Luhmühlen. Serie: Das Festival „A Summer’s Tale“ in Luhmühlen bietet Musik, Kunst und gutes Essen. Matthias Graf ist der Mann fürs Kulinarische.
Wenn Matthias Graf sich auf seine Entdeckungsreisen durch die Region macht, fühlt er sich manchmal wie ein Privatdetektiv. „Das, was ich suche, findet man nicht bei Google.“ Der Geschäftsführer der Emmelndorfer Eventagentur Team 412 hat den Auftrag, die besten regionalen Anbieter — er nennt sie „Foodies“ — für das kulinarische Programm des Musik- und Kulturfestivals „A Summer’s Tale“ in Luhmühlen zu finden. Er ist auf der Suche nach Bauern, Gastwirten und Hofbetreibern, die dem nachhaltig und ganzheitlich angelegten Festival mit ihren Produkten zu einem einzigartigen Geschmack verhelfen sollen.
Seine Reisen führen ihn auf Wiesen und Weiden, in Hofläden und Gaststätten in den Landkreisen Lüneburg und Harburg sowie ins Wendland. Vor allem aber landet Matthias Graf, der mit einem kurzen Blick abwärts freimütig seine eigene Leidenschaft fürs Essen bekundet, immer wieder auf gemütlichen Sofas, Küchenbänken und Gartenstühlen.
„Ich sitze oft in den Wohnstuben und nehme den Leute die Angst, bei einer für sie so ungewohnt großen Veranstaltung mitzumachen.“ Vertrauen sei wichtig, sagt der 47-Jährige, dessen Eltern vier Jahrzehnte einen Supermarkt in Emmelndorf führten. Er setze auf langfristige Zusammenarbeit bei den regionalen Kooperationen
Es gibt Schnuckensuppe und Schafskäse
Das ist ihm bisher gelungen: Nach einer ersten Ochsentour durch die Region für die Premiere des Festivals im Jahr 2015, seien im Folgejahr, so Matthias Graf, etwa 95 Prozent der Anbieter wieder dabei gewesen. So bot der Bauckhof aus Amelinghausen Handbrot an, der Schnuckenhof Esser aus dem Wendland verkaufte Suppe und die Elble Schafskäserei aus Bleckede grillte Käse mit Tomaten. Es gab Pizza aus Brackel und Quark mit Früchten aus Stelle.
Die Arbeit des Foodscouts ist daher nun, für die dritte Festivalausgabe im August, etwas einfacher geworden. Ausruhen kann er sich dennoch nicht, will er auch gar nicht. „Das Festival wächst enorm“, sagt Matthias Graf. „Wir brauchen deshalb mehr Foodies und wollen natürlich das Angebot auch immer wieder anpassen.“
Deshalb war er vor Kurzem auf einer Straußenfarm in Vierhöfen nahe Lüneburg, um sich zwei Meter große Küken anzusehen und Straußensalami zu probieren. „Gut, der Strauß ist jetzt nicht das typische Lüneburger-Heide-Tier“, räumt er ein.
„Aber der ist nun einmal da und das magere Fleisch schmeckt ganz hervorragend.“ Wichtig bei der Auswahl der Anbieter sei neben der Regionalität vor allem Qualität und Geschwindigkeit. Außerdem suche er für dieses Festival nach Leuten, die eine besonders hohe Bindung zu ihrem Produkt haben.
Wie die Familie Lübberstedt, deren Wiese neben dem Festivalgelände liegt. Auch dort habe er schon mehrmals in der Wohnstube gesessen, erzählt Matthias Graf. „Die betreuen ihr Tiere 365 Tage im Jahr, um aus der Milch dann echt leckeres Haselnusseis zu machen.“
2016 organisierte Matthias Graf Glühwein
Das Eis sei einer der Renner im ersten Jahr gewesen, als die Besucher bei bestem Sommerwetter feierten. Im vergangenen Jahr dann hatten Veranstalter und Publikum weniger Glück, es regnete, war kühl und windig. Spontan organisierte Matthias Graf Heißgetränke für die Besucher: Ein Getränkehändler aus der Nähe machte sich auf den Weg und brachte 1000 Liter Glühwein, die er noch als Restbestände aus dem Winter im Lager stehen hatte.
Überhaupt, die Getränke. Genau wie beim Essen soll den Festivalbesuchern auch beim Trinken eine ungewöhnliche Auswahl geboten werden, die zum regionalen Konzept passt. Das beginnt beim morgendlichen Kaffee, den ein „leidenschaftlicher Kaffeemensch“, wie Matthias Graf den Betreiber von Tørnqvist Coffee nennt, nicht nur verkauft. Nein, dieser Linus Köster könne den Leuten auch viel über den Kaffee erzählen, über seine Herkunft, über die Röstung.
Naturtrübes Bier aus Bleckede war der Renner
Zu fortgeschrittener Tageszeit gibt es dann am Getränkestand naturtrübes Bier mit dem passenden Namen „Summer’s Ale“ aus einer kleinen Brauerei in Bleckede. Ein Pilsener, etwas süffig und weniger herb, beschreibt Matthias Graf das Bier, das „auch bei Frauen“ gut ankomme. Auch Wein verkaufe sich gut, für jedes Jahr wird ein spezieller Festivalwein gekürt. Was die Besucher beim diesjährigen „A Summer’s Tale“ zu essen und zu trinken bekommen, steht bereits weitgehend fest. 80 Prozent der Plätze seien vergeben, sagt Matthias Graf.
Der Rest wird etwa zwei Monate vor dem Festival vergeben, wenn eine genauere Besucherprognose steht. Denn ganz wichtig bei der Planung sei die sogenannte Dimensionierung. Das Angebot müsse zur Nachfrage passen, so dass es am Ende keine Verlierer gebe, sagt Matthias Graf. Im ersten Jahr sei das Angebot noch nicht ganz wohldimensioniert gewesen. „Aber zum Glück sind die Menschen beim ‚A Summer’s Tale‘ nicht auf der Flucht“, sagt Matthias Graf.
Im vergangenen Jahr habe es dann schon fast perfekt geklappt, so dass niemand lang warten musste auf Lachsdöner, Schafskäse-Gemüse-Päckchen oder Pommes aus Heidekartoffeln.
Regionales für Vegetarier und Fleischfreunde
Regionalität ist nur ein wichtiger Aspekt des kulinarischen Angebots beim „A Summer’s Tale“ vom 2. bis 5. August. Darüber hinaus wird auf Bioqualität sowie natürlich Geschmack und eine vielfältige Auswahl geachtet.
Indische Curryspezialitäten, mexikanische Tacos und Quesadillas sowie arabische Speisen, wie Falafel, Halumi und Makali, werden angeboten, außerdem Verkaufsstände mit belgischen Waffeln und Allgäuer Kässpätzle.
Nicht nur Vegetarier und Veganer werden auf dem Festivalgelände gut versorgt, Fleischesser bekommen z.B. Pulled Pork oder Feines aus Straußenfleisch.
A Summer’s Tale wird vom 2. bis 5. August 2017 auf dem Eventgelände Luhmühlen in der Lüneburger Heide veranstaltet. Bei dem Festival treten rund 30 Bands und Solokünstler aus dem Bereichen Indie, Folk und Alternative auf. Außerdem gibt es ein umfangreiches Kultur- und Outdoorprogramm mit Workshops, Lesungen und Vorträgen. Tickets gibt es an den Vorverkaufsstellen und auf www.asummerstale.de/de/ticket