Hamburg. Für Männer eine Selbstverständlichkeit, für Frauen oft verboten: Schwimmen mit nacktem Oberkörper. SPD will das nun ändern.

Oben ohne für alle: Die SPD-Fraktion Eimsbüttel will ein Zeichen gegen Ungleichbehandlung und Diskriminierung setzen und hat sich deshalb dafür ausgesprochen, in den Schwimmbädern im Bezirk künftig auch Frauen und nichtbinären Menschen das Baden ohne Oberbekleidung zu erlauben. Über einen entsprechenden Antrag wird in der Bezirksversammlung am 30. Juni entschieden.

„Dass im Jahr 2022 solche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht werden, ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärt Paulina Reineke-Rügge, wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Eimsbüttel, den Vorstoß. „Für uns ist klar, dass diskriminierende Kleidervorschriften in Eimsbüttel keinen Platz haben.“ Wer wolle, solle daher im Schwimmbad mit freiem Oberkörper unterwegs sein dürfen.

Oben-ohne-Schwimmen: SPD setzt sich für Gleichstellung ein

Die Bereitschaft, allen Besuchern das „Oben ohne“ zu erlauben, gibt es laut Reineke-Rügge bereits in vielen Schwimmbädern. Bislang fehlte es jedoch an klaren und eindeutigen Regelungen, da oftmals Formulierungen wie „angemessene Kleidung“ einen Interpretationsspielraum ließen.

Reineke-Rügge ist optimistisch, dass der Antrag in der Bezirksversammlung auf eine positive Resonanz stoßen wird: „Da es eine grüne Mehrheit gibt, stehen die Chancen gut, dass der Antrag angenommen wird.“

Sollte das der Fall sein, könnte die neue Regelung bereits am 1. Juli in den Schwimmbädern umgesetzt werden. Aber: „Sowohl für die städtischen Schwimmbäder wie das Kaifu oder Bondenwald als auch für die privaten Bäder ist die Regelung nicht bindend, sondern eine Empfehlung“, sagte die Bezirksabgeordnete.

Vorbild Göttingen: Stadt erlaubt „Oben ohne für alle“ am Wochenende

Eine ähnliche Debatte hatte es im April in Göttingen gegeben, nachdem eine Person, die sich nicht als Frau identifiziert, aus einem Schwimmbad geworfen wurde, weil sie ihre Brüste nicht bedeckt hatte. In der Stadt wurde anschließend intensiv diskutiert. Ergebnis: Vom 1. Mai an dürfen alle Badegäste Schwimmbäder in Göttingen ohne Oberkörperbekleidung besuchen – allerdings nur sonnabends und sonntags.

Zunächst ist eine Testphase bis zum 31. August vorgesehen. Eine Verlängerung gilt als wahrscheinlich, wenn nicht zwischenzeitlich eine andere Regelung ausgearbeitet wird.