung ist im Jahr 2026 geplant. Die Bauarbeiten rund um den U-Bahnhof Horner Rennbahn sollen Ende 2024 abgeschlossen sein. Im Juli dieses Jahres wurde parallel mit dem zweiten Bauabschnitt im Bereich der Manshardtstraße begonnen. Im ersten Bauabschnitt sind insgesamt schon etwa 200 Meter im Rohbau fertiggestellt.
Für die Verlängerung der U 4 sind rund 465 Millionen Euro veranschlagt. „Das ist ein gutes Investment, denn es werden etwa 13.000 Menschen einen Anschluss an das U-Bahn-Netz erhalten, die jetzt noch auf den Bus angewiesen sind“, sagt Technikchef Lang und stellt fest. „Wenn wir wollen, dass die Hamburger vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen, dann müssen wir ihnen ein attraktives Angebot unterbreiten. Und das ist hier bei der Verlängerung der U 4 der Fall.“ Lang lässt Zahlen sprechen. „Die Fahrzeit von der Horner Geest bis zum Hauptbahnhof reduziert sich von etwa 23 auf 13 Minuten.“ Von der Stoltenstraße bis zum Hauptbahnhof soll die Fahrt nur noch elf anstatt 20 Minuten dauern.
U4: Für den Tunnel müssen Teile eines Parkhaus weichen
Die Gäste der Sommertour haben inzwischen wieder die Erdoberfläche erreicht. Über die Rennbahnstraße geht es vorbei am U-Bahnhof. Ein provisorischer Übergang führt über den Ostteil des Tunnels, der in offener Bauweise errichtet wird. Unten im Tunnel gehen die Bauarbeiter über das Stahlgerüst. „Das wird am Donnerstag mit 1000 Kubikmeter Beton ausgegossen. Dafür werden wir drei Pumpen im Einsatz haben, die rund zwölf Stunden laufen werden“, sagt Gesamtprojektleiter Göhring. Mit der Ausführung der Bauarbeiten wurde die BeMo Tunnelling GmbH beauftragt. Für den Bau des Tunnels im Ostteil müssen auch Teile eines Parkhauses und ein Gebäude weichen, das die Telekom bislang genutzt hatte. „Wenn die Bauarbeiten beendet sind und die Tunneldecke geschlossen, werden hier Wohnungen gebaut“, sagt Gesamtprojektleiter Dirk Göhring.
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Und hier im Ostteil wird vom Herbst 2022 an auch das Kreuzungsbauwerk errichtet. „Es werden zwei übereinanderliegende Tunnel gebaut. Die U 4 wird dann unter der U 2 fahren“, sagt Projektleiter Schefe. Während die U 2 wieder auf die bestehende Strecke Richtung Mümmelmannsberg eingefädelt wird, verläuft die Verlängerung der U 4 über eine Linkskurve im Tunnel Richtung Manshardtstraße. Die Sommertour ist nach anderthalb Stunden beendet. Die Bauarbeiter werden hier noch bei tropischen Temperaturen bis zum Abend werkeln.