Hamburg. Betroffen sind mehrere Häuser von Vonovia. Bewohner in Dulsberg üben scharfe Kritik. So reagiert der Immobilienkonzern.

In Dulsberg sind Bewohner mehrerer Wohnblöcke, die dem Immobilienkonzern Vonovia gehören, in großer Sorge. Der Grund: Das Trinkwasser ist von Legionellen befallen, die schwere Erkrankungen – etwa Lungenentzündung – verursachen können. Wegen der extrem hohen Legionellenbelastung von 16.000 KBE (koloniebildende Einheiten) pro 100 Milliliter Wasser – das ist 1600-mal höher als erlaubt – haben die Mieter der betroffenen Häuser Angst, krank zu werden. Sie meiden jeden Kontakt mit dem kontaminierten Wasser – und wollen sich jetzt zur Wehr setzen.

Nach Angaben der Bewohner hatten sie zunächst per Aushang im Treppenhaus von dem Befall des Trinkwassers mit Legionellen erfahren. „Da gab es keinen persönlichen Kontakt vonseiten des Vermieters oder irgendwelche näheren Informationen“, sagt Sedat Kaya, der in einem der Vonovia-Häuser am Kattowitzer Weg lebt. Der 28-Jährige sammelt nun zusammen mit Nachbarn Unterschriften gegen das Vorgehen von Vonovia.

Vonovia in Hamburg: Mieter in Dulsberg erhielten Duschverbot

„Im September wurde ein Duschverbot ausgesprochen“, sagen betroffene Bewohner. Einige Zeit später habe dann ein Duschkopf mit Legionellenfilter im Treppenhaus gelegen, der offenbar selbstständig installiert werden sollte. Eine Anleitung zum Einbau des Duschfilters oder weitere Informationen gab es auch dieses Mal nicht, kritisieren Mieter.

Der Wohnungskonzern wehrt sich gegen die Vorwürfe und schildert den Vorfall anders. „Wir werden die Trinkwasseranlagen so lange regelmäßig überprüfen, bis die Legionellenkonzentration unter dem Schwellenwert von 100 KBE pro 100 ml liegt“, sagt Vonovia-Sprecherin Panagiota-Johanna Alexiou dem Abendblatt. „Wenn bis dahin weitere Maßnahmen erforderlich sind, werden wir diese selbstverständlich umsetzen. Bis das so weit ist, haben alle Mieterinnen und Mieter im Kattowitzer Weg 1–17 einen Duschfilter erhalten, damit sie weiterhin ohne Bedenken duschen können.“

Vonovia-Konzern räumt Fehler ein – „das hätten wir besser machen müssen“

In der Regel versuche Vonovia, alle Mieter persönlich zu erreichen, um ihnen die Duschfilter zu erklären. „Wenn Mieterinnen und Mieter nicht zu Hause sind, legen wir die Duschfilter vor ihre Tür und legen einen Flyer mit allen notwendigen Informationen bei“, so Alexiou, die jedoch einräumt: „Wir können nicht nachvollziehen, ob in diesem Fall die Flyer beigelegt wurden. Das hätten wir besser machen müssen. Hier werden wir selbstverständlich nachsteuern, damit das nicht noch einmal passiert.“ Nach Angaben der Vonovia-Sprecherin stehen zudem Kollegen aus dem technischen Service für Fragen der Mieter zur Verfügung.

Die Bewohner geben an, dass Vonovia ihnen auf Nachfrage mitgeteilt habe, dass man sie nicht mit Renovierungen belasten wolle und zunächst ein paar Ventile ausgetauscht habe. „Die alten Leitungen bleiben dann aber natürlich bestehen“, kritisiert Sedat Kaya, der sich mit dieser Aussage nicht zufriedengeben will. „Immerhin können Legionellen schwere Krankheiten verursachen.“

Vonovia verweist auf Gutachten und technische Sanierungsarbeiten

Der Vermieter Vonovia hingegen gibt an, dass der Wohnungskonzern im November 2023 im Kattowitzer Weg 1-17 ein Gutachten erstellen ließ und seitdem diverse technische Sanierungsmaßnahmen umgesetzt habe. Unter anderem seien „Undichtigkeiten an der Wasserleitung“ beseitigt, „regelmäßig alle Wartungsarbeiten“ durchgeführt und nicht trinkwassergeeignete Bauteile durch trinkwassergeeignete ersetzt worden. Panagiota-Johanna Alexiou: „Und die Hygienefilter wurden regelmäßig einer Reinigung unterzogen oder gegebenenfalls wurde der Filtereinsatz erneuert.“

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Die Bewohner der Vonovia-Häuser in Dulsberg haben dennoch kein gutes Gefühl, wenn sie den Wasserhahn aufdrehen. Zudem beklagen sie, dass sie Wasser im Supermarkt kaufen müssten, da sie das Leitungswasser nicht nutzen möchten. „Das sind extreme Mehrkosten“, sagt Sedat Kaya.

Von ihrem Vermieter fühlen sie sich mit der Gesamtsituation allein gelassen. Deshalb wollen sich die Bewohner am kommenden Mittwoch (16. Oktober) um 18.30 Uhr im Nachbarschaftstreff Dulsberg zusammensetzen. Kaya: „Wir wollen uns dieses Vorgehen des Vermieters nicht gefallen lassen.“ Der Hamburger Mieterverein habe ihnen bereits zu Mietminderungen und der Verrechnung der Trinkwasserzukäufe geraten.