Harburg . Andreas Rieckhoff machte sich vor Ort ein Bild von den zahlreichen Baustellen und den Problemen rund um den Harburger Busbahnhof.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne, oder wie der Staatsrat für Verkehrsangelegenheiten in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) Andreas Rieckhoff (SPD) es ausdrückte: „Baustellenkoordination bedeutet nicht, dass man keine Baustellen hat, sonst gäbe es ja nichts zu koordinieren!“

Rieckhoff war zum Harburger Busbahnhof gekommen, um sich vor Ort gleich über mehrere aktuelle Probleme im Harburger Verkehr zu informieren: Die Enge am Harburger Busbahnhof, die Abwicklung des Schienenersatzverkehrs trotz dieser Enge und die verschiedenen Baumaßnahmen an wichtigen Harburger Schnittstellen, wie der Abfahrt Wilstorf oder der Hannoverschen Brücke.

Hannoversche Brücke ist erst im Herbst fertig

Die eigentliche Brücke, also das Bauelement, das die Bahngleise überspannt und einmal die Straße tragen wird, steht schon seit einigen Wochen. Bis die Brücke befahrbar ist, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Noch käme man mit einem Auto nicht einmal heran. Der Straßendamm, der die Brückenrampe auf der Nordseite trägt, muss erst neu geschüttet werden und sich setzen; und auch auf der Südseite klafft zwischen bestehender Straße und Brückenelement noch eine Lücke. Im Juni soll alles fertig sein – und doch kann man die Brücke dann noch nicht benutzen. „Es muss der gesamte Knotenpunkt Moorstraße/Hannoversche Straße/ Walter-Dudek-Brücke grundsaniert werden“, erklärt Baustellenkoordinator Christian Butenschön vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) dem Staatsrat.

Mit der Veloroute, die später über die Kreuzung führen soll, habe das wenig zu tun, denn diese würden letztlich nur auf der Fahrbahndecke markiert. Vielmehr müsse die komplette Straßenkreuzung von Kiesunterlage bis Asphaltdecke einmal neu aufgebaut werden. Das sei alle paar Jahrzehnte fällig und unausweichlich. Und es betrifft noch andere Straßen, zum Beispiel die Stadtautobahn A 253. Die ist zur Hälfte schon im vergangenen Jahr grunderneuert worden. Die andere Hälfte ist jetzt dran. Dafür sei die Auffahrt Harburg-Mitte und die Abfahrt Wilstorf ebenso gesperrt, wie die Hohe Straße. Die Umleitungen verlaufen über einen Teil des Moorstraßen-Knotens. Deshalb soll die Sanierung des Knotens erst beginnen, wenn die Stadtautobahn wieder freigegeben ist. Erst nach dieser Sanierung wird die Hannoversche Brücke wieder freigegeben. Wenn das noch in diesem Jahr der Fall ist, dann spät.

Busbahnhof ist an der Grenze seiner Kapazität

Deutlich wurde bei dem Termin auch , dass der Harburger Busbahnhof an seine Lastgrenzen kommt: Obwohl an den Ankunfts- und Abfahrbereichen der Ersatzbusse so genannte Einwinker dafür sorgen, dass die Fahrgäste schnell ihre Busse finden, zügig einsteigen und die Fahrer flott wieder abfahren, stehen immer wieder Busse Schlange vor dem Bahnhof – und zwar nicht nur die S-Bahn-Ersatzbusse, sondern auch der reguläre Linienverkehr, zum Teil die gesamte Moorstraße hinunter. Das ist auch ohne den Ersatzverkehr zu Stoßzeiten manchmal der Fall. Die Hochbahn führt einige Linien deshalb derzeit an der Moorstraße vorbei über die Goldschmidtstraße an den Harburger Ring. Nach dem Erweiterungsbau des Busbahnhofs soll das für einige Linien ohnehin die planmäßige Route sein.

Einwinker als Lösung im Schienenersatzverkehr

Die Einwinker sind neu im Schienenersatzverkehr. „Mit denen klappt das richtig gut“, sagt Rieckhoff, das hätten wir schon vor Jahren so machen müssen. aber wir sind jetzt erst darauf gekommen. Zum Glück sind wir lernfähig. Würden wir den Ersatzverkehr hier abwickeln wollen, wie vor zehn Jahren, würde alles zusammenbrechen.“

Die in letzter Zeit viel kritisierte Koordinationsstelle (KOST) des LSBG nahm Rieckhoff in Schutz: „Baustellenkoordination heißt nicht, dass man nirgends baut, sondern dass man das, was man bauen muss, so abstimmt, dass der Verkehr noch fließen kann..“

Dafür würden jetzt bezirkliche Koordinatoren eingestellt und die Computersysteme vereinheitlicht. „Ich bin zuversichtlich: Wenn der Bezirk die beiden Stellen besetzt hat und die Software überall installiert ist, gibt es die Reibungsverluste, die jetzt noch zu Ärger führen, nicht mehr“, sagte Rieckhoff.

Torsten Fuß (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsausschusses in der Bezirksversammlung, widersprach: „Ich bin alteingesessener Harburger, aber derzeit gehen selbst mir die Schleichwege aus. Da nützt keine Software etwas!“