Hamburg. Auch Tage nachdem ein Lkw unter der Bahnbrücke ausbrannte, ist nicht klar, wann die S-Bahn wieder nach Fahrplan fahren kann.

Vorerst keine Besserung in Sicht für Fahrgäste der S-Bahn Hamburg, die über die Elbe fahren wollen: Nachdem am Montag ein Sattelzug unter der Bahnbrücke an der Haltestelle Elbbrücken ausgebrannt war, kommt es auch weiterhin zu massiven Einschränkungen. Wie lange diese noch andauern werden, ist auch Tage nach dem Feuer unklar: "Anfang nächster Woche können wir voraussichtlich mehr sagen", erklärte eine Bahnsprecherin auf Abendblatt-Anfrage.

Mindestens bis dahin verkehrt die S3 weiter ganztägig im 20-Minuten-Takt zwischen dem Hauptbahnhof und Harburg, die S31 fällt in diesem Bereich ganz aus. Normalerweise fährt zwischen 6 und 22 Uhr alle fünf Minuten eine S-Bahn über die Brücke. Der Regional- und Fernverkehr der Bahn ist nicht eingeschränkt – seine vier Gleise liegen auf einer eigenen Brücke, die nicht durch die Flammen beschädigt wurde.

S-Bahn Hamburg: Schwere der Brückenschäden noch nicht bekannt

Um die Last der rund 160.000 Pendler, die täglich auf die Nord-Süd-Verbindung über die Elbe angewiesen sind, besser zu verteilen, hat die Deutsche Bahn bereits am Dienstag die Züge des Fernverkehrs bis Harburg für Inhaber von Zeitkarten freigegeben.

Die Brücke wird derzeit von einem Sachverständigen genau untersucht. Der Lkw hatte rund eine Stunde lang brennend unter ihr gestanden, dann hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht. Wie schwer die dadurch entstandenen Schäden sind, dazu gibt es bisher keine Angaben. Erst Anfang nächster Woche lägen die Einschätzungen der Experten vor, anhand derer man das weitere Vorgehen planen könne. Die Polizei geht weiterhin von einem technischen Defekt als Auslöser aus.

Braucht Hamburg einen eigenen Elbtunnel für Züge?

Wären statt der S-Bahn- die Gleise des Regional- und Fernverkehrs beschädigt worden, die Auswirkungen des Feuers auf den Zugverkehr wären noch weit dramatischer gewesen: Die Elbbrücken sind eine der wenigen Elbquerungen auf der Schiene im norddeutschen Raum. Die nächste befindet sich in Lauenburg – sie ist aber lediglich eingleisig und nicht elektrifiziert.

Die drastischen Einschränkungen, die ein Feuer an einem neuralgischen Punkt ausgelöst hat, heizen auch die Diskussion um die Ertüchtigung des Bahnverkehrs über die Elbe an: Politiker wie Metin Hakverdi (SPD) fordern nun mit neuer Vehemenz einen weiteren Elbtunnel im Westen, der für S-Bahnen und Fernzüge eine Verbindung von Altenwerder nach Altona herstellt. Er sagte dem Abendblatt: „Wir müssen uns jetzt zu dem Projekt bekennen und es planen, damit es irgendwann in der Zukunft verwirklicht wird.“ Auch die Hamburger FDP hatte schon mehrfach einen Bahn-Elbtunnel gefordert, ebenso die Grünen in Harburg.

S-Bahn Hamburg: Verkehrssenator will sanieren, nicht neu bauen

Völlig unklar ist, was ein solcher Elbtunnel kosten würde: Allein die Verlängerung der U4 bis zur Horner Geest ist mit fast einer halben Milliarde Euro veranschlagt. Die Deutsche Bahn und die Stadt prüfen derzeit die Erweiterung der Elbbrücken von derzeit vier auf dann sechs Fernbahngleise; auch eine Machbarkeitsstudie zum neuen Elbtunnel soll bis kommendes Jahr erste Ergebnisse bringen.

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hatte mit Blick auf die Kapazität der S-Bahn von und nach Harburg im Sommerinterview mit dem Abendblatt zwar einen "dritten Zug nach Harburg in zehn Minuten" in Aussicht gestellt – das aber mit Blick auf die Sanierung bestehender Infrastruktur.