Nach nicht einmal zwölf Monaten ist der Postshop am Ehestorfer Weg 50 wieder geschlossen worden. Ausgangspunkt war die Kündigung der Finanzdienstleistungen. Da warf der Postpartner das Handtuch.
Eißendorf. Werbefolien an den Oberlichtern des Kiosks von Ali Bilmec am Ehestorfer Weg 50, Ecke Gellersenweg verheißen alle wichtigen Dienstleistungen, die sich der Bürger von einer funktionierenden Post erwartet: Briefmarken, Bargeld, Paketdienst.
Doch als Milena Dragic Dienstagnachmittag dort ein großes Paket aufgeben will, bleibt sie plötzlich wie angewurzelt stehen: Da, wo in der vergangenen Woche noch der gelbe Tresen mit dem schwarzen Posthorn stand, herrscht nur noch gähnende Leere.
Am Montag hatte ein externer Objektdienstleister sämtliches Post-Mobiliar aus dem Kiosk geschafft und abtransportiert. Zurück bleiben verärgerte Kunden. Die einmal mehr nicht verstehen können, nach welchen Gesichtspunkten die Deutsche Post und ihr strategischer Partner DHL Postfilialen einrichten und wieder schließen.
Der Postshop, der nach vehementen Protesten von Anwohnern und auf Druck der Bezirkspolitik erst im Februar 2014 eingerichtet worden war, hatte nicht einmal zwölf Monate Bestand.
„Unser Partner hat uns am 15. Januar fristlos gekündigt“, sagte der für Hamburg zuständige Postsprecher Martin Grundler auf Abendblatt-Nachfrage. Zuvor hätte das Unternehmen dem Betreiber Deniz Bilmec allerdings den „Teilvertrag zur Erbringung von Finanzleistungen der Postbank“ fristgemäß zum 31. Juli 2015 gekündigt. „Hierbei handelt es sich um eine Maßnahme, die vor dem Hintergrund einer Netzoptimierung erfolgt ist“, so Gründler wörtlich.
Laut Deniz Bilmec sei indes längst klar gewesen, dass die Post an dem Standort Ehestorfer Weg gar nicht mehr interessiert gewesen sei. „Als die Verhandlungen zur Eröffnung des Shops am Ehestorfer Weg Anfang 2014 geführt wurden, gab es eine Zusage, dass in einem gewissen Umkreis keine anderen Filialen eröffnet werden. Doch dann wurde wenig später der Shop am nur zwei Kilometer entfernten Hainholzweg wiedereröffnet“, sagt Bilmec.
Als dann am 7. Januar auch noch die Kündigung der Finanzdienstleistungen erfolgte, sei für den 22 Jahre alten Jungunternehmer das Vertrauensverhältnis endgültig zerstört gewesen. „Die Kündigung ist ja nicht mal schlüssig begründet worden“, ergänzt Bilmec.
Und niemand hätte ihm schließlich garantieren können, dass die Post nicht wenig später auch den Rest des Versorgungsauftrags canceln würde: „So lasse ich mit mir jedenfalls nicht umspringen“, sagt Deniz Bilmec voller Verbitterung.
Stinksauer ist auch sein Vater Ali. Für das Start-up seines Sohnes hatte er extra einen Teil seines Verkaufsareals geräumt, damit der klar abgegrenzte Bereich des Postshops Platz findet. Überdies sei aus einem ehemaligen Toilettenraum die komplette Sanitärkeramik entfernt worden, um dort ein Paketdepot einrichten zu können.
„Wir haben wirklich mit viel Aufwand alle Voraussetzungen für eine funktionierende Postfiliale geschaffen. Die Kunden waren sehr zufrieden, immer wieder gab es Komplimente. Und dann das“, sagt Ali Bilmec.
Fassungslos ist auch Elfriede Meinert. „Muss ich jetzt für ein paar Briefmarken wieder bis ins Harburger Zentrum fahren“, fragt sie. Der Shop sei doch wunderbar gelaufen: „Und stets freundlich sind die Bilmecs auch immer gewesen.“
Überrascht von den jüngsten Entwicklungen zeigt sich derweil ebenso das Bezirksamt. Angeblich soll es von der Post-Regionalleitung Nord bereits in der vorvergangenen Woche in Kenntnis gesetzt worden sein. „Tatsächlich ist die Information über die Schließung der Eißendorfer Filiale zum 17. Januar aber am 16. Januar an die Senatskanzlei gegangen“, sagt Bezirksamtssprecherin Bettina Maak.
Normal sei allerdings ein zeitlicher Vorlauf von vier bis sechs Wochen. Dass es im konkreten Fall anders gewesen sei, könne natürlich mit der sofortigen Kündigung seitens des Postpartners zusammenhängen.
Für die Bezirksverwaltung ist die Schließung des Postshops am Ehestorfer Weg unterdessen ärgerlich. „Das Bezirksamt hofft, dass die Post bald für Ersatz sorgen wird“, so Maak. Zumal Postsprecher Grundler einräumte: „Aus Sicht der Deutschen Post hätten beide Filialen gut nebeneinander im Netz tätig sein können.“