In den Stadtteilen Heimfeld und Eißendorf stehen Postkunden seit Ende letzter Woche vor den verschlossenen Türen ihrer Filialen. Vor allem ältere Menschen haben jetzt große Probleme.
Harburg. Sollte es ein Überraschungscoup für Postkunden werden? Oder wollte die Deutsche Post schlicht mögliche Proteste gegen die Schließung weiterer Filialen in Harburg vermeiden? Praktisch über Nacht wurden die beiden Postfilialen in der Heimfelder Straße9 in Heimfeld und im Hainholzweg69 in Eißendorf geschlossen. Ende vergangener Woche standen viele verärgerte Postkunden vor verschlossenen Türen. Weder waren sie vorher in ihrer Filiale über eine drohende Schließung informiert worden, noch gab es jetzt Aushänge, die die plötzliche Schließung erklärt hätten. Auch der Briefmarken-Automat vor der Postfiliale in der Heimfelder Straße ist außer Betrieb.
„Ich wollte am Donnerstag ein Päckchen weg schicken, aber die Filiale war geschlossen. Drinnen lag noch Ware in den Regalen, also habe ich erst mal nicht daran gedacht, dass die Filiale geschlossen haben könnte. Vielmehr kam mir die Idee, die Angestellten würden wohl streiken“, sagt Henrik Rösch vor seiner Filiale in der Heimfelder Straße. Am Freitag wollte Christina Friedrich aus Heimfeld ihre Postgeschäfte in ihrer Filiale erledigen, auch sie stand vor verschlossener Tür. „Ich finde es absolut unmöglich, zumal die Deutsche Post eine flächendeckende Grundversorgung zusichert. Hier in Heimfeld jedenfalls haben wir jetzt nichts mehr, was einer Versorgung halbwegs ähnlich sähe“, sagt Friedrich.
Die Heimfelderin empfindet es als geradezu „lächerlich“, die Kunden entweder in die Lüneburger Straße oder gar in den Handweg in Marmstorf zu schicken, um dort Briefe oder Pakete abzuschicken. Genau das tut die Post aber per Aushang. Wenig erfreut über die Nacht-und-Nebel-Aktion der Deutschen Post und die Schließung gleich zweier Filialen in seinem Bezirk zeigt sich auch Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD). Offiziell sei er, so Völsch, erst am Montagmorgen von der Schließung der Postfilialen informiert worden. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass der Bezirk früher über die Schließungspläne informiert worden wäre. Die Post muss schon gute Gründe für ihre Entscheidung vorbringen. Aber vor allem“, so der Bezirksamtsleiter, müsse sie zügig für adäquate Alternativen in Heimfeld und Eißendorf sorgen.
In der Tat, die Mitteilung der Post an die Senatskanzlei traf erst nach der Schließung ein. Die beiden Schreiben der Post, in der sie die Senatskanzlei über ihre Schließungsabsichten informieren – sie liegen dem Abendblatt vor – sind auf Donnerstag, 31. Oktober datiert. Immerhin macht sich die Post die Mühe, zu jeder Filiale ein eigenes Schreiben an die Senatskanzlei zu schicken. Allerdings haben beide Briefe einen identischen Wortlaut. In beiden Briefen gibt die Absenderin der Briefe, die Niederlassung Privatkunden/Filialen Regionalleitung Nord „wichtige Gründe“ für ihre Entscheidung an. In den Briefen kündigt die Regionalleitung Nord der Post auch an, an beiden Standorten wieder neue Filialen einrichten zu wollen. „Unsere Gebietsleitung wurde bereits mit der Suche nach einem neuen Partner beauftragt“, heißt es in den Briefen an die Hamburger Senatskanzlei, die auch an Völsch weiter geleitet worden sind.
Die SPD-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung ist verstimmt über das Vorgehen der Deutschen Post in Harburg. „Die Post hat sich aus Heimfeld mit seinen 21.000 Eirnwohnern, davon 17 Prozent über 65 Jahre, und auch aus Eißendorf mit 24.000 Einwohnern, davon 22 Prozent über 65 Jahre, somit faktisch komplett zurück gezogen“, sagt Fraktionschef Jürgen Heimath. Seine Fraktion, so sagt er, fordere „mit großem Nachdruck Abhilfe und drängt die zuständigen Stellen, sich unmittelbar für die schnelle Wiedereröffnung von Agenturen einzusetzen und die Wertzeichen-Automaten wieder in Betrieb zu setzen.“ Der Harburger SPD-Politiker kündigt zudem einen Antrag an, den die SPD in dieser Sache in der Bezirksversammlung einreichen werde.
In der Regionalleitung Nord zeigt man sich verständig darüber, dass die Harburger wenig erfreut über die plötzliche Schießung zweier Postfilialen in ihrem Bezirk sind. „Wir können nur um Verständnis bei unseren Kunden bitten“, sagt Post-Sprecher Martin Grundler. Diese plötzliche Schließung der „Partnerfilialen“, so Grundler, sei auch für die Post „sehr ärgerlich, aber leider nicht zu verhindern gewesen. Wir mussten aus Gründen, die das vertragsinterne Verhältnis betreffen, schnell handeln", sagt der Post-Sprecher. Es sei in beiden Fällen weder möglich gewesen, die Kunden im Vorwege zu informieren, noch die Angelegenheit „in geregelten Bahnen zu klären.“
Was hinter dieser Begründung steckt, lässt sich lediglich erahnen. Bei Partnerfilialen übernehmen Geschäftsleute den Service der Post in ihren Geschäftsräumen. Immer wieder war es dabei in der Vergangenheit zu Kündigungen gekommen, weil aus Sicht der Unternehmer die Vertragsbedingungen kaum hinnehmbar waren.