Harburg . Die zentrale Kreuzung am Busbahnhof ist das kommende Großprojekt. Dann folgt die Sperrung zur Sanierung der Bremer Straße.

Wer denkt, nach diesem Sommer sei es vorbei mit dem Dauerstau in der Harburger Innenstadt, irrt. Bis mindestens Ende 2022 liegen noch gravierende Straßenbaumaßnahmen an. Wer bislang akribisch die Einzelinformationen sammelte, weiß das bereits. Wer das nicht getan hat, kann jetzt in der Antwort des Senats auf eine Anfrage des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Kurt Duve nachlesen. Dort sind sämtliche in den nächsten Jahren geplanten Baustellen an Straße und Schiene im Hamburger Süden aufgezählt.

Koordinatorinnen ohne Weisungsbefugnis

Kurz vor seinem Abschied in den Ruhestand hatte Gerrald Boekhoff als Leiter des Fachamts „Management des öffentlichen Raums“ im Bezirksamt dem Verkehrsausschuss der Harburger Bezirksversammlung Erfreuliches mitzuteilen: Nicht nur, dass für ihn ein Nachfolger gefunden wurde, der nahtlos seine Aufgabe als ranghöchster Tiefbauer des Bezirksamts übernehmen kann. Auch die beiden Stellen für bezirkliche Verkehrskoordinatoren sind mittlerweile besetzt. Sofort koordinieren könnten die beiden Fachfrauen jedoch nicht: Sie müssen erst an ihren alten Dienststellen befreit werden. Und ein Vetorecht oder gar eine Weisungsbefugnis gegenüber dem in die Kritik geratenen Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) haben sie auch nicht. Das hatte bei der Vorstellung des Konzeptes durch Staatsrat Andreas Rieckhoff im Dezember anders geklungen.

Brücke Hannoversche Straße bleibt zunächst gesperrt

Die Koordinatorinnen springen nicht irgendwo ins kalte Wasser, sondern, um im Bild zu bleiben, gleich an den Stromschnellen. Vor allem rund um den Harburger Bahnhof wird permanent gebaggert und gewalzt.

Noch in diesem Jahr werden zwar der Brückenneubau der Hannoverschen Straße (Juni) und die Brückensanierung der Stadtautobahn (August) abgeschlossen sein, aber die Hannoversche Brücke bleibt weiterhin gesperrt. Zunächst einmal wird nämlich der Kreuzungskomplex Hannoversche Straße/Moorstraße/Buxtehuder Straße/Walter-Dudek-Brücke komplett neu gemacht. Dies wird zwar offiziell als Bau der Veloroute 11 verbucht, ist im Kreuzungsbereich allerdings hauptsächlich die Grundsanierung der Fahrbahn. Die Veloroute wird dort lediglich aufgemalt. Den Nebenflächen werden die Radwege allerdings ihren baulichen Stempel aufdrücken. Laut Informationen aus dem LSBG soll die Kreuzung in fünf Bauabschnitten restauriert werden. Im Baupaket ist dann auch der Umbau der Moorstraße für die Veloroute enthalten. Baubeginn ist im September. Erst soll die Stadtautobahn fertig sein, weil die Umleitung für ihre Sperrung über diese Kreuzung verläuft. Im Sommer 2020 soll diese Baumaßnahme beendet sein.

Dann beginnt der Ausbau des ZOB

Direkt danach könnte die Hamburger Hochbahn AG mit dem Ausbau des Harburger ZOB beginnen. Dies wird zumindest zeitweise schwere Auswirkungen auf den Pkw-Durchgangsverkehr zwischen Bahnhof und Phoenix-Center haben, denn die Hochbahn plant eine neue Mittelinsel auf der Hannoverschen Straße. Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum rechnet mit einer Bauzeit von insgesamt zwei Jahren. Davon findet allerdings ein Großteil abseits der öffentlichen Fahrbahn statt.

Im weiteren Bereich wird es auch nicht stressfreier: 2021 beginnt die einjährige Vollsperrung der Bremer Straße zwischen Stadtgrenze und Harburger Umgehung zum Zwecke der Grundsanierung. Unklar ist dabei, ob die Friedhofskreuzung – sie ist bereits komplett neu gebaut – zur Querung offen bleibt. Auch die Neuländer Straße wird ab 2021 komplett erneuert, inklusive eines Neubaus der Autobahnbrücke. Unter der Brücke wird gleichzeitig die Fahrbahn der Harburger Stadtautobahn grundsaniert. Zeitgleich wird in Wilhelmsburg die gesamte südliche Hälfte der Georg-Wilhelm-Straße gesperrt und saniert.

FDP fordert Verlängerung der U 4 bis Harburg

„Die Antworten des Senats machen deutlich, dass die Maßnahmen notwendig sind, aber es gibt in vielen Fällen derzeit noch keine Planung, wie die Staus umfahren werden sollen“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Duwe. „Bestmögliche Umleitungen und eine rechtzeitige Planung müssen oberste Priorität haben. Wer auf die S-Bahn ausweichen will, kann sich schon auf eine Reihe von Ausfällen gefasst machen. Angesichts der ständigen Wartungs- und Modernisierungsmaßnahmen wird erneut deutlich, dass die Verlängerung der U 4 bis Harburg ein Muss ist! Schienenersatzverkehre haben mit einer ausreichenden Infrastruktur nichts zu tun.“

Es gibt keine Pläne fürUmleitungen. Bestmögliche Umleitungen und eine rechtzeitige Planungmüssen Priorität haben
Dr. Kurt Duve (FDP), Mitglied der Bürgerschaft