Harburg. Die renommierte Einrichtung für Obdachlose hat nur noch einen Mietvertrag für ein Jahr. Der neue Eigentümer hat dem DRK gekündigt.
Erst zwei Jahre gibt es das „Harburg-Huus“, das Obdachlosenprojekt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) am Außenmühlenweg. In kürzester Zeit ist die Tagesaufenthalts- und Übernachtungsstätte zur Erfolgsstory geworden. Bei wohnungslosen Harburgerinnen und Harburgern ist das „Harburg-Huus“ eine etablierte Anlaufstelle für Rat, eine Mahlzeit und etwas Normalität. Doch geht es nach den neuen Besitzern des alten Fabrikgeländes, auf dem die Einrichtung steht, hat das „Harburg Huus“ seine Räume dort nur noch für ein Jahr sicher. Der unbefristete Mietvertrag wurde dem DRK zum 15. April 2021 gekündigt. Der Investor möchte auf nahezu dem gesamten Gelände Neubauten errichten. Lediglich eines der alten Fabrikgebäude bleibt stehen.
Der neue Besitzer hat offensichtlich andere Interessenten
Dorthin sollte eigentlich das Harburg-Huus umziehen. Doch anscheinend hat der neue Hausherr andere Mieter, die er dort lieber haben will. Harburgs Kommunalpolitiker fühlen sich überrumpelt. „Das Harburg Hus ist an seinem Standort nicht nur ein Erfolgsmodell, sondern auch zwingend erforderlich“, schreibt der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Ralf-Dieter Fischer in einer Presseerklärung. „Die CDU wird einem Bebauungsplan Wilstorf 43 nicht zustimmen!“
Mehrheit in der Bezirksversammlung ist verärgert
Nun liegt es nicht in der Mehrheitsmacht der lediglich 10-köpfigen CDU-Fraktion, einen Bebauungsplan zu verhindern, aber auch die rot-grüne Koalition in der Bezirksversammlung ist verärgert über die Kündigung. „Wir haben im Stadtentwicklungsausschuss deutlich gemacht, dass die sozialen Einrichtungen auf dem Gelände Bestand haben sollen“, sagt Frank Richter, Vorsitzender der SPD-Fraktion und des Stadtentwicklungsausschusses. „Wir werden die notwendige Bebauungsplanänderung davon abhängig machen!“
Entwicklungsgesellschaft versteht die Aufregung nicht
Andre Schmidt, Mitinhaber der „Urban Space“-Entwicklungsgesellschaft, die das Gelände erworben hat, versteht die Aufregung nicht. „Zunächst einmal kann das Harburg-Huus auch über den 15. April hinaus bleiben“, sagt er. „Allerdings wollen wir uns mit einem neuen Vertrag die Möglichkeit eröffnen, kurzfristiger kündigen zu können, wenn wir das Baurecht erst haben.“ In den geplanten Neubau, verspricht Schmidt, könne auch das Harburg-Huus wieder einziehen. „Allerdings wäre die Einrichtung in der Bauzeit draußen. Die Unterbringung in dem Gebäude, das stehen bleibt, war angedacht, doch auch dort habe ich derzeit Mieter und absehbar keinen Platz.“