Luhmühlen. Serie: Das Festival „A Summer’s Tale“ bietet Musik, Kunst und gutes Essen. Stephan Thanscheid ist für das Booking zuständig.

Seifenblasen steigen in die Luft, wehen über leicht wippende Köpfe der Menschen, die hier zum Festival „A Summer’s Tale“ zusammen gekommen sind. Auf der Bühne spielt eine Indie-Rock-Band, auf der Wiese spielen Kinder mit Blumenkränzen zwischen den Erwachsenen. Entspannt geht es zu, bei diesem Festival mitten in der Lüneburger Heide, das in diesem Sommer zum dritten Mal auf eine Mischung aus Konzerten, Workshops, Kultur- und Outdoorprogramm setzt.

„A Summer’s Tale“ steht für gute Stimmung, im Publikum und auf der Bühne. Damit das funktioniert, muss zuallererst einmal die Musik stimmen. Welche Musiker passen ins Konzept? Was überzeugt sie, in Luhmühlen aufzutreten? Und wie entsteht eine gute Mischung? Darum kümmert sich Stephan Thanscheidt, Geschäftsführer bei der FKP Scorpio Konzertproduktion und zuständig für das Booking.

Bereits seit Monaten telefoniert der 39-Jährige regelmäßig mit Agenten, Managern und Künstlern, um das perfekte Konzertprogramm zusammenzustellen. Nicht „die neuesten Hypes“ sei gefragt, sondern vielmehr „Bands mit Historie“ gemischt mit Neuentdeckungen. Die Musik dürfe ruhig auch „fordernd“ sein, dabei aber keinesfalls zu „verkopft“. Das sei eine Mischung, so Stephan Thanscheidt.

Seine Erfolgsbilanz für das diesjährige Musikprogramm kann sich jetzt, vier Monate vor dem Festival, sehen lassen: Die Independent-Band Pixies aus Boston, die britische Alternative-Sängerin PJ Harvey und die schottische Band Franz Ferdinand prangen als Haupt-Acts ganz oben auf den Plakaten, die derzeit auf „A Summer’s Tale“ aufmerksam machen.

Auch im Kinderprogramm treten sehr gute Bands auf

Auch Element of Crime ist dabei, außerdem die Sängerinnen Birdy aus England, Feist aus Kanada sowie Judith Holofernes, lange erfolgreich mit Wir sind Helden, jetzt solo unterwegs. Am Ende werden mehr als 30 Bands und Solokünstler in Luhmühlen auftreten. „Wir haben auch richtig gute Bands im Kinderprogramm“, sagt Stephan Thanscheidt. „Da springen die Kinder im Kreis und die Eltern stehen kopfnickend drum herum.“

Die Auftritte sind nach einem ausgefeilten Konzept angelegt
Die Auftritte sind nach einem ausgefeilten Konzept angelegt © HA | Ilona Henne

Eine musikalische Mischung aus Alternative, Indie, Folk und Singer-Songwriter, möglichst Männer wie Frauen gleichermaßen – Stephan Thanscheidt hat eine genaue Vorstellung davon, welcher rote Faden sich durch das Line-up ziehen soll. Der Weg dahin sei jedoch nicht ganz einfach gewesen, sagt der erfahrene Chef-Booker des Hamburger Konzertveranstalters, der auch für nationale Festivals wie das „Hurricane“ in Scheeßel sowie weitere Festivals im europäischen Ausland das musikalische Programm zusammenstellt. „Wir haben noch nie für ein Projekt so häufig über das Konzept diskutiert, wie für dieses Festival.“

Auch den Künstlern, die er für „A Summer’s Tale“ gewinnen will, und ihren Agenten muss er den ungewöhnlichen Ansatz mit einem vielfältigen Begleitprogramm für die ganze Familie verständlich machen. Das sei anfangs eine Herausforderung gewesen, daraus macht Stephan Thanscheidt keinen Hehl. „Im ersten Jahr habe ich mir den Mund fusselig geredet.“ Jetzt, wo er den Musikern die sogenannten Aftermovies – kurze, vierminütige Videoclips mit Eindrücken von den Vorjahren – schicken kann, sei es viel einfacher.

Die Bilder, die an eine entspannte Feier mit Freunden und Familie in einem großen Garten erinnern, überzeugen oft schnell. Denn gerade Künstler, die sehr bewusst ihre Kunst performten, legten Wert auf die Atmosphäre bei einem Festival, sagt der 39-Jährige. In dieser Hinsicht könne das „A Summer’s Tale“ mit seinem ganzheitlichen Konzept rund um Nachhaltigkeit, Musik, Kunst, Theater und Performances punkten. „Künstler wie PJ Harvey lieben das.“

Auf diese Begeisterung ist der Booker bei der Akquise auch angewiesen – mit üppigen Gagen kann er die Acts nicht nach Luhmühlen locken. Auf ein hohes Budget muss Stephan Thanscheidt, bei der Planung verzichten, noch schreibe das Festival keine schwarzen Zahlen. „Man braucht sehr viel Liebe zum Detail und viel Geduld“, sagt der Hamburger. Es sei eben ein „sehr aufwändiges, sehr liebevoll betreutes Aufbauprojekt“.

Das Musikprogramm wird in diesem Jahr rockiger

Dazu gehört auch, bei der Auswahl der Musiker dazuzulernen, auch mal Experimente zu wagen. Denn das nicht ganz typische Festivalpublikum sei immer noch für Überraschungen gut. „Im ersten Jahr waren wir noch etwas zu leise“, sagt Stephan Thanscheidt. „Wir haben gemerkt: Das kann ruhig etwas mehr rocken.“ Deshalb ist diesmal der Eletric Swing Circus aus Birmingham dabei, 20er-Jahre-Swing kombiniert mit House und Reggae.

Und bereits vergangenes Jahr holten die Organisatoren die experimentellen Balkanbeats-Musiker Shantel & Bukovina Club Orkestar in die Heide – ein voller Erfolg. Die Leute seien rumgesprungen und in einer Massenpolonaise durchs Zelt gezogen. „Um 17.30 Uhr sind die alle förmlich ausgeflippt“, erzählt Stephan Thanscheidt mit einem Lächeln. „Und kurz danach standen sie wieder ganz entspannt vor der Hauptbühne und lauschten der Musik, zufrieden mit dem Kopf nickend.“

Show-Profis:

Die FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH ist in Hamburg ansässig und veranstaltet unter anderem Festivals wie „Southside“/„Hurricane“ und „M’era Luna“ in Deutschland sowie europaweit zum Beispiel „Northside“ in Dänemark, „Hultsfred“, „Bravalla“ und „Get Away Rock Festival“ in Schweden sowie in den Niederlanden die Events „Indian Summer“ und „Best Kept Secret“.

Firmengründer Folkert Koopmanns bildet seit 2013 gemeinsam mit Stephan Thanscheidt und Michaela Töpfer, die die Tochterfirma Palazzo leitet, die Geschäftsführung. FKP Scorpio hat mehr als 100 Mitarbeiter.

Als Promoter vermarktet das Unternehmen auch Musiker, darunter die Foo Fighters, James Blunt, Monster Magnet, Mumford & Sons, Blink-182, Wilco und Fleet Foxes. Zudem ist FKP Scorpio auch im Show-Bereich tätig, mit Produktionen wie „Mother Africa“ und „Palazzo“.

Tickets und Infos:

A Summer’s Tale wird vom 2. bis 5. August 2017 auf dem Eventgelände Luhmühlen in der Lüneburger Heide veranstaltet. Bei dem Festival treten rund 30 Bands und Solokünstler aus dem Bereichen Indie, Folk und Alternative auf. Außerdem gibt es ein umfangreiches Kultur- und Outdoorprogramm mit Workshops, Lesungen und Vorträgen. Tickets und weitere Informationen gibt es im Internet auf www.asummerstale.de.


Teil 1: Das Konzept


Teil 2: Die Musik


Teil 3: Kulinarisches


Teil 4: Workshops


Teil 5: Nachhaltigkeit


Teil 6: Die Produktion