Harburg . Sanierungsmaßnahmen an der Hochbrücke in Harburg dauern noch bis Ende Oktober. Hohe Straße bleibt gesperrt.

Heute beginnt das neue Schuljahr in Niedersachsen. Auch in Hamburg geht die Urlaubszeit zu Ende, die Ferien enden Mitte nächster Woche. Auf den Einfallstraßen wird es morgens also wieder voller. Passend dazu verkündet der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG): Ab Freitag wird die Auffahrt Wilstorf zur Autobahn A 253 – Wilhelmsburger Reichsstraße – gesperrt, und zwar bis Ende Oktober, wenn auch die Herbstferien vorbei sind. Ähnlich wie schon bei der Vollsperrung des Ehestorfer Heuwegs wurden die Verkehrsexperten aus Bezirksamt und Bezirksversammlung nicht informiert, geschweige denn nach ihrer Meinung gefragt.

Bereits im Frühjahr hatte die Sperrung der Reichsstraßenauffahrt in Harburg lange Staus ausgelöst. Gleichzeitige Sanierungsarbeiten auf den Autobahnen A 1 und A 7 hatten dort zu Staus und Ausweichverkehr über die Winsener Straße geführt. Die Umleitungsstrecke, die sich die Planer des LSBG in ihren Hammerbrooker Büros ausgedacht hatten, waren in der Harburger Verkehrsrealität mit der Last überfordert. Hinzu kam der innerörtliche Harburger Verkehr, der durch gleichzeitig durchgeführte Baumaßnahmen des LSBG auf den Ausweichstrecken ebenfalls auf die Winsener Straße gezwungen wurde. Die Rückstaus reichten morgens bis weit nach Niedersachsen hinein. Erst nach acht Wochen hatte Hamburgs Baustellenkoordinator Christian Merl ein Einsehen und ordnete an, die Sanierung der Reichsstraßen-Hochbrücke so lange ohne Sperrung der Auffahrt durchzuführen, wie möglich.

Dieser Zeitpunkt scheint nun gekommen, und zwar offensichtlich so dringend, dass nicht einmal das Ende der S-Bahn-Sperrung abgewartet werden kann, um den Pendlern den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu ermöglichen. „Das gibt wieder ein Stau-Chaos“, prognostiziert Gerrald Boekhoff als Leiter des Fachamts „Management des öffentlichen Raums“ oberster Tiefbauer des Harburger Bezirksamts.

„Hätte man mich gefragt, hätte ich das auch zu Bedenken gegeben. Aber dies ist eine Landes-Baustelle. Die wird vom Landesbetrieb und von der Polizei geplant und wir werden davon höchstens in Kenntnis gesetzt.“ Obwohl er auch diesmal Staus kommen sieht, glaubt Boekhoff nicht, dass es ganz so schlimm wird, wie im Frühjahr. „Die Begleitumstände sind etwas besser. Auf den großen Autobahnen läuft der Verkehr halbwegs und Ortskundige können für Ziele innerhalb Harburgs jetzt wieder einige Ausweichstrecken nutzen.“

Eine wichtige Strecke bleibt weiterhin zu. Auf 100 Metern der Hohen Straße lagern die an der Brückensanierung beteiligten Firmen Material. Eine direkte Verbindung von der Bremer Straße über die Hohe Straße nach Wilstorf oder in die östliche Harburger Innenstadt ist deshalb nicht möglich. Diese Ströme müssen weiterhin über die engste Stelle des Harburger Rings geführt werden.

„Mit der gleichzeitigen Sperrung des Ehestorfer Heuwegs, des Ehestorfer Wegs und der Auffahrt Wilstorf wird der gesamte Harburger Verkehr einmal mehr auf wenige Achsen konzentriert“, schimpft der Harburger SPD-Verkehrsexperte Torsten Fuß. „Als Bezirkspolitiker können wir da nur zusehen. Ich habe mich deshalb an den innenpolitischen Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion gewandt. Der kann beim Innensenator intervenieren, damit die Polizei wenigstens einen Teil der angeordneten Vollsperrungen zurücknimmt .“ Innenpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion ist der Marmstorfer Abgeordnete Sören Schumacher.

Auch die CDU ist aktiv geworden: Rainer Bliefernicht, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, möchte die Vollsperrung des Ehestorfer Heuwegs mit einem Antrag aufheben lassen, der die Mindestabstände von Baustellen zu Umgehungsfahrbahnen hinterfragt. „Auch die erneute Sperrung der Auffahrt Wilstorf geht nicht. Die Umleitungsstrecke hinter dem Bahnhof trifft am Großmoordamm auf den Ausweichverkehr der abgerissenen Hannoverschen Brücke – und schon steht wieder alles! Man kann doch nicht überall gleichzeitig bauen!“, sagt er.