Hamburg. Airport investiert Millionen in Digitalisierung – zum Beispiel an Sicherheitskontrollen. Wo künstliche Intelligenz noch helfen soll.
Es herrschte reger Betrieb am Dienstag am Flughafen Hamburg. 147 Maschinen landeten über den Tag, 143 verließen die Hansestadt wieder. Die Bodencrew musste Tausende Koffer ein- und ausladen. Ein Knochenjob bei hochsommerlichen Temperaturen. Geht es nach Dorothea Brons, Leiterin der Digitalisierungsabteilung Information und Technologie Management am Airport, sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet werden – durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Robotern.
„Wir investieren pro Jahr zehn Prozent unseres Gesamtumsatzes in die Digitalisierung. Das ist schon sehr ordentlich“, sagt Brons. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz der Flughafen Hamburg GmbH 259 Millionen Euro. Ähnlich wie bei der Organisation der Parkpositionen der Flugzeuge auf dem Vorfeld könnten die für das Gepäck zuständigen Arbeiter technisch unterstützt werden.
Flughafen Hamburg blickt in Sachen KI mit großem Interesse auf den Airport in Amsterdam
„Ich finde Robotik total faszinierend“, sagt Brons im Gespräch mit dem Abendblatt. Am Großflughafen Amsterdam-Schiphol wird bereits eine maschinenunterstützte Lösung für die Gepäckabfertigung getestet, die auch von den Verantwortlichen des Hamburger Flughafens beobachtet wird.
Für einen Roboter sei es aber eine sehr komplexe Aufgabe, einen Koffer ein- oder auszuladen. „Jedes Gepäckstück ist unterschiedlich schwer, sieht anders aus“, sagt Brons, die seit sieben Jahren am Airport arbeitet. „Die Technik hat noch die Schwierigkeiten zu prognostizieren, wie der vor ihr stehende Koffer zu behandeln ist. Es wird wohl nie ohne Menschen funktionieren.“ Sie sei gespannt, was in den kommenden Jahren für Modelle entwickelt werden. Die Marktreife sei aber noch nicht so weit, dass man die Technik sofort nutzen könne.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit setzt der Airport auf Technik. Bei der Beheizung – oder im Sommer Kühlung – der Terminals wird auf eine KI gesetzt, die den genauen Strombedarf errechnet. Dieser Algorithmus wurde – wie der für die Parkpositionen der Flugzeuge – im airporteigenen Techniklabor geschrieben. „Unser Stromverbrauch variiert ganz stark. Es hängt davon ab, wie viele Passagiere sich im jeweiligen Terminal aufhalten, oder vom Wetter oder einfach von der Jahreszeit. Wir sind nun viel besser in der Lage, bedarfsgerecht Strom einzukaufen, was uns Kosten spart“, sagt Brons.
Hamburg Airport: Auch die Fluggäste sollen von dem Einsatz der KI profitieren
Bereits seit Jahren werden am Hamburger Flughafen in allen möglichen Bereichen Informationen in eine Datenbank eingespeist, von der nun die KI profitiert. Darüber hinaus arbeiten die einzelnen Fachbereiche eng mit der IT-Abteilung zusammen, um möglichst gute digitale Lösungen zu finden. „Wir wollen unsere Datenschätze in den kommenden Jahren noch mehr nutzen. KI ist grundsätzlich in allen Bereichen des Flughafens denkbar, aber in unterschiedlichen Ausprägungen. Wir können uns KI in der Buchhaltung vorstellen bis hin zum Einsatz von Mährobotern. Da ist das Gedankenspektrum weit“, sagt Brons, die jeden Tag unzählige Rechnungen freigeben muss. „Das könnte gut auch eine KI erledigen“, sagt sie.
Das gilt auch für den noch reibungsloseren Ablauf für die Fluggäste am Hamburger Flughafen. Seit 2019 wird bereits die Wartezeit-Anzeige an den Sicherheitskontrollen mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz optimiert. Diese bereits genutzte Technik soll nun weiterentwickelt werden. „Unsere Passagiere laufen, selbst wenn es nicht so voll ist, lange Serpentinen, um zur Kontrolle zu gelangen. Wir haben bereits KI-gesteuerte Schleusen eingebaut, die den Weg erheblich verkürzen, um den Passagierverkehr vor den Kontrollen noch besser zu steuern. Diese Schleusen bauen wir noch weiter aus. Das werden die Passagiere merken“, sagt Brons.
Warum Hightech-Airports in Asien kein Vorbild für den Flughafen Hamburg sind
Um die neuesten Trends nicht zu verpassen, „scoutet“ der Hamburger Flughafen auch, was andere Airports so machen. Das Maß aller Dinge in Sachen Digitalisierung ist in Asien zu finden. „Da gibt es Flughäfen, die sehr fortschrittlich sind im Bereich der Automatisierung von Passagierprozessen. Da wird viel Biometrie eingesetzt, das ist technisch faszinierend und toll, aber nichts, was man so einfach im europäischen Bereich anwenden kann. Die haben eine andere Sichtweise und Rechtslage, was Datenschutz betrifft. Das können wir nicht so einfach übernehmen“, sagt Brons, die in Europa den Flughafen London-Gatwick als Vorbild sieht.
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Dorothea Brons ist sich bewusst, dass die Digitalisierung angesichts der immer neuen Trends nie abgeschlossen sein wird. Mit dem Status quo ist sie aber zufrieden. „Wir sind im Bereich der Data-Analytics, also den datengetriebenen Analysen ganz weit vorne. Wir haben früh damit angefangen, die IT-Voraussetzungen zu schaffen. Da sind wir super, nicht nur im deutschsprachigen Raum, auch in ganz Europa“, sagt Brons. Damit die Kommunikation aller auf dem Flughafen tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch besser wird, wird zudem gerade ein 5G-Netz gebaut.