Der Musikclub im Harburger Bahnhof streicht Personal und sucht neue programmatische Ausrichtung. Ein Jahr gibt sich der Club, um das Aus abzuwenden. Karsten Schölermann wird neuer Geschäftsführer.

Harburg Unter erheblichen personellen Einschnitten wird der Musikclub „Stellwerk“ im Harburger Bahnhof zunächst für ein weiteres Jahr den Betrieb aufrecht erhalten. „Auf Bewährung“, wie der Clubvorstand am Dienstag mitteilte. Der bisherige „Stellwerk“-Chef Stephan Röhler scheidet aus.

Neuer Geschäftsführer wird ab dem 1. Januar der Hamburger Musikveranstalter Karsten Schölermann, der bereits das Knust betreibt. „Stellwerk“-Mitbegründer Nandor Olah wird neuer Vereinsvorsitzender des Clubs und bleibt wie bisher für Booking, Promotion und Durchführung zuständig.

Um die Betriebskosten zu senken, werden zusätzlich der bisherige Technikchef Claas Wienke und die einzige Vollzeitarbeitskraft des Clubs, Gerriet Freude, ausscheiden.

Wie berichtet leidet das „Stellwerk“ unter einem Nachbarschaftstreit mit der Bahnpolizei, der den Betrieb drastisch erschwert. Das „Stellwerk“ darf den Clubsaal nicht mehr für laute Konzerte und Partys nutzen. Laute Musikveranstaltungen hat es deshalb in die frühere Gepäckbrücke des Bahnhofs hinter den Saal verlegt.

Die Lounge genannte Bühne ist aber kleiner als der Saal, so dass der Club mit Konzerten und Partys nur deutlich weniger Einnahmen erzielen kann. Auch Einnahmen aus der Saalvermietung an private Partyveranstalter entfallen.

Die „kleine Lösung“ in der Lounge hat dem „Stellwerk“ zunächst das Überleben gesichert. Der Erfolg bei den Verhandlungen mit dem Vermieter Deutsche Bahn soll vor allem auf Stephan Röhler zurückgehen. Die Lösung hat auch das Bezirksamt Harburg unterstützt.

Die programmatischen Schwerpunkte lagen bisher auf den Subkulturen HipHop, Techno und Drum&Bass. Im nächsten Jahr werde das „Stellwerk“ ein neue inhaltliche Ausrichtung suchen, sagt Clubsprecher Alex Schmitz. Poetry-Slams, Filmabende und Märkte könnten in Zukunft mehr Bedeutung erlangen. Derartige Angebote sind im großen Saal zulässig. Das Fußball-Kino mit Live-Übertragungen von den Spielen des Hamburger SV und des FC St. Pauli entfällt in Zukunft. Das „Stellwerk“ hat aus Kostengründen den Vertrag mit dem Anbieter Sky gekündigt.

Um den weiteren Betrieb sicher zustellen, müsse das „Stellwerk“ die derzeit noch gemietete Ton- und Lichtanlage erwerben. Die benötigte Summe belaufe sich auf 15.000 Euro. Dabei sollen Freunde und Sympathisanten des Musikclubs helfen, mit Hilfe einer so genannten Schwarmfinanzierung im Internet das Geld zusammen zu bekommen. Bei der Crowdfunding-Plattform Nordstarter wird der Musikclub die Initiative „Rettet das Stellwerk“ starten. Befreundete Künstler vor allem aus der Streetartszene werden Spender mit exklusiven „Dankeschöns“ belohnen.

Das Programm im Jahr 2015 beginnt mit einigen Solidaritätsveranstaltungen. Der Stellwerk Poetryslam am 8. Januar, eine Goa-Soliparty am 9. Januar und eine Drum&Bass-Party (10. Januar) seien erste Versuche, den Club im Harburger Bahnhof trotz des personellen Aderlasses und der ausgefallenen Einnahmen auf ein solides finanzielles Fundament zu stellen, das den Betrieb langfristig ermöglicht.