Hamburg. Auch andere Freibäder in Hamburg haben Schwierigkeiten: Bäderland sucht dringend Personal. Wie ist die Lage in den Ferien?
Sommerhitze in der Stadt, Stau auf der Autobahn Richtung Ostsee – also auf ins Freibad und rein ins nasse Vergnügen. Doch das war am vergangenen Sonnabend gar nicht so einfach. Etliche Hamburger standen vor den verschlossenen Pforten der Freibäder Marienhöhe, Osdorfer Born und Neugraben – denn wie berichtet, waren die, anders als etwa die Freibäder Bondenwald und Billstedt, trotz Sommerwetters geschlossen.
Dass Bäderland nicht alle Freibäder auf einmal öffne, sei nicht ungewöhnlich, sagt Sprecher Michael Dietel. „Das ist immer so in der Übergangswetterphase am Anfang der Saison, die allerdings in diesem Jahr um einige Wochen verspätet auftritt.“ Gerade weil die Wetterlage im Hamburger Sommer weniger stabil sei als etwa in Süddeutschland, habe Bäderland in der Vergangenheit ja Kombibäder mit zuverlässigen Öffnungszeiten geschaffen, die das Baden draußen auch bei weniger sommerlichen Temperaturen ermöglichen. Für die Öffnungszeiten der reinen Sommerfreibäder gelte die Faustregel: „Sonne, mehrere Tage am Stück 22 Grad und nachts zweistellige Temperaturen.“
Freibad Hamburg: Bäderland leidet unter Personalmangel
Also genau das Wetter, das uns in den kommenden Tagen erwartet. Werden dann alle Freibäder öffnen? „Wir streben das auf jeden Fall an, müssen es aber tagesaktuell angesichts der Verfügbarkeit unsere Personals prüfen“, so Dietel. Wie berichtet, sind bei Bäderland derzeit 30 Vollzeitstellen unbesetzt. Seit Januar ist das Unternehmen dabei, Saisonpersonal zu rekrutieren. Denn wie überall haben auch viele Stammaushilfskräfte von Bäderland in der Corona-Zeit andere Jobs angenommen.
Und mögen diese auch nicht unbedingt lukrativer sein als der Job im Freibad, den Bäderland angelernten Rettungsschwimmern mit einem Stundenlohn von knapp 14 Euro und gegebenenfalls Zulagen vergütet – ein Grund für die schleppende Personalbeschaffung dürften die Arbeitszeiten sein. „Wir beobachten, dass Menschen ihre Work-Life-Balance heute anders interpretieren als noch vor einigen Jahren“, sagt der Bäderland-Sprecher. „Viele arbeiten einfach nicht mehr gerne dann, wenn ihre Kumpels im Stadtpark grillen oder an die Ostsee fahren.“
"Ungewöhnlich hoher Krankenstand“ durch Erkältungen
Zudem leide das Unternehmen derzeit unter einem „ungewöhnlich hohen Krankenstand“ – zu Corona-Infektionen und coronabedingter Quarantäne kämen viele Erkältungen und auch ernste Erkrankungen. Um das alles aufzufangen, habe Bäderland bereits Kompromisse machen müssen. Dietel spricht von „Wermutstropfen“. So ist das Holthusenbad seit dem letzten Wochenende für Badegäste geschlossen. Das Personal wird für die Freibäder benötigt. „Es ist für uns und für die Betroffenen vor Ort bedauerlich. Aber Freibäder wie Stadtparksee oder Marienhöhe sind im Sommer nachgefragter als das Holthusenbad.“ Hier finden nur noch Schwimmunterricht und Kurse statt.
Während eine Badeaufsicht im Freibad locker 500 Gäste im Blick haben kann, betreut sie beim Schulschwimmunterricht lediglich bis zu zwölf Kinder. Dennoch bindet der Unterricht derzeit die meisten Kapazitäten bei Bäderland. Das ist noch eine Folge von Corona: Denn zusätzlich zum regulären Schwimmunterricht müssen immer noch Kurse für die Kinder gegeben werden, die während der Lockdowns nicht schwimmen lernen konnten.
Öffnung der Freibäder erfolgt wetterabhängig
Das Gute: In den Ferien findet kein Schulschwimmen statt. Nun hofft Bäderland, dadurch genügend Personal für die Betreuung der Freibäder zu haben. „Wir würden während der Ferien gerne alle Standorte unabhängig vom Wetter öffnen“, sagt Dietel. Man wolle den Hamburger Familien, die nicht wegfahren könnten, ein zuverlässiges Angebot machen.
Drohe jedoch eine längere Schlechtwetter-Periode, schließe man die Freibäder und nutze die Mitarbeiter, um die Hallenbadöffnungszeiten ausweiten zu können. Dietel rät daher, vor Besuch eines reinen Sommerfreibads sich online unter www.baederland.de/baeder/standorte oder beim Servicetelefon ( 040 18 88 90) über die aktuellen Öffnungszeiten zu informieren.
Private Freibäder versprechen ebenfalls Badespaß
In Hamburg gibt es einige private, meist von einem Verein betriebene Freibäder – darunter das Strandbad Farmsen, das Sommerbad Duvenstedt, das Sommerbad Ostende in Tonndorf und das Freibad des SV Poseidon in Eidelstedt. Letzteres ist ein privat betriebenes Bad mit zwei 50-Meter-Becken, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist und jedes Jahr zum 1. Mai öffnet – „trotz großer eigener Probleme“, wie Abendblatt-Leser Uwe Sönnichsen betont.
Anderen Freibadbetreibern macht der Personalmangel dagegen ebenfalls einen Strich durch die Rechnung. „Wenn wir unser Freibad auch bei gutem Wetter nicht geöffnet haben, liegt das an fehlendem Personal“, so die Veranstaltungsstätte Beach Hamburg, die im Sportpark Dulsberg ein Schwimmbad betreibt.
Freibad Hamburg: Naturbad Kiwittsmoor muss schließen
Das Naturbad Kiwittsmoor in Langenhorn muss aus einem anderen Grund ein paar Tage schließen: Zerkarien! Die Larven kleiner Saugwürmer können in Naturgewässern vorkommen und bei Hautkontakt rote, juckende Pusteln bilden. Zahlreiche Badegäste klagten nach dem Besuch am Wochenende darüber.
- SPD setzt sich für „Oben ohne für alle“ in Schwimmbädern ein
- Rettungsschwimmer gesucht: Bäderland sucht dringend Personal
- Saisonstart: Naturbad im Stadtpark lockt zum Schwimmen
Das Bad informiert zwar seit jeher am Eingang über die mögliche Gefahr in Naturgewässern. Aber der „plötzliche, geballte und aggressive Befall hat uns alle überrascht,“ sagt Vereinsvorstand Dirk Pommerening. Das gelte auch für das Bezirksamt, „das die Wasserqualität regelmäßig prüft“.