Ein Jahr lang soll der Ersatz für die abgebrannte Sporthalle in Holm-Seppensen stehen bleiben, der von der Mühlenschule und vom Sportverein genutzt wird. Die Kosten dafür liegen bei 65.000 Euro.
Holm-Seppensen. Ein bisschen sieht es so aus, als würde Holm-Seppensen ein monatelanges Schützenfest feiern wollen. Das weiße Zelt steht wie festgetackert auf dem Platz gegenüber der Mühlenschule am Jungfernstieg, ein angrenzendes Häuschen beherbergt den Öltank, der im Winter für die nötige Wärme im Inneren sorgen soll. In den kommenden Monaten werden jedoch keine Schützenstiefel über den Zeltboden stapfen, sondern kleine Kinderfüße. Auf einer Fläche von zehn mal 30 Metern sollen die Grundschüler des Ortes und die Mitglieder des SV Holm-Seppensen so lange Sport treiben können, bis die Turnhalle, die bei einem Feuer im Mai 2012 niederbrannte, wieder aufgebaut ist.
„Für uns ist das eine gute Lösung“, sagt Schulleiterin Beate Trützschler erleichtert. Und auch Karin Iske, Vorsitzende des SV Holm-Seppensen, sagt: „Es gab keine Alternative.“ Die Grundschüler müssen nun nicht mehr die aufwendige Busfahrt zur Nordheidehalle antreten, wenn sie zum Sport wollen, sondern können einfach auf die andere Straßenseite gehen. Weil die lange Anfahrt wegfällt, kann der Sportunterricht auch wieder zweimal die Woche für eine Stunde stattfinden und muss nicht mehr auf eine Stunde begrenzt werden.
Die Mitglieder vom SV Holm-Seppensen wiederum müssen nicht mehr in weit verstreuten Ausweichquartieren unterkommen, sondern können vor Ort trainieren. Bisher hatten sie im ehemaligen Getränkemarkt, in der ehemaligen Schlecker-Filiale und in Buchholzer Turnhallen Unterschlupf gefunden.
Ein Jahr lang soll das weiße Zelt, für das der Buchholzer Stadtrat im Juni grünes Licht gegeben hatte und das am vergangenen Montag aufgebaut wurde, stehen bleiben. Die Kosten liegen bei insgesamt 65.000 Euro. Die neue Turnhalle soll 1,8 Millionen Euro kosten und voraussichtlich Ende 2014 fertig sein.
An diesem Vormittag ist die Klasse 2a mit Zeltsport dran. Umsichtig leitet Lehrerin Wiebke Rienow die Mädchen und Jungen über die Straße, in Zweierreihen geht es dann in die Halle hinein. Die Schüler haben bereits im Klassenraum ihre Sportkleidung angezogen – im Zelt gibt es noch keine Umkleidemöglichkeit. Abhilfe ist jedoch geplant. „Wir wollen im Zelt eine Ecke abtrennen“, sagt Beate Trützschler. Außerdem soll der Eingangsbereich gepflastert werden, damit die Schüler bei Regen nicht durch den Matsch laufen müssen.
Als die Schüler ihre Straßenschuhe durch Hallenschuhe ersetzt haben, stürmen sie auf die Sportgeräte wie Hula-Hoop-Reifen oder Softball zu, die der SV Holm-Seppensen nach dem Feuer wieder angeschafft hat, und toben sich erst einmal aus. Zehn Minuten gibt ihnen Wiebke Rienow dafür, denn sie weiß, dass die Kinder nach dem langen Sitzen im Klassenraum nach Bewegung lechzen und sie sich so besser auf den folgenden Sportunterricht einlassen können.
Brennball wolle sie mit ihnen heute spielen, sagt die Lehrerin. „Aber nicht mit Abwerfen, sondern in einer Variante, die das soziale Verhalten der Kinder fördert.“ Diese Variante sieht so aus: Wenn die eine Mannschaft den Ball ins gegnerische Feld geworfen hat, muss die andere ihn fangen, sich hintereinander aufstellen und den Ball von vorne nach hinten möglichst schnell durch die Beine hinweg durchreichen.
Spiele wie diese gingen ohne Probleme auch in einem Zelt, sagt Wiebke Rienow. „Aber ansonsten merken wir schon, dass uns hier viel Platz fehlt und wir im Unterricht sehr eingeschränkt sind.“ Den Kindern gefällt das Abenteuer Sportzelt dennoch. „Das ist schön hier“, sagt Johanna, 7. Ihr Mietschüler Janus ist ebenfalls begeistert und schwingt den Hula-Hoop-Reifen. Die abgebrannte Halle habe er gar nicht gekannt, sagt der Siebenjährige.
Ein weiteres Problem des Zelts ist die relative Kälte, die schon jetzt zu spüren ist – ob die Heizung im Winter wirklich gut funktioniert, muss sich zeigen. Außerdem ist die Akustik nicht die beste. Lehrerin und Schüler verstehen teilweise ihr eigenes Wort nicht, wenn es beim Herumtoben mal etwas lauter wird. Sogar draußen sind die Stimmen noch zu hören. „Die Nachbarn wissen jetzt immer ganz genau, wann hier Sportunterricht ist“, sagt Beate Trützschler mit einem hilflosen Lächeln. Beschwerden habe es Gott sei Dank bisher noch nicht gegeben.
Für die Lehrer ist deshalb klar, dass das Zelt zwar ein gutes Provisorium ist. Eine langfristige Lösung soll es aber nicht werden. „Unendlich geduldig sind wir nicht“, macht Beate Trützschler deutlich. Viele Eltern erwarteten sehnlichst ein Signal für den Turnhallenbau. Angekündigt ist zumindest, dass in den Herbstferien die Bodenplatte der alten Halle entfernt wird. In dieser Woche soll es darüber hinaus ein Gespräch mit der Verwaltung und dem Architekturbüro Dohse geben, bei dem es auch um den Zeitplan geht. Die Holm-Seppenser hoffen, dass der Neubau der Turnhalle im Herbst 2014 steht.