Nach dem Brand der Turnhalle in Holm-Seppensen verzögert sich der Neubau. Baustart ist für Februar 2014 geplant. Kinder müssen per Bus zum Unterricht.
Holm-Seppensen . So schnell wie möglich solle die neue, 1,8 Millionen Euro teure Turnhalle in Holm-Seppensens gebaut werden, hatte es aus Politik und Verwaltung der Stadt Buchholz immer geheißen. Die Mühlenschule und der SV Holm-Seppensen waren davon ausgegangen, dass das auch tatsächlich der Fall sein wird. Umso überraschter sind sie nun von der Nachricht, dass das Wort "schnell" offensichtlich ein dehnbarer Begriff ist. Die Bauarbeiten sollen erst im Februar kommenden Jahres beginnen und voraussichtlich im Dezember 2014 beendet sein.
"Das heißt, wir müssten noch einmal anderthalb Jahre überbrücken", sagt Schulleiterin Beate Trützschler und kann die Enttäuschung darüber nicht verbergen. Rechnet man mögliche weitere Verzögerungen etwa wegen des Wetters hinzu, hält sie die Wiederaufnahme des Sportbetriebs erst zum zweiten Halbjahr des Schuljahres 2014/15 für durchaus realistisch.
Für die 287 Grundschüler heißt das: Wenn sie zum Sport wollen, müssen sie auch weiterhin umständlich in einen Bus steigen. Knapp 45 Minuten dauert die Hin- und Rückfahrt zur Nordheidehalle, die ihnen seit mehr als einem Jahr sportliches Asyl bietet. In der Nacht zum 5. Mai 2012 war die Turnhalle neben ihrer Schule komplett niedergebrannt. Auch die rund 700 Mitglieder des SV Holm-Seppensen, von denen etwa 500 regelmäßig die Halle nutzten, standen plötzlich ohne Heimat da. Sie mussten sich auf mehrere Hallen in Buchholz verteilen.
"Wir sind davon ausgegangen, dass es schon im Herbst mit den Bauarbeiten los geht", beschreibt Beate Trützschler die Erwartungen im Ort. Dass es nun so lange dauert, hätte niemand gedacht. Bereits beim Abriss und bei der Klärung der Versicherungsfragen hatte es im vergangenen Jahr einige Verzögerungen gegeben. Zunächst war nicht klar, ob einige vom Brand verschonte Gebäudeteile stehen bleiben können, um in einen Neubau integriert zu werden. Als all das geklärt war, ging es mit der Wahl des Architekturbüros weiter. Im März dieses Jahres stand schließlich fest, dass das Büro Dohse aus Hamburg den Zuschlag erhält.
Warum es dann immer noch nicht mit Riesenschritten losging, begründet Buchholz' Erster Stadtrat Jan-Hendrik Röhse mit Verzögerungen bei der Ausschreibung und der Vergabe der Aufträge. Es habe ein Gespräch mit dem Architekturbüro gegeben, in dem auch die Verwaltung auf den "Optimierungsbedarf" beim Terminablauf hingewiesen habe, sagt Röhse und formuliert es noch einmal ganz direkt: "Wir haben gefordert, dass es schneller gehen muss."
Das Architekturbüro, das derzeit an der Entwurfsplanung sitzt, hat laut Röhse daraufhin erklärt, sein Bestes zu tun. Unter anderem gibt es die Möglichkeit, nicht jeden Planungs- oder Bauauftrag auszuschreiben, damit das Verfahren gestrafft wird. "Unser Ziel ist es, den Zeitrahmen zu unterschreiten", sagt der Erste Stadtrat.
Sowohl die Mühlenschule als auch der Sportverein wollen sich auf diese Absichtserklärung nicht verlassen. Sie haben sich eine Alternative überlegt, die die Politik kommenden Donnerstag im Finanzausschuss berät. Für insgesamt 45.000 Euro soll ein beheizbares Zelt angemietet werden, in dem Schüler und Vereinsmitglieder Sport treiben können. Der Sportverein kann nämlich nur noch bis September die örtliche Tennishalle für die Turngruppen nutzen und stünde danach auf der Straße.
"Die Gruppen sind seit dem Brand schon dreimal umgezogen", sagt die Vereinsvorsitzende Karin Iske. Erst ging es in den ehemaligen Getränkemarkt, dann in die ehemalige Schlecker-Filiale und dann in eine sechs Kilometer entfernte Turnhalle in Buchholz. Zwar sei es dem Sportverein gelungen, die Mitgliederzahl aller Provisorien zum Trotz konstant zu halten. Wenn jedoch kein Ende der Provisorien in Sicht sei, drohten die Gruppen zu zerfallen, befürchtet die Vorsitzende.
Auch die Grundschüler sollten nicht länger als nötig auf eine ihrer insgesamt zwei Sportstunden pro Woche verzichten, findet Beate Trützschler. Wegen der Busfahrt zur Nordheidehalle, die die Stadt mit monatlich 1600 Euro finanziert, hat die Schule den Sportunterricht auf einmal 90 Minuten statt auf zweimal 45 Minuten zusammengefasst. Dabei entfällt eine Sportstunde jedoch komplett für die Busfahrten. Für die Kinder bedeutet das mehr Stress, es herrscht wegen der fehlenden Bewegung mehr Unruhe in den Klassen, und der Sportförderungsunterricht kann gar nicht mehr angeboten werden. "Wir sind natürlich unheimlich dankbar, dass wir mit der Nordheidehalle so eine gute Alternative haben", betont die Schulleiterin. Trotzdem wäre ein Zelt neben der Schule aus ihrer Sicht die bessere Wahl für alle Beteiligten.