Harburg. Lokalpolitiker fordern seit gut zehn Jahren eine öffentliche Badestelle in Harburg. Bei den Badeanstalten tut sich hingegen etwas.

Der Bezirk hat nirgends eine öffentliche Badestelle, obwohl die Süder­elbe „vor der Haustür“ liegt. Es sollte doch möglich sein, einen Platz zu finden, an dem die Elbe oder ein anderes Gewässer für Badende zugänglich gemacht wird. Das fordern die Harburger Kommunalpolitiker seit mehr als zehn Jahren von der Bezirks- und Stadtverwaltung. Das jüngste Mal am Montagabend auf der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses.

Anlass war ein Antrag der Grünen-Fraktion, der Bezirk möge die Einrichtung einer Badestelle am Diamantgraben unterhalb der Bahnbrücke über die Süder­elbe prüfen. Sie griff damit eine Anregung auf, die Ausschussmitglied Rainer Bliefernicht (CDU) im Juni 2021 äußerte, als das Thema ebenfalls auf der Tagesordnung stand. Damals referierte Markus Schläger, Leiter der Landschaftsplanung im Bezirksamt, über mögliche Standorte für eine Badestelle oder ein Badeschiff und kam zu dem Schluss, dass sich alle untersuchten Areale nicht eignen. Der Diamantgraben war dabei nicht berücksichtigt worden.

Kommunalpolitiker haben sich mit der Absage nicht zufrieden gegeben

Doch auch die kleine Bucht hinter der Pionierinsel und einem zweiten Eiland unterhalb der Bahnbrücke scheide als potenzielle Badestelle aus, sagte Schläger am Montag: „Der gesamte Bereich des Süderelbufers ist, mit wenigen Ausnahmen, Landschaftsschutzgebiet. Die Insel unterhalb der Bahntrasse ist als Biotop vollständig, die Pionierinsel teilweise geschützt. Um eine Badestelle zu realisieren, müsste der Bezirk bei der Umweltbehörde eine Befreiung beantragen. Doch die Behörde ist bereits 2015 zu dem Schluss gekommen, dass das Baden in der Süderelbe aus Qualitäts- und Sicherheitsgründen nicht möglich sei.“ Weitere Hemmnisse seien der Tidenhub im Gewässer, wiederkehrendes Hochwasser im Deichvorland (Probleme für die landseitige Infrastruktur) sowie die ab 2030 geplante Deicherhöhung.

Die Kommunalpolitiker haben sich mit der Absage nicht zufrieden gegeben. Bliefernicht verwies auf einen weiteren noch offenen Antrag aus dem Jahr 2019, in dem die CDU-Fraktion ein Badeschiff im Harburger Binnenhafen forderte. Dieses Anliegen war damals bereits zehn Jahre alt. Im November 2008 hatte die Bezirksversammlung einem Antrag der Fraktionen CDU und GAL (Grün-Alternative Liste) zugestimmt, der Bezirk möge Standorte für ein Badeschiff in Harburg prüfen. Das Ergebnis wurde im Februar 2009 vorgestellt: Als einzig möglicher Standort komme der Treidelweg im Binnenhafen in Frage.

Sediment im Binnenhafen kontaminiert

Gegen Badeschiff oder Steganlage an der Kaimauer des Treidelwegs ging 2020 die Wirtschaftsbehörde in Stellung: Das Baden sei hier wegen der Jöhnk Werft und des frei zu haltenden Wendekreises für manövrierende Binnenschiffe sowie generell wegen des Schiffsverkehrs in dem Hafenbereich zu gefährlich. Hinzu komme, dass das Sediment im Binnenhafen kontaminiert sei. In welchem Ausmaß, sei noch nicht untersucht worden. Inzwischen hat der Bezirk im Rahmen der Kaimauersanierung am Treidelweg Liegeplätze für Gastroschiffe vorgesehen, ohne dass der Werftbetrieb tangiert wird. Statt eines Gastroschiffs könnte dort vielleicht auch ein Badeschiff festmachen, sagte der Ausschussvorsitzende Frank Richter (SPD).

„Als ich noch bei der IBA gearbeitet hatte, habe ich versucht, ein Badeschiff in den Müggenburger Zollhafen zu legen. Das Projekt scheiterte, weil sich kein Betreiber gefunden hat“, antwortete Harburgs Baudezernent Hans Lied. „Im Binnenhafen könnte das vielleicht funktionieren. Wenn jemand kommt, der ein Badeschiff an den Treidelweg legen will, ist er herzlich willkommen.“

Freizeitbad Midsommerland um ein Sportbecken erweitert werden

Während Badeschiffe oder Naturbadestellen noch Zukunftsmusik sind, tut sich bei den landseitigen Badeanstalten in der Region Süderelbe und in der Kernregion Harburg einiges. Allerdings sind auch diese Projekte noch nicht in Stein gemeißelt und werden erst in einiger Zeit umgesetzt. In Harburg soll das Freizeitbad Midsommerland um ein Sportbecken erweitert werden (wir berichteten). Die Gelegenheit ergibt sich, wenn demnächst – der Zeitpunkt steht noch nicht fest – das Midsommerland und die Badtechnik generalüberholt werden und dafür eine längere Zeit geschlossen werden müssen. Ein Anbau soll vier 25-Meter-Bahnen und einen Sprungturm erhalten.

In Fischbek plant Hamburg zusammen mit der Nachbargemeinde Neu Wulmstorf ein Kombi-Bad. Dies soll die Freibäder Neugraben und Neu Wulmstorf sowie die Schwimmhalle Süderelbe ersetzen und die Schwimmhalle Neu Wulmstorf, die gerade saniert wird, für reinen Schul- und Vereinsbetrieb der Gemeinde freihalten. Beide Projekte stehen noch unter „Finanzierungsvorbehalt“: Die für die Bäder zuständige Hamburger Umweltbehörde will sie, der Bezirk ebenso. Aber aus der Finanzbehörde ist noch kein Geld zugesagt.