Hamburg. Von Amts wegen ist nach 14 Jahren Hängepartie der Weg prinzipiell frei für ein Schwimmbecken auf dem Wasser. Doch es gibt einen Haken.
Auf den Wasserflächen des Harburger Binnenhafens wird sich in den kommenden Jahren einiges tun: Mit einem erweiterten Liegeplatz-Konzept sollen noch mehr interessante Traditionsschiffe nach Harburg geholt werden, mehr Wohnen auf dem Wasser ist geplant und am Treidelweg soll nicht nur landseitig der Beachclub entstehen, sondern auch auf dem Wasser freizeitorientierte Flächen vergeben werden. Sogar das vor einigen Wochen noch als unrealistisch abgetane Badeschiff ist nun eine ernsthafte Option, die das Bezirksamt vorschlägt.
Badeschiff und Beachclub könnten als Antwort auf ein Problem gesehen werden, das in der gleichen Sitzung die Stadtplaner von „c/o Zukunft“ in der Problem- und Potenzialanalyse für das RISE-Fördergebiet Binnenhafen benannt hatten: Nicht genügend altersgerechte Bewegungs- und Kulturangebote für die gegenwärtige Bewohnerschaft des Quartiers. Die besteht in der Mehrheit aus jungen Erwachsenen zwischen 25 und 49. Zumindest , was aktive Freizeitgestaltung angeht, könnten Baden und Beach dieser Klientel deutlich weiterhelfen.
Freibad Hamburg: Ein Badeschiff im Binnenhafen – Traum seit 14 Jahren
Die Forderung nach einem Badeschiff im Binnenhafen gibt es seit 14 Jahren. 2008 war dies noch ein Vorstoß der damaligen schwarz-grünen Bezirkskoalition, der im Laufe der Zeit ab und zu wieder auftauchte, nur um dann erneut in einer Schublade zu landen oder gleich in der Versenkung zu verschwinden.
Zuletzt war das schwimmende Schwimmbecken von der Wirtschaftsbehörde abgelehnt worden: Am geplanten Standort am Treidelweg würde es das Aus- und Eindocken von Schiffen bei der Jöhnck-Werft behindern. Für diese Problematik haben die Ingenieure des Bezirks nun eine Lösung gefunden: Liegt der Planschponton nicht direkt gegenüber der Werft-Einfahrt, sondern etwas nördlich oder südlich der zunächst gedachten Position, lässt sich die Freizeitnutzung der Wasserflächen am Treidelweg mit dem berechneten Drehkreis der Jöhnck-Schiffe kombinieren. Dafür darf der mittlere der drei geplanten Wasser-Abschnitte am Treidelweg dann aber auch nur vier Meter breit sein.
Hohe Einstiegskosten: Badeschiff wäre nur mit Beachclub rentabel
Auch, wenn es nun theoretisch möglich wäre, Schwimmbadboot und Hafenbetrieb zu kombinieren, heißt das nicht, dass automatisch eines kommt. Es müsste sich erst einmal jemand finden, der das Schwimmbadboot betreiben würde – hohe Einstiegsinvestitionen inklusive: „Man benötigt außer dem eigentlichen Schwimmbecken auch noch Flächen, um die Technik zur Wasseraufbereitung sowie sanitäre Anlagen unterzubringen, wegen des Hafenbetriebes Schutzdalben, eine Steganlage sowie Ver- und Entsorgungstechnik“, zählte Baudezernent Hans-Christian Lied auf. „Über Eintrittskarten lässt sich das schwer erwirtschaften. Badeschiffe in anderen Städten sind nur durch die angeschlossene Gastronomie wirtschaftlich.“
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Lied hält es deshalb für eine gute Idee, wenn sich der Bewerber für die Beachclub-Fläche auch für den nördlichen Wasserbereich, der für ein Badeschiff in Frage käme, bewirbt, oder ein möglicher Badeschiffbewerber auch für die Beachclub-Fläche. Außer dem Badeschiff ist auf den Wasserbereichen auch schwimmende Gastronomie denkbar. Das Interessenbekundungsverfahren für die drei Wasserflächen am Treidelweg, ein weiteres am östlichen Bahnhofskanal sowie das Beachclub-Los wird demnächst eingeleitet.
Freibad Hamburg: Möglicher Beachclub-Betreiber weiß noch nichts vom Badeschiff
Viele Harburger rechnen damit, dass sich auf das Beachclub-Los auch der damalige Betreiber des vor sieben Jahren geschlossenen Beachclubs am Veritaskai, Heiko Hornbacher bewerben werde. Sicher ist das jedoch nicht: „Interesse haben wir, aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen“, sagt Matthias Winkelmann von der Hornbacher Freizeit-Vertriebs GmbH. „Von einem Badeschiff wissen wir noch nichts.“
Auch abseits des Treidelwegs sollen die Wasserflächen des Binnenhafens intensiver genutzt werden: Ein Konzept des Bezirksamts sieht unter anderem Liegeflächen für Traditionsschiffe vor, die noch nicht ganz vorzeigbar sind. Diese könnten am westlichen Holzhafenufer liegen. Im Holzhafen rudern aber auch die jungen Wassersportler des SV Grün-Weiß Harburg, merkte der CDU-Abgeordnete und Grün-Weiß-Präsident Rainer Bliefernicht an und fürchtet Haftungskonflikte, falls seine Ruderer mal ein historisches Schiff streifen. Lied versprach, diese Gefahr zu prüfen. Weitere Traditionsschiffsplätze sollen im Ziegelwiesenkanal hinzukommen. Im westlichen Bahnhofskanal soll auf dem Wasser gewohnt werden dürfen.