Harburg. Natürlich Hamburg: Die Umweltbehörde der Stadt plant die Aufwertung von drei Parks und Neuländer Wiesen.
Mehr blühende Wiesen, naturnähere Gewässer, Unterkünfte für Fledermäuse und neue Beobachtungsmöglichkeiten für Naturinteressierte – das sind die wichtigsten Maßnahmen, mit denen die Hamburger Umweltbehörde Harburgs Natur fördern will.
Dies geschieht im Rahmen des Großprojekts Natürlich Hamburg, mit dem die Stadt ausgewählte Naturareale weiter aufwerten will. In Harburg sind dies: das Naturschutzgebiet Neuländer Moorwiesen, der Harburger Stadtpark, Meyers Park in Heimfeld und der Rönneburger Grünzug entlang des Wittheckgrabens (Projektname: Rönneburger Park).
2,8 Millionen Euro kosteten Pflege- und Entwicklungspläne
Nach dem offiziellen Projektstart vor drei Jahren haben Biologen im Auftrag der Stadt zunächst Bestandsaufnahmen gemacht. Die Umweltbehörde wählte dann in Rücksprache mit den Bezirken die passendsten Gebiete aus und erarbeitete für jedes einzelne sogenannte Pflege- und Entwicklungspläne. Dieser Projektteil ist jetzt abgeschlossen und kostete fast 2,8 Millionen Euro. 75 Prozent davon zahlt des Bundesamt für Naturschutz (BfN) aus seinem Programm „chance.natur“.
Die erarbeiteten Maßnahmenbündel bauen eine Brücke zur Umsetzungsphase, die jetzt beginnt. Hier stehen der Stadt rund 19 Millionen Euro zur Verfügung, wenn das BfN den beantragten Maßnahmen zustimmt. Was in Harburg vorgesehen ist, stellte Jörgen Ringenberg vom Planungsbüro EGL am Dienstagabend dem Umweltausschuss der Bezirksversammlung vor. Es sind insgesamt 30 Maßnahmen anvisiert, darunter allein elf im Harburger Stadtpark.
„Der 82 Hektar große Stadtpark wurde zwischen 1913 und 1987 in mehreren Abschnitten angelegt“, sagte Ringenberg. Er enthalte relativ stark gestaltete Themengärten, sei aber insgesamt sehr naturnah. Allerdings gab es früher sehr viel mehr „lichte Bereiche“ (Lichtungen innerhalb des Baumbestands), auf denen sich eine artenreiche Waldflora entwickeln kann. Vor allem im Bereich des Schulgartens sollen nun „die vorhandenen Gehölzbestände ausgelichtet“ (umgangssprachlich: Bäume gefällt) werden. Auf den gelichteten Flächen soll anschließend ausgebrachte Wildblumensaat als Initialzündung für einen blütenreichen Wildkräutermix dienen.
Ehemaligen Dahliengarten neu erblühen lassen
Auch auf einer Feuchtwiese im Park, auf der der in Hamburg gefährdete Schlangen-Knöterich wächst, sollen Bäume beseitigt werden. Alle Feuchtwiesen im Süden des Parks bedürften zudem zusätzlicher Pflege, so der Biologe: „Sie sollten zweimal im Jahr, im Juni und im Oktober, gemäht werden. Dort wachsen viele Brennnessel. Sie müssen bekämpft und die Artenvielfalt der Wiesen durch Saatgut gestärkt werden.“ Wildblumenmischungen sollen auch den ehemaligen Dahliengarten erblühen lassen. Zuvor müsse aber die „historische Beet-Wege-Struktur“ rekonstruiert werden.
Sehr viel kleiner, aber ebenfalls ökologisch wertvoll ist Meyers Park östlich der Helios Mariahilf Klinik. Wie auch im Stadtpark leben hier sehr viele Fledermäuse. Bei der nächtlichen Bestandsaufnahme entdeckten die Biologen eine kleine Sensation: Ihnen ging ein Großes Mausohr ins Netz, eine Art, die in Hamburg als ausgestorben galt. Vor allem ihm, aber natürlich auch anderen Arten, sollen nun 25 im Park zu verteilende Fledermauskästen beim Überleben helfen.
Zudem plant die Umweltbehörde, in dem anno 1869 vom Fabrikanten Heinrich Christian Meyer gegründeten Park drei „Naturwaldzellen“ auszuweisen, die mindestens 30 Meter von öffentlichen Wegen entfernt liegen. Ringenberg: „Der Park hat alte Buchenbestände, die es zu schützen gilt. Solche Baumbestände sind ein Alleinstellungsmerkmal von Parks, da sie forstlich nicht genutzt werden.“ In den Arealen werden stehendes und liegendes Totholz sowie abgestorbene Äste in den Kronen nicht entfernt, also keine Verkehrssicherung betrieben. Deshalb dürfen die Areale nicht betreten werden und erhalten einen einfachen Zaun, den Wildtiere leicht überwinden können.
Rönneburger Wittheckgraben soll Gewässer wieder fließen
Im Grünzug am Rönneburger Wittheckgraben liegt der Fokus darauf, das Gewässer wieder fließen zu lassen. Derzeit wird es durch einen Teich aufgestaut, der von einem Anlieger auf öffentlichem Grund illegal angelegt wurde. „Der Graben soll wieder zum Fließgewässer werden“, sagte Ringenberg. „Für Tiere, die ein Stillgewässer benötigen, planen wir, seitlich zwei Amphibienteiche anzulegen.“ Mehrfach seien „Privatgärten auf öffentlichen Grund gewachsen“, das müsse rückgängig gemacht werden. Und dort, wo der Graben verrohrt sei, werde der natürliche Bachlauf wieder hergestellt.
Sehr artenreich und naturnah ist bereits das vierte Areal des Projekts, das Naturschutzgebiet (NSG) Neuländer Moorwiesen östlich der A 1. Hier soll eine Baumreihe entlang eines Grabens entfernt werden, um den im NSG lebenden Wiesenvögeln (69 Brutvogelarten, davon rund 40 Prozent gefährdet) mehr Freiraum zu verschaffen. Außerdem soll auch hier Saatgut ausgebracht werden, um die Wiesen artenreicher zu machen. Auch an Erholungssuchende ist gedacht: Eine Aussichtsplattform und mehrere Informationstafeln werden ihnen die Moorwiesen-Natur noch näher bringen, als sie ihnen ohnehin schon ist.
Über die App „Natürlich Hamburg!“
- Die App „Natürlich Hamburg!“ führt Erholungssuchende in wichtige Naturschutzgebiete (NSG) der Stadt. Sie lässt sich über die Website www.hamburg.de/natur-erleben auf das Smartphone laden. Die kostenlose App ist GPS-gesteuert, das heißt, dass sie sich bei einer Wanderung oder Fahrradtour durch das jeweilige Gebiet selbstständig meldet, wenn besonders interessante Punkte erreicht werden. Dann stellt sie seltene Tiere oder Pflanzen und deren Lebensräume vor oder erläutert die Landschaft, die man gerade durchquert.
- Vier Schutzgebiete sind bislang in der App vertreten, darunter die Fischbeker Heide. Hier werden drei Routen angeboten: „Kleine Heidewanderung“, „Große Runde“ und ein Abstecher in die Neugrabener Heide. Die kleine Wanderung ist vier Kilometer lang und enthält acht interessante Orte, zu denen die App Wissenswertes mitteilt. Die anderen drei NSG sind der Duvenstedter Brook, Wohldorfer Wald und die Boberger Niederung.
- Weitere Routen sollen folgen. Nicht nur in Schutzgebieten, sondern zum Beispiel auch im Harburger Stadtpark. Die Routen mit Kartenmaterial, Audio- und Bildinformationen haben Datenvolumen zwischen 9 und 30 MB. Nach dem Download wird keine Internetverbindung mehr benötigt.