Hamburg. Ein Bewohner war seit drei Monaten nicht mehr draußen. Vonovia gelobt Besserung. Mieterin schildert unzumutbare Situation.

Ihren Nachbarn hat Gisela Thors-Kreiß seit über drei Monaten nicht mehr gesehen. „Er ist Senior und wohnt im siebten Stock“, sagt sie. „Er war nicht mehr draußen, seit der Fahrstuhl ausgefallen ist. Er ist seit drei Monaten in seiner Wohnung gefangen“ Ob es ihm gut gehe, wisse sie nicht. „Ich hoffe, er wird irgendwie versorgt.“ Thors-Kreiß selbst wohnt im fünften Stock des neunstöckigen Hauses. Um in ihre Wohnung zu kommen, nutzt sie den Fahrstuhl im Nebengebäude, läuft dann noch eine Treppe weiter hoch auf den Dachboden, gelangt von dort in ihren Aufgang und kann nach unten laufen. Wann der Aufzug auf ihrer Seite repariert wird, weiß niemand im Haus.

Das Gebäude, in dem Thors-Kreiß wohnt, gehört Vonovia. Man wisse von dem Fall, bestätigt das Unternehmen auf Abendblatt-Anfrage. Seit Anfang Juli sei der Schaden im Gebäude an der Fuhlsbüttler Straße 607 bekannt. „Nachdem wir davon erfahren haben, sind wir direkt tätig geworden und haben die Reparatur gestartet“, sagt Panagiota-Johanna Alexiou, Sprecherin von Vonovia. Warum ist die Anlage dann drei Monate später noch immer defekt?

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„Leider gab es während der Reparaturarbeiten einen Wasserrohrbruch im Haus“, sagt Alexiou. Auch der Aufzug sei durch diesen Rohrbruch beschädigt worden. „Das hat die Reparaturarbeiten massiv verzögert.“ Ein TÜV-Termin zur Abnahme des Fahrstuhls habe nicht stattfinden können.

„Leider gab es während der Reparaturarbeiten einen Wasserrohrbruch im Haus. Auch der Aufzug wurde durch den Rohrbruch beschädigt – das hat die Reparaturarbeiten massiv verzögert.“

Panagiota-Johanna Alexiou
Vonovia-Sprecherin

Vor Ort bei Gisela Thors-Kreiß hört sich das allerdings anders an: „Ich habe mit dem Mann vom TÜV aber vor etwa zwei Wochen selbst gesprochen“, sagt sie. „Der war hier im Haus, hat den Aufzug aber nicht abgenommen, so wie er war.“ Informationen, wie es nun weitergehe, hätten die Hausbewohner aber auch danach nicht bekommen.

Dass die Kommunikation zwischen Vonovia und ihren Mietern nicht gut läuft, gibt auch das Unternehmen selbst zu. „Wir haben die Mieter mit einem Aushang über den Ausfall informiert und auch unser Objektbetreuer stand und steht als Ansprechpartner zur Verfügung“, heißt es zum Ausfall an der Fuhlsbüttler Straße. „Nichtsdestotrotz ist die Kommunikation mit unseren Mietern in diesem Fall nicht gut gelaufen – wir hätten sie noch schneller und transparenter informieren müssen“, gibt Alexiou zu. Vonovia werde das in Zukunft besser machen.

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Besser werden muss es bei Vonovia auf jeden Fall, findet Gisela Thors-Kreiß – allerdings nicht nur in Sachen Kommunikation: „Seit drei Monaten wird der Flur nicht mehr richtig gereinigt, weil die Putzkräfte natürlich auch nicht all die Treppen laufen“, berichtet die genervte Mieterin. Eine Nachbarin sei auf Pflege angewiesen und nicht mobil. „Jeden einzelnen Tag wird sie vom Pflegedienst mit einem Spezialrollstuhl die Treppe runter transportiert und in die Tagesklinik gebracht.“ Und auch ihrem Mann sei das Schleppen der Einkäufe in den fünften Stock eigentlich kaum zuzumuten.

Warum aber ist der Aufzug überhaupt kaputtgegangen? „Mitten in der Nacht haben wir im Juli einen lauten Knall gehört“, erinnert sich Thors-Kreiß, deren Wohnung direkt neben dem Fahrstuhlschacht liegt. Sie weiß: Ein Bewohner habe das Display völlig demoliert. Das sei inzwischen ausgetauscht worden, es könne also nicht der einzige Grund für die monatelange Misere sein.

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Von Vandalismus spricht auch Vonovia, doch entscheidend für den langen Ausfall sei laut Sprecherin Panagiota-Johanna Alexiou eine „Verkettung verschiedener Faktoren“. Das Wohl der Vonovia-Mieterinnen und -Mieter sei dem Unternehmen selbstverständlich wichtig. „Dass ein Aufzug so lange ausfällt, ist definitiv nicht unser Anspruch und wir arbeiten stets mit Hochdruck an Lösungen“, sagt sie und kündigt als Antwort auf die exklusive Abendblatt-Anfrage zum Fall just eine gute Nachricht an: „Morgen kann der Betrieb endlich wieder aufgenommen werden.“

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Und? Stimmt‘s? Ein Anruf bei Gisela Thors-Kreiß verrät: Er funktioniert immer noch nicht. „Hier bewegt sich gar nichts“, sagt sie. Wundern tue sie das aber nicht. „Wenn man Vonovia mal erreicht, dann versprechen sie Besserung, passieren tut aber nie etwas“, resümiert sie. Klein beigeben will sie aber auch nicht. „Ich werde da immer wieder anrufen und die nerven“, verspricht sie. „Wir haben ein Recht darauf, dass die Dinge hier funktionieren.“