Hamburg. Diese Helfer löschen so gut wie nie Brände, sind aber trotzdem im Dauereinsatz. Woran das liegt und welche Sorgen den Chef plagen.
Wenn Thomas Barke und seine Kolleginnen und Kollegen am Hamburger Flughafen morgens um 8 Uhr zur 24-Stunden-Schicht antreten, sind sie auf alles vorbereitet. Auch für die Flugzeug-Brandbekämpfung sind sie natürlich bestens gerüstet. Doch glücklicherweise passiere ein großer Brand an einem Flughafen „statistisch gesehen nur alle elf Jahre“, sagt der Leiter der Hamburger Flughafenfeuerwehr. Und obwohl es am Airport Fuhlsbüttel nur sehr selten brennt, sind die derzeit 84 Mitarbeiter mit rund 3500 Einsätzen im Jahr ständig gut beschäftigt.
„Etwa 1800 davon sind Rettungseinsätze“, sagt Thomas Barke, der seit 33 Jahren bei der Flughafenfeuerwehr arbeitet, seit 18 Jahren als deren Leiter. „Der Flughafen ist wie eine kleine Stadt. Was draußen passiert, passiert auch hier.“
Flughafen Hamburg: Feuerwehr hat 3500 Einsätze pro Jahr – aber selten Brände
Nach Angaben von Barke gehören Arbeitsunfälle auf dem Flughafen zu den häufigen Einsätzen. Ganz oft seien es auch Kreislaufprobleme von Passagieren, etwa „wenn Kegelclubs oder Junggesellenabschiede unterwegs sind. Viele fahren frühmorgens zu Hause los und frühstücken nicht. Andere sind schon allein wegen der Reise gestresst.“
Seine Kollegin Nele Dittmer sagt: „Immer wieder reisen Leute, obwohl sie krank sind oder sie fühlen sich hier plötzlich krank.“ Ihr Chef berichtet auch von sich häufenden Einsätzen wegen einer Reanimation. „Das wird mehr, weil viele ältere Menschen unterwegs sind.“
Hamburg Airport: Häufig muss Feuerwehr Menschen aus Fahrstühlen an der S-Bahn befreien
Weniger dramatisch, aber ein sehr häufiger Grund für Einsätze seien ausgelöste Brandmeldeanlagen auf dem Flughafengelände. Auch die häufig defekten Fahrstühle an der S-Bahn-Station am Flughafen, deren Zuständigkeit eigentlich bei der Deutschen Bahn liegt, machen Einsätze der Feuerwehr regelmäßig nötig. Immer wieder seien auch Ölspuren zu beseitigen oder Kerosin zu entfernen, sagt Barke.
Der Flughafenfeuerwehr-Chef sucht dringend Personal. „Wir haben zehn offene Stellen.“ Die Ausbildungsplätze zu besetzen, sei üblicherweise kein Problem, die jungen Kolleginnen und Kollegen dann zu halten, schwieriger. „Die vier jungen Leute, die Ende August 2024 ihre dreijährige Ausbildung zum Werkfeuerwehrmann oder zur Werkfeuerwehrfrau abgeschlossen haben, sind allesamt zur Berufsfeuerwehr gegangen.“
Anders als am Hamburger Flughafen werden Mitarbeiter bei der Berufsfeuerwehr verbeamtet
Die Berufsfeuerwehr sei für viele Feuerwehrleute auch deshalb attraktiv, weil sie dort verbeamtet werden, sagt Barke. „Sie werden dort nicht besser bezahlt, aber das andere Schichtmodell mit zweimal Zwölf-Stunden-Schichten und danach zwei freien Tagen ist möglicherweise ein Grund.“
Es gebe aber sicher noch einen anderen Grund, mutmaßt der Flughafenfeuerwehr-Chef, nämlich das größere Einsatzspektrum im Stadtgebiet. „Viele junge Burschen, die zur Feuerwehr gehen, wollen noch was erleben. Am Flughafen habe ich nicht jeden Tag Hamburg in Flammen.“ Die physische und psychische Belastung sei bei den Kollegen der Berufsfeuerwehr wesentlich höher, sagt der Feuerwehrchef, doch das könnten junge Kollegen besser wegstecken, „auch, wenn sie ständig auf dem Rettungswagen unterwegs sind“.
Konkurrenz erlebe die Flughafenfeuerwehr außerdem durch andere Werkfeuerwehren wie beispielsweise jene von Airbus, Aurubis oder Blohm+Voss. Barke sagt dennoch selbstbewusst: „Von den Werkfeuerwehren sind wir die Königsklasse.“
Feuerwehr am Hamburger Flughafen muss innerhalb von 30 Sekunden fertig für den Einsatz sein
Die Feuerwehrmänner und -frauen am Flughafen verbringen pro Schicht 24 Stunden in ihrer Gruppe. Um 8 Uhr ist Dienstbeginn mit Diensteinteilung. Von 8 bis 16 Uhr ist Arbeitszeit, danach folgen acht Stunden Bereitschaftszeit und anschließend acht Stunden Ruhebereitschaft. „Im Notfall müssen wir innerhalb von 30 Sekunden angezogen im Fahrzeug sitzen“, sagt Nele Dittmer. Und innerhalb von drei Minuten müssen sie und ihre Kollegen auch den entferntesten Punkt des Geländes erreichen. Zudem ist es notwendig, die Einsätze beim Tower anzumelden. Einfach über das Flugfeld zu rasen, ist auch ihnen nicht erlaubt. Das wäre ein gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr, so Barke.
Die Frage, warum der Hamburger Flughafen trotz des Nachtflugverbots nachts nicht geschlossen werde, komme immer mal wieder, sagt Thomas Barke, sie sei aber einfach zu beantworten: „Wir sind internationaler Gesundheitsflughafen. Wenn es in einem Flieger einen Krankheitsverdacht gibt, müssen wir hier sein. Wir sind auch Ausweichflughafen, auf dem im Notfall auch nachts Maschinen landen können.“
Feuerwehr am Hamburg Airport: Das Team ist männlich dominiert, es gibt nur drei Frauen
Noch immer ist die Flughafenfeuerwehr männlich dominiert. Drei Feuerwehrfrauen sind hier angestellt, eine wird das Team Ende des Jahres verlassen. Nele Dittmer bleibt. Sie hat sich mit 17 Jahren für die Ausbildung zur Werkfeuerwehrfrau entschieden. Sie war schon mit zehn Jahren bei der Jugendfeuerwehr und mit 16 im aktiven Dienst bei der freiwilligen Feuerwehr. Mit 17 bewarb sie sich schließlich für die Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule, die sie nach der zehnten Klasse begann – als damals einzige Frau ihres Jahrgangs. Den anspruchsvollen Sporttest vor der Einstellung hat sie auf Anhieb bestanden.
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Die dreijährige Ausbildung besteht aus zwei Bausteinen: Sie beginnt mit einer 18-monatigen handwerklich-technischen Qualifizierung in den Gewerken Elektrotechnik, Sanitär, Holz- und Metallbau, die speziell auf die Anforderungen des Feuerwehrberufes zugeschnitten ist. „Bei der Feuerwehr muss man im Einsatz wissen, wie ein Haus aufgebaut ist, wo es gefährlich werden kann“, sagt Thomas Barke. Der zweite Baustein besteht aus einer 18-monatigen Feuerwehrausbildung. Parallel gehen die Azubis zur Berufsschule. Sie erhalten den Abschluss Werkfeuerwehrmann beziehungsweise Werkfeuerwehrfrau.
Flughafen Hamburg: Nele Dittmer hat als erste Frau die Ausbildung der Feuerwehr abgeschlossen
Nele Dittmer hat ihre Ausbildung vor zwei Jahren abgeschlossen und wurde danach in die unterschiedlichsten Funktionen bei der Flughafenfeuerwehr eingearbeitet. „Mir gefällt das Abwechslungsreiche“, sagt die 22-Jährige. Ein besonderes Faible hat sie für die neuen Flugfeldlöschfahrzeuge (FLF) des Typs Z8, die demnächst in Dienst gestellt werden. Die 48-Tonner zu fahren sei „cool“, sagt die junge Frau.
Sie kann dem Schichtdienst viel abgewinnen, weil er ihr andererseits ein großes Maß an Freiheit in ihrer Freizeit gebe. „Die Feuerwehr ist wie eine zweite Familie. Man verbringt viel Zeit miteinander und man weiß viel übereinander. Wir müssen im Notfall gemeinsam ins Feuer gehen, da muss man sich vertrauen“, sagt Nele Dittmer. Auch wenn das am Flughafen eben selten der Fall ist.