Christine Wolter war 10 Jahre in Spanien. Heute vermittelt sie die universelle Sprache der Musik an unterschiedliche Altersgruppen.
Der zufällige Beobachter fragt sich unwillkürlich, wie sie das eigentlich macht. Christine Wolter sitzt am Klavier wie auf dem Sprung. Eine Hand bearbeitet die Tasten, mit der anderen dirigiert sie ihre Schützlinge. Ein Fuß wippt auf dem Pedal, mit dem anderen stampft sie den Takt. Ihrer Präsenz kann man sich nur schwer entziehen. Kein Wunder, dass die Frau mit den langen blonden Haaren ganz Heimfeld zum Singen bringt.
Vielleicht liegt es ja daran, dass die im Krankenhaus Mariahilf geborene Harburgerin zehn Jahre in Spanien gelebt hat. An der Universität von Salamanca nahe Madrid hat sie Spanisch studiert, anschließend einige Monate als Au Pair in Barcelona verbracht und schließlich als Übersetzerin in Palma, auf der Deutschen liebsten Insel Mallorca, gearbeitet. Bis Tochter Sofia 2007 geboren wurde und das Heimweh übermächtig wurde.
Die Leidenschaft für Musik hatte sie schon, seit der eigenen Schulzeit
„Ja, ist schon so, die Zeit auf der iberischen Halbinsel hat mich sehr geprägt“, sagt Christine Wolter. Das Temperament und die Musikalität der Spanier hätten sie von Beginn an begeistert. Dass die auf ihre Startenöre José Plácido Domingo Embil und Josep Maria Carreras i Coll so stolz seien, könne sie sehr gut verstehen.
Die Leidenschaft für gute Musik hat sie schon umgetrieben, seit sie zu den Schülern des zweiten Musikzuges am Friedrich-Ebert-Gymnasium Heimfeld gehörte. Sie lernte Klavier und Klarinette und sang unter anderem im Jugendchor der Apostelkirche Eißendorf. In dieser Zeit hat sie parallel auch mehrere Dirigenten-Lehrgänge absolviert.
„Musik ist einfach eine universelle Sprache, die überall funktioniert und verbindet“, weiß Christine Wolter. So würden in ihren Chören Muslime und orthodoxe Russen, Türken und katholische Polen in schönster Harmonie miteinander singen, ohne Animositäten und Ressentiments: „Die Freude an der gemeinsamen Chorarbeit sorgt für ein großes Gemeinschaftsgefühl, das viele nicht mehr missen wollen.“
Im Gemeindezentrum proben vier Chöre mit insgesamt 85 Mitgliedern
So wird auch verständlich, warum die von ihr geleiteten Chöre in der Gemeinde St. Petrus beständig wachsen. Angefangen hatte alles vor vier Jahren. Da begann die 45-Jährige mit dem Aufbau eines Kinderchors. Die SingZwerge machten sich schnell einen Namen, was in einen beträchtlichen Zulauf mündete. In Zeiten in denen sich viele Kinder lieber mit hippen digitalen Verführern wie Spielekonsolen, Smartphones und Tablets vergnügen, ist das allein schon eine bemerkenswerte Leistung.
Inzwischen gibt es schon vier Chöre mit insgesamt 85 Mitgliedern, die in den Räumen des Gemeindezentrums an der Haakestraße regelmäßig proben. Bei den Minis singen die Vier- bis Sechsjährigen. Wer sich den sieben- bis zehnjährigen Zwergen entwachsen fühlt, darf sich den SingKids anschließen, sollte aber auch eine Affinität für Musicals mitbringen. Und weil das ganze Projekt bei den Kindern so gut ankommt, ließen sich schließlich auch viele Eltern zum gemeinsamen Singen animieren und firmieren nun unter dem Namen SingRiesen.
Wie aus den Chor eine Gemeinschaft wächst
Anke Menke ist von Anfang an dabei und freue sich nach wie vor auf die Proben an jedem ersten und dritten Freitag im Monat. „Christine ist inspirierend, mitreißend, motivierend und außerdem einfach ein ganz wunderbarer Mensch“, schwärmt Anke Menke. Deshalb mache es immer wieder Spaß, sich mit Christine Wolter neue Stücke zu erarbeiten. Zumal sie auch stets offen für die Anregungen der Sänger sei. Ramona Vetter begeistert an der Chorleiterin ihre offene und lebensfrohe Art. Sie biete jedem, der es wolle, einen Rahmen, sich auszuprobieren, sich etwas zu trauen, einfach mal drauf loszuträllern. „Und sie gibt jedem Einzelnen das Gefühl wichtig zu sein fürs Große und Ganze.“ Irgendwie sei so aus einem „normalen Chor“ eine Gemeinschaft gewachsen, „die Freud und Leid teilt und füreinander da ist“.
Bemerkenswert ist unterdessen auch, was da so alles zum Repertoire gehört. Beim jüngsten Familiengottesdienst wagten die SingRiesen beispielsweise, einen Klangteppich aus dem berühmten Pachelbel-Kanon mit dem Song „See you when you get there“, der Ballade „Streets of London“ von Ralph Mc Tell und dem Hit „Lemon Tree“ von Fools Garden zu kombinieren. Restlos begeistert waren die Zuhörer schließlich, als Zwerge und Riesen zum Finale gemeinsam „Au revoir“ von Mark Foster interpretierten.
Wer sich selbst einen Eindruck von der unbändigen Lust am gemeinsamen Singen verschaffen will, dem sei das Sommerfest „St. Petrus unplugged“ am 12. September empfohlen, bei dem sich nicht nur die Wolter-Chöre präsentieren werden, sondern auch viele Heimfelder Musiktalente. Chorverstärkung ist aber jederzeit willkommen. Wer also nicht nur unter der Dusche und in der Badewanne seine Sangeslust entfalten will, der kann sich unter der Telefonnummer 040/76 90 64 00 bei Christine Wolter melden.