Hamburg. CDU-Antrag scheitert in der Hamburger Bürgerschaft. Alte Süderelbe bleibt Option trotz Treckerdemo und Unterschriftenliste.

Die Freie und Hansestadt Hamburg will eine Öffnung der Alten Süderelbe für die Tide weiterhin prüfen. Ein Antrag des CDU-Abgeordneten André Trepoll scheiterte jetzt in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Er hatte darin gefordert, sämtliche Überlegungen, die in diese Richtung gehen, sofort einzustellen. Da hatte es auch wenig genützt, dass Trepoll 27.000 Unterschriften von Anliegern und Betroffenen mitgebracht hatte. Zudem waren, wie berichtet, Obstbauern aus dem Alten Land und Finkenwerder mit 55 Treckern über die Köhlbrandbrücke zum Rathaus gekommen.

Ziel: Weniger Schlick im Hamburger Hafen

Die Öffnung der Alten Süderelbe könnte den Tidenhub der gesamten Unterelbe um einige Zentimeter senken. Das ist zumindest die Auffassung des „Forums Tideelbe“. Dessen Aufgabe war es Maßnahmen zu identifizieren, mit denen man das Strömungs- und Tideverhalten der Elbe so beeinflussen kann, dass weniger Schlick in den Hamburger Hafen eingetragen wird. Etwa 100 Ideen wurden dazu in Expertengruppen angedacht, zwei Dutzend ernsthaft diskutiert und drei blieben übrig. Von denen sollten zwei weiter geprüft werden, während es bei der dritten, der Öffnung der Dove-Elbe bei Tatenberg, keine offenen Fragen mehr gab. Als weitere Option wird die Öffnung der Haseldorfer Marsch geprüft.

Die Alte Süderelbe ist bereits seit 1790 kein richtiger Flussarm mehr. Damals wurde sie zum Teil abgegraben und ihr Wasser in den Köhlbrand umgeleitet, der seitdem der Mündungsarm der Süderelbe zurück in den Hauptstrom ist. Nach 1962 wurde die Alte Süderelbe komplett von der Tide getrennt und zu einem Binnensee. Hier entstanden zwei Naturschutzgebiete und der umliegende Obstbau richtete seine Be- und Entwässerung auf dieses Gewässer aus.

Kritiker fürchten radikale Veränderung von Lebensraum

Es sind vor allem die direkt im Gebiet aktiven Naturschützer, die Obstbauern und die Anrainer der Alten Süderelbe in Finkenwerder und Neuenfelde, die gegen die Flutung der Alten Süderelbe mobil machen. Die Öffnung würde ihr Umfeld und ihr Arbeiten radikal verändern und die Naturschutzgebiete wären nicht zu halten. Sie stünden unter Wasser.

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„Die Ablehnung meines Antrags ist ein katastrophales Signal an die Betroffenen“, sagt André Trepoll. „Man hat den Eindruck, eine Entscheidung sei bereits gefallen. In der Bürgerschaftssitzung hatte die SPD-Fraktion die Behauptung Trepolls, eine Öffnung der Alten Süderelbe sei bereits beschlossene Sache, aber als Unterstellung bezeichnet. „Die CDU will die Notbremse an einem Zug ziehen, der im Bahnhof steht“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Kienscherf.

Mehrjähriger intensiver Prozess gingen Prüfung voraus

„Das länderübergreifende Forum Tideelbe hat Maßnahmen untersucht, die in Frage kommen, um den Tidenhub der Elbe sowie Sedimentablagerungen zu reduzieren. Nach einem mehrjährigen intensiven Prozess kam das Forum zu dem Ergebnis, dass – wenn überhaupt – zwei der zwanzig Maßnahmen theoretisch einen nennenswerten positiven Einfluss haben könnten. Für eine verlässliche Bewertung sind weitere Prüfungen erforderlich. Daher hat es bisher auch keine Entscheidung seitens einer Landesregierung für die eine oder die andere Maßnahme gegeben.“

Stattdessen habe die Bürgerschaft bereits einen vertieften Prüfungsprozess beschlossen, in dem ausdrücklich ein intensiver Dialog mit den Bürgern vor Ort festgeschrieben sei, so Kienscherf. „Vor allem dem Hochwasserschutz, Naturschutz und dem Erhalt des Obstanbaus gilt in der Region besonderes Augenmerk. Es geht darum, länderübergreifend an der Entwicklung des Elberaums zu arbeiten. Falschmeldungen, nach denen eine Entscheidung bereits gefallen sei, helfen nicht, sondern führen höchstens zu Verwirrung.“ Trepoll hält dagegen: „Das klingt ein bisschen wie: Niemand hat die Absicht, eine Alte Süderelbe zu öffnen.“

Aktionsbündnis: „Wer prüfen will, will auch öffnen."

Auch die Anlieger und Obstbauern bleiben aus mehreren Gründen misstrauisch: Erstens müsste Hamburg in einem länderübergreifenden Prozess zur Lösung eines Hamburger Problems auch etwas anbieten, das auf eigenem Gebiet umgesetzt wird – und da bliebe nur die Alte Süderelbe – und zweitens, sagt Holger Maciolek vom Aktionsbündnis Alte Süderelbe: „Wer prüfen will, will auch öffnen. Sonst macht die Prüfung keinen Sinn.“ Das Aktionsbündnis will den Druck hoch halten und weiter sichtbar protestieren. „Im Juni treffen wir uns noch einmal mit der SPD-Fraktion“, kündigt Maciolek an.

Am Mittwochabend befasste sich auch der Harburger Umweltausschuss mit dem Thema Alte Süderelbe. Außer einer Referentin des Forums Tideelbe waren auch Vertreter der Naturschutzorganisationen NABU und BUND eingeladen, aber nicht erschienen.