Acht Politiker aus Holm-Seppensen holen wegen hoher Kosten und langsamem Prozess zum Rundumschlag gegen Stadt Buchholz aus. Sportverein und Schule reagieren mit Unverständnis.
Holm-Seppensen. Die Erdarbeiten für die neue Turnhalle in Holm-Seppensen haben zwar mittlerweile begonnen, doch für einige Mitglieder des Ortsrats ist das kein Grund zur Freude. Sie rechnen in drastischen Worten mit der Buchholzer Stadtverwaltung ab, die aus ihrer Sicht nahezu vorsätzlich Steuergeld für einen teuren Neubau ohne Mehrwert verschwendet, während an allen anderen Ecken und Enden in der Stadt gespart werden muss.
„Wir sind absolut unzufrieden über die Art und Weise des Vorgehens, unzufrieden über einen langsamen und planungsunsicheren Prozess und unzufrieden vor allem über die ausufernden Kosten, die noch immer seitens der Stadt kaum nach oben gedeckelt werden“, heißt es in dem Schreiben, das von acht der elf Ortsratsmitgliedern quer durch die Fraktionen unterzeichnet ist, darunter jedoch nicht Ortsbürgermeister Rainer Breckmann (SPD). Es gebe auf dem freien Markt Bauunternehmen, die nicht nur eine größere Halle zu einem geringeren Preis anbieten, sondern das sogar schlüsselfertig mit deutlich geringerem Risiko.
Wie berichtet, war die alte Turnhalle in Holm-Seppensen im Mai 2012 niedergebrannt. Ende 2014 soll der Neubau fertig sein soll, die Kosten dafür liegen bei rund 2,2 Millionen Euro. Ursprünglich war die Stadt von 1,8 Millionen Euro ausgegangen. Wie die Stadt vor Kurzem betont hatte, seien weitere Mehrkosten aufgrund des derzeitigen Baubooms nicht ausgeschlossen. Von den 2,2 Millionen Euro sind 1,8 Millionen in den aktuellen Haushalt eingestellt, die Versicherung wird davon allerdings 1,55 Millionen Euro erstatten. Und dann muss die Stadt noch 65.000 Euro für das provisorische Turnzelt zahlen, das bis zur Fertigstellung der Turnhalle stehen bleiben soll.
Aus Sicht von Jürgen Petersen, dem stellvertretenden Ortsbürgermeister Holm-Seppensens und Mitglied der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, sind diese hohen Kosten und das langsame Verfahren allein schon Grund genug für Kritik. Als dann aber noch kürzlich bekannt wurde, dass die Bauarbeiten nicht in einem Stück ausgeschrieben werden, sondern schrittweise, war für die Ortsratsmitglieder das Maß voll.
Das Vorgehen in Einzelschritten erschwere die Planungsarbeit, da nicht alles aus einer Hand kommt, heißt es in der Erklärung. Die Baufirmen hätten einen finanziellen Spielraum von bis zu 25 Prozent nach oben. So nehme man eine zeitliche wie finanzielle Unsicherheit ohne Weiteres in Kauf – nach Ansicht der Ortsratsmitglieder eine nicht nachvollziehbare Vorgehensweise.
Sie kritisieren außerdem, dass der Ortsrat in die Planungen nicht einbezogen worden sei und schlecht informiert werde. „Die Eltern der Schüler erfahren mehr als wir“, sagt Jürgen Petersen. Die anderen Ortsratsmitglieder und er fragten sich, warum die Fraktionen im Stadtrat nicht frühzeitig interveniert hätten. Zugleich drücken sie ihre Hoffnung aus, dass doch noch „kurzfristig und tatkräftig gegengesteuert wird“ sowie das Vorgehen geändert und die Kosten deutlich begrenzt werden.
Das jedoch, erklärt Stadtsprecher Heinrich Helms auf Nachfrage, hätte genau den gegenteiligen Effekt. „Wenn man jetzt bremst, wird es noch teurer und dauert länger.“ Außerdem werde auch nicht jede Tätigkeit bis zu 25 Prozent teurer. „Die Baukosten für diese Halle liegen genau im Mittelwert.“ Er räumt darüber hinaus mit dem Gerücht auf, dass fertige Planungen in der Schublade gelegen hätten, bevor Stadtbaurätin Doris Grondke das Gutachterverfahren initiierte. Aus Sicht vieler Kritiker ist gerade das aufwendigere Gutachterverfahren verantwortlich für die zeitlichen Verzögerungen. Auf der anderen Seite wurde dieses Verfahren vom Buchholzer Stadtrat mitgetragen. „Für die längste Verzögerung hat die Versicherung gesorgt“, sagt Helms.
Die Stadt habe die Rückmeldungen von Schule und SV Holm-Seppensen, dass sie glücklich über den Neubau seien, fügt er hinzu. Sie würden sich außerdem aktiv an der Gestaltung der Halle beteiligen können, und das wäre nicht möglich gewesen, wenn man eine Halle von der Stange geplant hätte. „Die Erklärung der Ortsratsmitglieder spiegelt die Stimmung der Nutzer nicht wider.“
Beate Trützschler, Leiterin der Mühlenschule, und Karin Iske, Vorsitzende des SV Holm-Seppensen, bestätigen das. „Wir sind unheimlich froh, dass die Arbeiten endlich angefangen haben, die Leute arbeiten teilweise bis 21 Uhr“, sagt Beate Trützschler. Sie könne es nicht nachvollziehen, wie man jetzt fordern könne, die Arbeiten zu stoppen. Ähnlich formuliert es Karin Iske. „Wenn man etwas hätte kritisieren wollen, hätte man das vor Monaten machen müssen“, sagt sie. Sie habe für die jetzige Erklärung, die außerdem ohne Absprache mit den Sportlern erfolgte, kein Verständnis. Mit dem provisorischen Zelt kämen die Kinder prima klar, und alle würden nun hoffen, dass die Bauarbeiten zügig vorangehen.