Harburg. Öffentliche Grünflächen werden zu Wildblumenwiesen und damit zu Eldorados für die Insektenwelt. Das plant der Bezirk Harburg.
Blühwiesen helfen der Insektenwelt – der Bezirk Harburg sollte auf seinen öffentlichen Flächen mit gutem Beispiel vorangehen und Grünflächen erblühen lassen, fordert die Grünen Fraktion der Bezirksversammlung. Inwieweit das bislang geschah und wo Hindernisse für eine blühende Stadtlandschaft liegen, wird am kommenden Dienstag im Umweltausschuss erörtert.
Grundlage bildet eine Stellungnahme des Bezirksamts. Sie benennt Flächen, die bereits zu Blühwiesen wurden oder es in diesem Jahr werden. Allerdings schränkt sie ein: „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Pflege der Blühwiesen wesentlich aufwendiger und teurer ist als die Unterhaltung von Rasen- und Wiesenflächen. (...) Geringe personelle Kapazitäten ermöglichen zudem kaum konzeptionelles Arbeiten und eine Entwicklung weiterer Perspektiven.“
300 Quadratmetern zwei Blühfläche auf Friedhof eingerichtet
Bereits 2019 hatte die Bezirksversammlung auf Antrag der Grünen Fraktion beschlossen, den Artenschutz und die biologische Vielfalt im öffentlichen Raum zu fördern. Den Anfang machte der Langenbeker Friedhof. Dort wurden 2020 auf Wunsch von engagierten Bürgern auf rund 300 Quadratmetern zwei Blühflächen mit niedrig blühenden Sommerblumen entlang der Hauptwege angelegt.
Sie haben sich, unterstützt durch eine Nachsaat im vergangenen Jahr, gut entwickelt, so das Bezirksamt. Zusätzlich hat die Deutsche Wildtierstiftung am Teich des Friedhofs eine Fläche mit Stauden bepflanzt, um die Vielfalt der Flora, der Insekten und der von ihnen lebenden Vögel und Kleintiere zu erhöhen. Informationstafeln zur Blühwiese und zur Staudenfläche erklären die Projekte vor Ort.
Neugraben ist Vorreiter im EU-Projekt Clever Cities
Weitere bunte Wiesen entstanden in Neugraben-Fischbek im Rahmen des EU-Projekts Clever Cities. Es fördert ökologische und soziale Initiativen in den Wohnquartieren ausgewählter europäischer Städte und hofft auf Nachahmer. Zu den drei Vorreitern in der EU gehört Hamburg mit dem Stadtteil Neugraben-Fischbek. So entstand ebenfalls schon 2020 am Fischbeker Heuweg eine 400 Quadratmeter große Blühwiese. 2021 bekamen die Insekten im Rahmen von Clever Cities ein eigenes Hotel.
Ebenfalls gefördert von dem EU-Projekt wurde der insgesamt 2800 Quadratmeter große Naturerlebnisspielplatz Dritte Meile nahe des Dorfkerns von Fischbek. Er wurde in einem Bürgerbeteiligungsverfahren zusätzlich bepflanzt und ausgestaltet. Und im Neubaugebiet Vogelkamp bekam die Parkanlage Neugrabener Wiesen bunte Streifen.
Auf dem Heidefriedhof am Falkenbergsweg wird sich in diesem Jahr etwas tun: In Abstimmung mit dem NABU (Naturschutzbund Deutschland), der Deutschen Wildtierstiftung und dem örtlichen Imkerverband werden mit Farnen bewachsene Bereiche leergeräumt, Altholz und Findlinge verlegt und im Frühjahr eine einjährige Wildblumenmischung eingesät. 2023 wird dann auf farnfreien Flächen Heide gepflanzt.
Am Schwarzenberg sollen Ufer des Schwanensees erblühen
Auch im Harburger Kerngebiet sind Maßnahmen geplant. Im Schwarzenberg-Park sollen am Ufer des Schwanensees (nahe Grumbrechtstraße) und auf den umliegenden Flächen neu angelegte Wiesen erblühen. „Der Ufersaum wird mit einer dem Standort entsprechenden Saatgutmischung auf einer Fläche von circa 850 Quadratmetern eingesät“, kündigt das Bezirksamt an.
Die südlich angrenzenden Flächen beidseitig des Fußweges (900 m²) und eine Fläche an der Bissingstraße (1600 m²) werden ebenfalls mit einer Saatgutmischung (Fettwiese) bestückt. Das Geld für diese Maßnahmen kommt vom Finanzinstrument Naturcent: Die Stadt zweigt einen Teil der durch Bauprojekte zusätzlich eingenommenen Grundsteuer in den Umwelthaushalt ab, als ökologischer Finanzausgleich für die Flächenversiegelung durch Wohnungsbau.
Auch Spiel- und Liegewiesen sind wichtig
Auch im Göhlbachtal seien Blühwiesenbereiche entstanden „und weitere Vorhaben in Planung“, schreibt die Bezirksverwaltung. Sie sieht allerdings nur sehr begrenzte Möglichkeiten, weitere öffentliche Flächen erblühen zu lassen. Denn mit jeder zusätzlichen Blumenwiese steige der Bedarf „an speziell ausgebildeten Fachkräften für die ökologische Pflege der Flächen sowie der Bedarf an speziellen Maschinen für die Mahd“. Zudem müsse das Mähgut teuer entsorgt werden. Generell kann nicht jede grüne Wiese zum Insektentummelplatz werden. Schließlich wollen auch Menschen Grünflächen nutzen, etwa als Spiel- oder Liegewiesen. Hier sei eine Abwägung der Interessen notwendig, heißt es in der Stellungnahme des Bezirks.