Harburg. Gerade konnte der Leiter der Einrichtung eine Großspende entgegennehmen: 62.000 Euro übergab der Unternehmer Christoph Gröner.
Die Obdachloseneinrichtung des Deutschen-Roten-Kreuz- (DRK)-Kreisverbandes Hamburg-Harburg, das Harburg-Huus, hat zwar derzeit einige Zukunftssorgen, erfreut sich aber größter Solidarität. Nicht nur, dass die Abgeordneten im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung noch einmal bekräftigten, dass sie Plänen, den alten Fabrikkomplex an der Hohen Straße, in dem sich unter anderem das Harburg-Huus befindet, abzureißen und mit Neubauten zu ersetzen, nicht zustimmen würden, wenn nicht sichergestellt sei, dass das Harburg-Huus auch im neuen Quartier seinen Platz hat.
Gerade konnte Thorben Goebel-Hansen, der Leiter der Einrichtung, auch eine Großspende entgegennehmen: 62.000 Euro übergab der Immobilienunternehmer Christoph Gröner (Gröner Group) am Montagnachmittag direkt im Harburg-Huus.
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Immer noch kein Angebot für alternative Räume
Am Abend des Tages erfuhren die Bezirkspolitiker dann, dass dem DRK immer noch kein Angebot für alternative Räume, die das Harburg-Huus nutzen könnte, vorliegt. Dabei hatte André Schmidt, Teilhaber der „Urban Space“ Immobilienentwicklungs GmbH, die die Abrisse und Neubauten plant, schon in der Ausschusssitzung zwei Wochen zuvor beteuert, dass dem DRK ein Angebot seiner Firma vorläge, 290 Quadratmeter in dem einzigen Gebäude, das erhalten bleibt, zu beziehen.
Beim DRK hat man allerdings noch immer keine Kenntnis von diesem Angebot. “Uns liegt bisher kein Entwurf für einen Mietvertrag vor“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Harald Krüger. „Folglich konnte es auch noch keine Verhandlungen über etwaige Konditionen geben. Der Vertragsentwurf wurde uns von Urban Space seit August mehrfach angekündigt, ist aber bis heute nicht hier eingetroffen.“
Krüger ist deshalb vorsichtig. Zumal er mit einem anderen Investor in dieser Hinsicht bei einem anderen Herzensprojekt seiner Organisation gerade schlechte Erfahrungen gemacht hat: Die geplante Betreuungseinrichtung für junge Demenzbetroffene im Binnenhafen (wir berichteten) steht auf der Kippe, weil der Investor dort nach Jahren unverbindlicher Aussagen schließlich Mietvorstellungen formulierte, die das Projekt nicht erwirtschaften kann. In der DRK-Mitteilung über die Großspende von Christoph Gröner steht jedenfalls immer noch die Aufforderung, dem DRK bei der Suche nach neuen Räumen für das Harburg-Huus zu helfen.
Kündigung zum 15. April
Die Kündigung für die derzeitigen Räume hat als Termin den 15. April „Es gab vage Zusagen, dass wir auch länger bleiben können, aber auch hier noch keine konkreten Angebote“, sagt Thorben Goebel-Hansen.
Dass Urban Space im April bereits abreißen kann, ist unwahrscheinlich – und das ist vermutlich der Grund für das lose Verlängerungsangebot. Die Genehmigung könnte sich nämlich noch einige Zeit hinauszögern. Damit das Gesamtprojekt verwirklicht werden kann, müsste ein neuer Bebauungsplan für das Fabrikgelände geschrieben und von der Bezirksversammlung beschlossen werden. Quer über alle Fraktionen haben die Bezirkspolitiker jedoch bereits deutlich gemacht, dass es keinen Bebauungsplan gibt, so lange das Harburg-Huus nicht gesichert ist.
Die Bedeutung des Harburg-Huus machte bei der Spendenübergabe der Schirmherr der Einrichtung, Rüdiger Grube, deutlich: „Jetzt, wo der erste Winter mit dem gefährlichen Covid-19-Virus bevorsteht, ist das Harburg-Huus noch wichtiger geworden als es ohnehin schon war“, sagte er. „Ich bin fest davon überzeugt, dass hier alles getan wird was möglich ist, um Männern und Frauen ohne Wohnung zu helfen und neue Perspektiven zu eröffnen“
Bett, Dusche, warme Mahlzeit, Beratung
Spender Christoph Gröner ergänzte: „Wer im Hamburger Süden auf der Straße lebt, kann hier ein Bett, eine Dusche, eine warme Mahlzeit, Beratung finden und seinen Hund mitbringen. Wir sind uns als Unternehmen unserer Verantwortung gegenüber den Schwachen der Gesellschaft bewusst und tragen mit dieser Spende gern dazu bei, dass das Harburg-Huus weiterhin geöffnet ist.“
Weil das Harburg-Huus als Hilfseinrichtung für die Schwächsten keine eigenen Einnahmen erwirtschaften kann, ist das Projekt auf Spenden angewiesen. Der jährliche Bedarf liegt bei 300.000 Euro. Auch kleine Beträge sind willkommen, ebenso wie tatkräftige ehrenamtliche Unterstützung. Letztere kann in Corona-Zeiten allerdings nur sehr eingeschränkt in Anspruch genommen werden.