Hamburg. Maren Bergholz schließt ihre „Genießerei“ in Hoheluft-Ost Ende Dezember. Die Gründe und ihr Appell an die Hamburger.
Der Entschluss steht fest, lange genug hat Maren Bergholz darüber nachgedacht: Zum Ende des Jahres schließt sie ihren Concept-Store Genießerei am Eppendorfer Weg in Hoheluft-Ost. Die Widrigkeiten, mit denen Einzelhändler wie sie in Hamburg zu kämpfen haben, seien einfach zu groß.
Bergholz kann nicht mehr, sie habe keine Kraft und Energie mehr, immer nur zu kämpfen. Denn so fühlt sich ihre Selbstständigkeit inzwischen an, als ein einziger Kampf. Es scheine nur Widerstände zu geben, erzählt sie dem Abendblatt beim Treffen in ihrem kleinen Laden. Vor neun Jahren hatte sich die frühere Tanzlehrerin mit ihrer Boutique selbstständig gemacht.
Eppendorfer Weg: Genießerei schließt – Corona und mangelnde Kaufkraft sind Gründe
Zum 31. Dezember ist nun Schluss, der Ausverkauf mit besonderen Angeboten und Aktionen läuft bereits. „Hätte man mich vor gut vier Jahren gefragt, ob ich das bis zur Rente mache, ich hätte Ja gesagt“, so die 54-Jährige.
Dann kam Corona. Es folgten die Inflation mit einer ständig zurückgehenden Kaufkraft und die Rückzahlung der Corona-Hilfen im fünfstelligen Bereich. Die Kundinnen wollen außerdem eher billige Produkte kaufen, meint Maren Bergholz.
Sie selbst habe in ihrem Laden aber viele kleine Marken aus Europa und Deutschland im Sortiment und ganz bewusst keine in China produzierte Massenware. Das alles und auch die geplante Umgestaltung des Eppendorfer Wegs mit neuen Baustellen machen es der Einzelhändlerin schwer.
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Besonders belastend seien aber die Corona-Rückzahlungen. „Wie kann der Staat zu dieser Zeit auf die Rückzahlung bestehen? Einer Zeit, in der wir es ohnehin so schwer haben?“, fragt sie sich. Sie habe mit dem Geld von damals ja nicht ihre Wohnung renoviert, es ging schlicht um ihre Existenz. „Ich bin wie viele andere auch an meine Altersvorsorge gegangen, an meine Ersparnisse – und nun diese heftige Rückzahlung. Ständig werden einem Steine in den Weg gelegt.“ Sie wünscht sich, der Staat würde den Einzelhändlern die Corona-Hilfen erlassen.
Händlerin aus Hoheluft-Ost: „Liegt an jedem Einzelnen, dass der Eppendorfer Weg belebt ist“
Maren Bergholz ist froh, im neuen Jahr angestellt zu arbeiten und nicht mehr selbstständig zu sein. Wo genau es weitergeht, kann sie noch nicht sagen. Aber sie habe einige Optionen, auf die sie sich freut. Eine Zukunft als Unternehmerin im Einzelhandel sieht sie nicht: „Ich bin auch nicht der Onlinetyp, ich möchte meine Kundinnen beraten, mit den Menschen sprechen.“ Daher ist ein Onlineshop für sie keine Option.
Wegen der Schließung der Genießerei seien in den vergangenen Tagen viele Menschen auf sie zugekommen, die bedauern, dass wieder ein Geschäft schließe. Dabei, sagt Maren Bergholz, liege es doch an jedem Einzelnen, dass der Eppendorfer Weg weiterhin belebt ist, dass es kleine Läden gibt. „Damit das so bleibt, müssen die Menschen etwas dafür tun und die Händler unterstützen“, sagt sie. Die Hamburger müssten dafür mehr vor Ort und weniger im Internet kaufen.