Harburg. Umweltausschuss der Bürgerschaft schließt Dove-Elbe als Alternative aus – Aktionsbündnis befürchtet massive Ökoschäden.

Das „Aktionsbündnis gegen die Öffnung der Alten Süderelbe“ befürchtet, dass die Freie und Hansestadt Hamburg die Öffnung des abgegrabenen Flussarms zwischen Finkenwerder und Francop/Neuenfelde für die volle Tide nunmehr als einzige Möglichkeit ansieht, den Tidenverlauf der Elbe zu beruhigen und deshalb umso mehr weiter verfolgt. Hintergrund der Befürchtung ist, dass der Umweltausschuss der Bürgerschaft vergangene Woche beschlossen hat, die Öffnung der Dove-Elbe in den Marschlanden als solche Maßnahme auszuschließen.

„Dagegen soll, neben der Variante Haseldorfer Marsch in Schleswig-Holstein, für Hamburg die Alte Süderelbe als einzige verbliebene Maßnahme vertieft geprüft werden“, sagt Patricia Maciolek von dem Aktionsbündnis aus Anwohnern, Landwirten und Naturschützern.

Forum Tideelbe hat drei Varianten geprüft

Eine Arbeitsgruppe aus Politik und Verwaltung dreier Bundesländer, Anwohnern und Interessenverbänden, das „Forum Tideelbe“, hatte über mehrere Jahre Überlegungen angestellt, wie man den immer größer werdenden Tidenhub der Niederelbe und den damit verbundenen Schlickeintrag ins Mündungsgebiet, vor allem die Häfen, wieder verringern könnte. Hauptsächlich ging es darum, der Tide mehr Raum zu geben. Gut 100 Maßnahmen wurden überprüft.

Am Ende blieben drei übrig: Die Haseldorfer Marsch, die alte Süderelbe und die Dove-Elbe. Die ersten beiden Maßnahmen wiesen noch offene Fragen auf und sollten weiter untersucht werden, bei der Dove-Elbe, so der Abschlussbericht des Forums, seien bereits alle Fragen geklärt. „Das scheint die Politik jetzt so auszulegen, dass sie die Dove-Elbe gleich als Maßnahme ausschließt“, sagt Maciolek, „und dass Hamburg sich auf die alte Süderelbe konzentriert.“

Anwohner befürchten massive Verschlechterungen am Flussarm

Das Bündnis befürchtet massive Verschlechterungen entlang des Flussarms, der bereits im 18. Jahrhundert teilweise und nach der Sturmflut 1962 ganz vom Strom abgetrennt worden war. Über Jahrzehnte entstandene geschützte Biotope würden vernichtet, die Lebensqualität verschlechtert, der Obstanbau gefährdet und der Schlickeintrag erhöht.

Massive Sperrwerke und Flutschutzeinrichtungen würden eine Landschaft weiter negativ verändern, die mit Containerterminals, Industriegebieten, dem Francoper Schlickhügel und der Airbus-Umgehung in den vergangenen Jahrzehnten schon immer wieder gegen den Willen der Anwohner massiv verändert wurde. Aufgrund dieser jüngeren Geschichte befürchtet die IAS, dass auch bei der Öffnung des Alten Flussarms die Pläne längst über die weitere Prüfung hinaus gehen. „Wir kündigen deshalb nicht nur politische Proteste sondern auch juristische Prozesse an“, sagt Maciolek.

Unterstützung durch André Trepoll

Schützenhilfe erhält das Bündnis vom CDU-Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll: „Die vom rot-grünen Senat angedachte Öffnung der Alten Süderelbe ist weder Öko noch logisch und wäre obendrein auch noch mit hohen Kosten verbunden“, sagt er. „Gerade in Zeiten des Klimawandels muss man sich überlegen, ob die Zerstörung eines wertvollen Biotops notwendig ist.

Fachleute sind sich allerdings sicher, dass der vorausgesagte Tideeffekt, wenn überhaupt, nur von kurzer Dauer wäre. Das Biotop wäre aber für alle Zeiten zerstört. Ich bin davon überzeugt, dass das vorgesehene Geld auch für deutlich sinnvollere Maßnahmen eingesetzt werden kann, die den Elberaum insgesamt nützen – beispielsweise durch Schaffung von weiteren Überflutungsbereichen und Regenrückhaltebecken oder die Modernisierung und den Ausbau der Deiche. Eine Öffnung der Alten Süderelbe mit all den negativen Folgen gehört aber auf keinen Fall dazu. Deshalb fordert die CDU den sofortigen Stopp dieser Maßnahme und aller weiteren Prüfungen.“