Hamburg. Personal Trainer Dino Mescudi lädt jeden Sonntag zum Joggen um die Alster ein – und sehr viele kommen. Das Abendblatt war dabei.

„Mogeln geht nicht“, sagt Dino Mescudi ganz zu Beginn der Sporteinheit. Denn wer bei seinem Amé Training Club mitmacht und sonntags um die Alster oder mittwochs durch den Stadtpark läuft, will ja an seine Grenzen stoßen und diese überwinden. Sonst könnte man auch allein für sich gemütlich joggen.

Beim Amé Training Club aber soll einen die Gruppe von rund 50 Männern und Frauen zu Höchstleistungen bringen. „Die Gruppe pusht dich, am Ende geht es um Dopamin, um Glückshormone“, sagt Dino – unter Läufern duzt man sich. Abendblatt-Redakteurin Geneviève Wood hat diesen kostenlosen Lauftreff mit Kraftsporteinlage in Hamburg mit anderen Neulingen ausprobiert. Eine Selbsterfahrung.

Run Club Hamburg: Läufer werden für Tour um die Alster in drei Gruppen eingeteilt

Wiebke Zwingelberg ist zum ersten Mal dabei. Die 30-Jährige macht zwar gern Triathlon, „Laufen ist aber meine Schwäche“, sagt sie. Und ich laufe zwar regelmäßig morgens fünf Kilometer, das letzte Mal um die Alster gejoggt bin ich aber vor etwa zehn Jahren, und ich liege deutlich über dem Altersdurchschnitt um die 30 Jahre. Krafttraining mache ich nicht, und das soll sich noch als Fehler herausstellen.

Lauftreff in Hamburg: Redakteurin Geneviève Wood macht den Selbsttest

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    Das Trainerteam um Dino Mescudi, Landry Traineau und Hugo Acioli hat die Läufer in drei Geschwindigkeitsgruppen (paces) eingeteilt. In eine schnelle, eine mittlere und in die langsame, die sie alle „sexy group“ nennen.

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    Von wegen nur joggen: Beim Hamburger Amé Training Club laufen die Männer und Frauen zwar um die Alster, aber zwischendurch gibt es ein knallhartes Workout, Liegestütze inklusive. Das war Abendblatt-Reporterin Geneviève Wood (vorne) zu hart. Sie hat sich ein wenig durchgemogelt beim Krafttraining. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

    Mir ist es egal, ob ich die Letzte bin, ich möchte vor allem das angekündigte Workout überstehen und es um die Alster schaffen. Wiebke denkt ähnlich, und zusammen reihen wir uns in die „sexy group“ ein, die mit einer Pace von 6.30 unterwegs ist. Das bedeutet, dass wir sechs Minuten und 30 Sekunden für einen Kilometer brauchen.

    Lauftreff in Hamburg: „Schöne Motivation, um sonntagmorgens früh aufzustehen“

    Nach dem Aufwärmtraining auf der Wiese neben Bobby Reich geht es los, und es ist faszinierend, welche Energie frei wird, wenn man in einem Pulk von 50 Menschen an der Alster entlangläuft. Das Tempo der anderen zieht einen mit, unterhalten kann man sich auch gut nebenbei. „Das ist doch eine schöne Motivation, um sonntagmorgens früh aufzustehen, mit dieser Community laufen zu gehen“, sagt Isabel Sturm aus Winterhude, die sonst eher rudert. Es spielt keine Rolle, ob man neu ist oder nicht.

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    Hugo Acioli (v.l.), Dino Mescudi und Landry Traineau begleiten die Teilnehmer des Amé Training Clubs um die Alster oder durch den Stadtpark. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

    Alles geht leicht und locker – bis zum Schwanenwik auf der Uhlenhorst. Das angekündigte Workout dort auf der Wiese hat es in sich. „Allez-allez“, ruft Trainer Landry auf Französisch. Dann „back and forth“ auf Englisch. „Two more minutes!“ Hier geht es international zu. Viele Kraftübungen für die Beine stehen auf dem Programm, außerdem Liegestütze, Kniebeugen, Übungen für den Trizeps und für den Bauch. „Gnade, Landry!“ Aber die hat er nicht. Wie ein Frosch hüpfe ich über die Wiese und kann nicht mehr.

    Ja, das alles mit herrlicher Sicht auf die Segelboote auf der Alster, aber für mich definitiv zu heftig. Mogeln geht durchaus, lieber Dino. Auch wenn die Trainer durch die Reihen gehen und darauf achten, dass die Übungen richtig ausgeführt werden. Bei einer Trainingsgruppe von 50 Leuten oder mehr kann man sich aber durchaus hin und wieder zurückziehen.

    Amé Training Club Hamburg: Auf der Kennedybrücke werden die Beine schwer

    Nach dem Krafttraining geht der Lauf weiter, die Beine sind viel schwerer als zuvor, und auf der Kennedybrücke machen sich die Beinmuskeln so richtig bemerkbar. Kyra Piontek hat sich da schon ein Stadtrad besorgt. Aus einem guten Grund: „Ich möchte nächste Woche beim München Halbmarathon laufen und habe schon Blasen an den Füßen.“ Also lieber schonen. Sonst wird das nichts mit dem Halbmarathon.

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    Kyra Piantek (l.) und Abendblatt-Redakteurin Geneviève Wood beim Workout vom Amé Training Club an der Alster in Hamburg bei einer Partnerübung: Kniebeugen und Ausfallschritt. Die waren recht harmlos. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

    Dino läuft immer wieder vom Anfang der Gruppe zurück zu uns nach hinten. Er hat Musik dabei und motiviert einen. Wir alle haben es bis ans Ziel kurz vor der Krugkoppelbrücke geschafft. Dort machen wir im Herbstsonnenschein ein entspanntes Cooldown mit Dehnungsübungen.

    Hamburger Run Club: Glückshormone und Müdigkeit nach dem Lauf um die Alster

    Und die Glückshormone, das Dopamin, das Dino erwähnt hat, setzen sofort ein. Ich bin so glücklich, nach so langer Zeit um die Alster gelaufen zu sein und das in einer für mich richtig guten Zeit von 46 Minuten. Okay, bis zum Startpunkt an der Fernsicht sind es noch einige Hundert Meter. Geschenkt. Es ist einfach schön, von der Gruppe mitgetragen zu werden. Wir sind in dieser Zeit alle ein wenig zusammengewachsen, für die Trainer gibt es eine Umarmung.

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    Wiederholung? Auf jeden Fall, aber nicht gleich diese Woche. Denn Glückshormone hin oder her, aber die Müdigkeit am Sonntagnachmittag war heftig. Die gute Nachricht: Das Mogeln beim Krafttraining hat sich gelohnt, der Muskelkater am Montag blieb aus.