Hamburg. Die beliebte Einkaufsstraße soll fahrrad- und fußgängerfreundlicher werden. Warum Ladenbesitzer die Pläne extrem kritisch sehen.

Der Eppendorfer Weg in Eimsbüttel und im Bezirk Nord soll fahrrad- und fußgängerfreundlicher werden und ab Ende des Jahres in ersten kleineren Schritten umgestaltet werden. Noch dominiert der Autoverkehr die Einkaufsstraße mit den vielen Restaurants und Einzelhändlern. Und genau die fühlen sich bei dem Vorhaben wenig berücksichtigt und sorgen sich um ihre wirtschaftliche Existenz.

Die Planungen für die große Umgestaltung dazu sind noch nicht abgeschlossen und laufen noch bis Ende kommenden Jahres. Aber fest steht bereits, dass unter anderem weitere 163 Fahrradbügel sowie Sitzbänke aufgestellt werden. Außerdem werden drei Mittelinseln auf der Fahrbahn installiert werden, damit Fußgänger den Eppendorfer Weg sicherer queren können, und zwar jeweils auf Höhe Wehbers Park, Roonstraße und Moltkestraße.

Eppendorfer Weg in Hamburg: Einzelhändler befürchten Spannungen zwischen Rad- und Autofahrern

Für Petra Günter, die den Kinderschuhladen Cangokids am Eppendorfer Weg betreibt, sind das keine guten Nachrichten. Bereits jetzt gehe es verkehrstechnisch auf der Straße sehr aggressiv zu. „Wenn dann Mittelinseln die Fahrbahn verengen, wird es noch mehr Gehupe geben als ohnehin schon“, sagt sie. Das werde zu noch mehr Spannung zwischen Rad- und Autofahrern führen, glaubt sie.

Eppendorferin Petra Günter mit Pudel auf dem Arm
Petra Günter (mit ihrem stadtteilbekannten Pudel Gismo auf dem Arm) vom Kinderschuhladen Cangokids am Eppendorfer Weg in Hoheluft-West sieht den Umbau des Eppendorfer Weges kritisch: „Das wird ja noch schlimmer, schon jetzt kommen weniger Kunden zu mir. Und das Gehupe, wenn dort Mittelinseln sind, wird auch heftiger.“ © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Auch weitere 55 Parkplätze werden wegfallen. „Für uns Einzelhändler ist ein Abbau von Parkplätzen ein massives Problem.“ Denn: „Als Einzelhändler lebst du nicht nur von den Kunden aus deinem eigenen Stadtteil, das haut wirtschaftlich nicht hin. Aber für meine Kunden aus dem Hamburger Westen ist es fast unmöglich, hier einen Parkplatz zu finden.“ Daran habe auch das Anwohnerparken nichts geändert. „Ich habe auch berufstätige Kunden mit drei Kindern, die können nicht mal eben mit dem Rad zu mir kommen.“

Ganz ähnlich sieht das Maren Bergholz von der Genießerei Hamburg, die ihren Laden in Hoheluft-Ost hat. „Ich befürchte, dass das aggressive Fahrverhalten von Rad- und Autofahrern durch weniger Platz auf der Straße noch größer wird.“ Auch wenn sie glaubt, dass die Umgestaltung des Eppendorfer Weges am Ende schön aussehen werde – sie wird dann nicht mehr am Eppendorfer Weg sein.

Einzelhandel Hamburg: Besitzerin der Genießerei am Eppendorfer Weg gibt auf

Die 54-Jährige gibt ihren Laden Ende des Jahres auf. „Es kommt immer eine neue Widrigkeit hinzu. Ich muss die Corona-Hilfen zurückzahlen, die Kaufkraft geht zurück, weil die Leute immer nur billig kaufen wollen, und der Umbau des Eppendorfer Weges kommt dann auch noch obendrauf. Das ist nicht mehr zu schaffen.“

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Beide Geschäftsfrauen kritisieren, dass sie von Behördenseite nicht über die Umbaupläne informiert worden sind, von einer Beteiligungsmöglichkeit wüssten sie auch nichts. „Ich habe mir die nötigen Informationen dazu aus dem Internet geholt und aus der Zeitung erfahren“, sagt Petra Günter.

Es habe einmal eine Einladung zu einer Infoveranstaltung gegeben, „aber zu einer Zeit, in der wir Einzelhändler in unseren Geschäften stehen müssen“, sagt Birgit Rogge, die die Tierbar am Eppendorfer Weg betreibt. „Wir können uns nur später am Abend beteiligen.“