Harburg . Vor einem Jahr stand das Kulturzentrum im Bahnhof Harburg vor dem Aus. Jetzt wollen die Macher sogar expandieren.

Der Musikclub Stellwerk im Harburger Bahnhof hat zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und wird seine Programmvielfalt ausbauen. Vor den Feiern zum fünften Geburtstag in den nächsten Tagen ist das ein Zeichen dafür, dass das Subkulturzentrum die existenzbedrohende Krise aus dem vergangenen Jahr bewältigt hat.

„2016 war ein gutes Jahr“, sagt der Teilhaber und zweite Fördervereinsvorsitzende Nandor Olah. Vor allem bei den Veranstaltungen mit elektronischer Tanzmusik sei das Geschäft gewachsen.

20 bis 25 Prozent mehr Gäste hätten sich eingefunden, wenn das Stellwerk musikalischen Spielarten wie Techno, Dubstep, Goa und Trance eine Heimat geboten habe, so Olah. Der Club habe sich bei Veranstaltern dieser Subkulturszenen einen guten Ruf erarbeitet. „Wir haben zunehmend Fremdveranstalter, die von anderen Clubs vergrault worden sind. Gute Leute, die charakterlich zu uns passen“, sagt Nandor Olah.

"Stellwerk" hat sich personell verstärkt

Dass im Hamburger Süden engagierte Clubarbeit mit fairen Konditionen geleistet wird, spricht sich in der übrigen Hamburger Clubszene um. Frühere Mitarbeiter des „Stellwerks“ haben Festanstellungen gefunden, etwa im „Molotow“ auf St. Pauli. Das spricht für eine gute Ausbildung in dem Harburger Musikclub.

Auch das „Stellwerk“ hat sich personell verstärkt: Mit Mats Wollny bildet der Club einen Veranstaltungskaufmann aus. Maximilian Radecke arbeitet bei der Veranstaltungsdurchführung, Instandhaltung und Promotion mit. Mit einer neuen Bookerin stellt sich das „Stellwerk“ programmatisch breiter auf. Wiebke Schröder soll dafür sorgen, dass auch die Genres Rock, Metal, Indie, Songwriter und alles übrige, das der Gitarre frönt, im „Stellwerk“ eine Adresse finden.

Bisher ist die Harburger Bahnhofsbühne vor allem für Rap und elektronische Tanzmusik bekannt. Mit zusätzlicher Kraft beim Booking wird das „Stellwerk“ offensiver auf dem Musikmarkt agieren: „Wir warten nicht, dass Leute sich bei uns melden, sondern wir gehen auf Booker zu”, sagt Nandor Olah. Die Organisation des „Stellwerks“ gliedert sich in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und einen Förderverein.

Teilhaber der GmbH sind Karsten Schölermann und Nandor Olah. Mittlerweile zurückgekehrt als 1. Vorsitzender des Fördervereins ist der „Stellwerk“-Mitbegründer Stephan Röhler. Zum Vorstand gehören weiter Nandor Olah und ein guter alter Bekannter: Heiko Langanke, der frühere Jazzklub-Betreiber und „Stellwerk“-Pionier.

Bezirk Harburg bezuschusst den Club

Die neue Frische zeigt sich im Antlitz des Clubs im Harburger Bahnhof, dem früheren Dritte-Klasse-Wartesaal. Erstklassig ist die neue dezente, in Grau gehaltene Wandgestaltung. Der Urban Art Künstler Philip Eyshold transportiert hier eine aus Wien inspirierte barocke Formensprache in ein Graffiti-Design. Kaum zu glauben, dass er den feinen Strich ohne Gerüst, sonder nur auf einer Leiter stehend aufgebracht hat.

Der Bezirk Harburg bezuschusst das „Stellwerk“ mit insgesamt 5300 Euro für die Anschaffung von Stühlen und energiesparende LED-Technik. Mit den gepolsterten Sitzgelegenheiten erhöht sich der Komfort bei Poetry-Slams, gelegentlichen Jazzkonzerten und den Live-Übertragungen aller Fußball-Bundesligaspiele des Hamburger SV und FC. St. Pauli. Wie man hört, sollen die Spiele der Braun-Weißen besser besucht sein.

Seinen Geburtstag will das „Stellwerk“ in diesem Jahr mehrfach feiern. Viele Harburger und Freunde des Hauses kommen bei der „Christmas Meet And Greet“-Party am Freitag, 23. Dezember, zu Disco und Funk zusammen. Zum fünften Geburtstag steht die Party vor Heiligabend nun auch offiziell im Programm.

Fr., 23. Dezember, 22 Uhr, Christmas Meet And Greet, Eintritt: sechs Euro, So., 25. Dezember, 23 Uhr, „5 Jahre Stellwerk Techno Edition“, Fr., 30. Dezember, 22 Uhr, „5 Jahre Stellwerk Bench No TV Raps Edition“ (HipHop, Freestyle, Underground), Eintritt: mindestens drei Euro