Hamburg. Staats- und Universitätsbibliothek wird saniert. Studierende müssen noch auf Generalsanierung warten. Ohrenstöpsel statt Regenschirme.
- Seit mehreren Jahren regnet es immer wieder in die Staats- und Universitätsbibliothek in Hamburg hinein
- 20 Millionen Euro investiert die Stadt nun in die Dachsanierung der „Stabi“
- CDU- Politikerin Frieling kritisiert die Strategie von SPD und Grünen
Schwarze, pflasterähnliche Matten werden auf die undichten Stellen des Daches der „Stabi“ gebrannt. Zwischen den Bauarbeitern hindurch laufen auf dem Dach der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky an diesem Mittwochvormittag Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), Jens Kerkhoff, Geschäftsführer des Gebäudemanagements Hamburg, sowie Stabi-Direktor Prof. Robert Zepf. Es ist ein Ortstermin auf dem Dach, durch das es seit Jahren in das große Bibliotheksgebäude hineinregnet.
Rund 20 Millionen Euro sollen nun in die Dachsanierung der größten wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek Norddeutschlands fließen – die Drucksache wurde jetzt verabschiedet. „Uns haben immer wieder Nachrichten erreicht, dass es in das Bibliotheksgebäude hineinregnet und es damit zu Einschränkungen im Unialltag kam. Vor einer Grundsanierung, die einer modernen Universitätsbibliothek Rechnung trägt, wird daher erst mal das Dach saniert“, so Katharina Fegebank.
Uni Hamburg: 20 Millionen für Stabi-Sanierung – CDU übt Kritik
Und in der Tat: Seit mehreren Jahren regnet es in unregelmäßigen Abständen in die Lesesäle mit ihren Arbeitsplätzen und die Speicherbibliothek hinein. Notdürftig wurde das Dach mit einer Gesamtfläche von mehr als 5700 Quadratmetern in den vergangenen Jahren zwar immer wieder repariert; Fegebank bezeichnet diese Maßnahmen allerdings lediglich als „Flickschusterei“.
Daher nun der neue Plan, die Stabi in drei Stufen zu sanieren: Bis Ende des Jahres sollen die Sofort- und Notmaßnahmen getroffen werden. So soll der Kies vom Dach geräumt werden, um die problematischen Stellen besser sichten und die undichten Stellen dann abdichten zu können. Darauf folgt im zweiten Schritt bis 2027 die Sanierung der Dachkonstruktion und der Brandschutzvorrichtungen. Denn auch diese sind ein massives Problem für die Stabi“.
Zudem soll die Sanierung direkt noch genutzt werden, um die IT-Verkabelung zu erneuern. Der dritte Schritt gleicht quasi einer Zukunftsvision: Die Universitätsbibliothek soll generalsaniert werden. Das wird allerdings erst in den 30er Jahren stattfinden – zusammen mit dem Bau der neuen U-Bahn-Linie U5.
Kritik aus der CDU: „Nur Stückwerk“
Harsche Kritik hagelt es für diesen Plan aus den Reihen der CDU. Anke Frieling, wissenschaftspolitische Sprecherin der CDU: „Seit Jahren regnet es durch das Dach der Universitäts- und Staatsbibliothek, 115 Tage vor der nächsten Wahl steigen nun der Finanzsenator und die zuständige Senatorin auf das Dach, um zu gucken, was los ist!“
Auf die seit Jahren angekündigte Machbarkeitsstudie zur Sanierung der Bibliothek warte der Wissenschaftsausschuss seit nunmehr zwei Jahren. Die nun vom Senat geplanten Sanierungsmaßnahmen würden keine Gesamtstrategie für die SUB vorweisen und lediglich „Stückwerk“ sein.
Uni Hamburg: In der Stabi braucht man künftig Ohrstöpsel statt Regenschirm
Bei einer Sache ist sich der Senat auf jeden Fall einig: Gemütlich wird es auch mit den Bauarbeiten erst mal nicht in der Unibibliothek. Denn lautlos werden die Bauarbeiten wohl nicht vonstattengehen, davon geht Jens Kerkhoff klar aus. Direktor Zepf macht sich allerdings keine Sorgen, dass deswegen weniger Studierende kommen: „Die Stabi ist immer voll, am Tag kommen hier bis zu 4000 Personen her.“ Aufs Jahr gerechnet bedeutet das jährlich 1,2 Millionen Besucher und Besucherinnen an sieben Tagen in der Woche. „Da ist es immer wieder schwer, die Leute abzuweisen.“
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„Teilweise sitzen Studierende sogar auf den Treppen oder im Gang.“ Bei den Baumaßnahmen sollen die Prüfungsphasen zwar, so gut es geht, berücksichtigt werden. Da die Stabi aber immer voll ist, wird auch der Lärm wohl kaum einen Unterschied machen. Für Studierende bedeutet das in den nächsten Jahren: Ohrstöpsel und gute Kopfhörer mitbringen. Aber das ist wahrscheinlich immer noch besser als ein Regenschirm.