Luhmühlen. „A Summer’s Tale“ in der Lüneburger Heide: Auf der Bühne begeistern Michael Kiwanuka und Garbage, vor ihr die praktischen Workshops.
Thüringer gibt es nicht. Wer eine Grillwurst möchte, kann zwischen einer Currywurst vom Angusrind oder einer Wildbratwurst wählen. Nicht nur in lukullischer Hinsicht hebt sich das Festival mit dem schönen Namen „A Summer’s Tale“ von allen anderen Veranstaltungen ab, die mit Popkünstlern auf ihren Plakaten werben.
Das Sommermärchen in der Lüneburger Heide, angesichts der kühlen Temperaturen von einigen Witzbolden in „Winter’s Tale“ umgetauft, präsentiert internationale Stars wie Sigur Rós, Garbage oder Noel Gallagher, doch das Musikprogramm ist nur ein Teil dieses viertägigen Idylls am Flüsschen Luhe. Ein Programm aus Lesungen und die Workshops sind mindestens ebenso wichtige Pfeiler beim Summer’s Tale.
Etwa 150 Leute, von der 20-jährigen Studentin bis zur grauhaarigen Seniorin, versammeln sich am Vormittag auf dem sogenannten Luhedeck am Rande des waldigen Festivalgeländes, um zu meditieren. Im Festival Atelier zeigt Designerin Carmen Ripper, wie Fingerstricken geht. Mit Feuereifer und der vorsichtigen Hilfe ihrer Mutter versucht die fünfjährige Mathilda, mit ein bisschen Wolle ein Stirnband zu knoten.
Beim Wood Working zeigt ein Schreiner, wie man sich schnell einen Hocker bauen kann. Zwei Halbwüchsige benutzen die bunten Schemel später als Schutz gegen den Dauerregen, zum Sitzen ist es zu nass. Das sind nur drei Beispiele eines Programms, das täglich 20 verschiedene Workshops anbietet – und fast alle sind ausgebucht.
Dass sich die Wiesen und Wege nicht in eine Schlammwüste verwandeln, hängt mit der funktionierenden Drainage zusammen. „Das Gelände verträgt eine Menge Wasser“, sagt Sina Klimach, Projektleiterin vom Veranstalter FKP Scorpio. Sie ist verantwortlich für die Details wie die mit Blumen verzierten Absperrzäune, die Lichtinstallationen in den Bäumen und die Sitzmöglichkeiten, die diesen Ort so angenehm machen. Die perfekte Organisation schon beim ersten Summer’s Tale 2015 hat sich ausgezahlt: In diesem Jahr ist die Anzahl der Zuschauer um ungefähr ein Drittel auf 12.000 angewachsen.
Dieser Zuwachs hat natürlich auch mit dem Musikprogramm zu tun. Das isländische Ensemble Sigur Rós spielt seinen tranceartigen Postrock dieses Jahr exklusiv beim Summer’s Tale. Der Auftritt des Trios wird zu einem beeindruckenden visuellen und akustischen Spektakel. Nebel zieht über die Bühne, als sich der an einen Birkenwald erinnernde Vorhang hebt und die drei Musiker anfangen zu spielen. Die Projektionen korrespondieren mit den Lichtern, die ringsum in den Bäumen hängen und das Areal wie einen Märchenwald wirken lassen. Am Vorabend wirbelte hier Shirley Manson, Sängerin der Post-Grunge-Band Garbage über die Bühne. Höhepunkt der ersten Tage ist jedoch der Auftritt des britischen Soulsängers Michael Kiwanuka, der in seinen Songs eine ähnliche Empathie transportiert wie der große Marvin Gaye.
Das Festival geht heute unter anderem mit Auftritten von Boy, Parov Stelar und Amy McDonald zu Ende.