Hamburg. Großeinsatz mit Durchsuchung an der Dehnhaide: „Bedrohungslage“ mit Bezug zu Einsatz an Humboldtstraße nimmt überraschende Wendung.

Großeinsatz am Dienstagabend in einem Bordell in Barmbek-Süd: Nach Abendblatt-Informationen tauchten gegen 22 Uhr Einsatzkräfte der Polizei Hamburg an der Adresse Dehnhaide auf und stürmten das Gebäude.

Ersten Informationen nach durchsuchten LKA-Beamte die Zimmer, auch eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei war vor Ort – ein Mann wurde vor der Tür überprüft. Beim Verlassen des Bordells hatten die Beamten eine Tüte dabei, in der sich sichergestellte Gegenstände befunden haben sollen.

Die wahren Hintergründe zu dem Einsatz kamen dann allerdings erst später ans Licht.

Polizei Hamburg stürmt Bordell und setzt Suche nach vermeintlich bedrohter Person fort

Wie Polizeisprecher Thilo Marxsen auf Abendblatt-Anfrage bestätigte, stand der Einsatz in direktem Zusammenhang mit dem Einsatz in der Humboldtstraße – ebenfalls in Barmbek-Süd. Dort waren am Dienstagmittag Einsatzkräfte zu einem Massagesalon ausgerückt.

Es kursierten Informationen über eine Person, die dort gegen ihren Willen festgehalten wurde. Später stellte sich heraus, dass es sich bei der gesuchten Person um einen 50 Jahre alten Mann gehandelt hatte. Nach Abendblatt-Informationen soll es ich bei dem Mann um einen Freier gehandelt haben, der einem Freund erzählte, er werde bedroht und brauche 2.500 Euro. In Wahrheit soll er diese allerdings für Sex gebraucht haben. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.

Großeinsatz Dehnhaide
Die Polizei rückte zum Einsatz an der Adresse Dehnhaide mit Großaufgebot an. © Michael Arning | Michael Arning

Statt ihm das Geld zu geben, kontaktierte der Freund demnach umgehend die Polizei. Die gab dann am Dienstagmittag bekannt: „Wir haben keine Hinweise, dass in dem Gebäude eine Person gegen ihren Willen festgehalten wird.“

Beendet war der Einsatz an dieser Stelle allerdings nicht, denn die Suche nach dem 50-Jährigen ging weiter und dauerte bis in den Abend. Laut Marxsen wurden kriminalpolizeiliche Ermittlungen eingeleitet, aus denen sich Hinweise auf eine (weitere) mögliche Bedrohungslage ergaben. Diese führten die Ermittler dann zu einem Gebäude an der Dehnhaide als möglichen Aufenthaltsort.

Durchsuchung an der Dehnhaide – Polizei Hamburg findet 50-jährigen Mann

Hier kam es schließlich zur Durchsuchung. Der 50-Jährige konnte schließlich vor dem dortigen Haus „wohlbehalten angetroffen und zum Schutz seiner Person und um Weiteres zu vermeiden“ in Gewahrsam genommen werden. Bei der anschließenden Befragung stellte sich heraus, dass es keine Hinweise auf eine Bedrohungslage gab oder eine sonstige Gefahr für den Mann ausging.

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Schließlich konnte er von der Polizei wieder entlassen werden. Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll der Mann in keiner Weise Opfer einer Straftat geworden sein.

Nach Falschmeldung – wer bezahlt Polizeieinsatz an Dehnhaide und Humboldtstraße?

Was offen bleibt, ist allerdings die Frage nach den entstandenen Kosten und wer diese möglicherweise tragen muss. Immerhin handelt es sich um einen Einsatz ohne Anlass, den es nun zu prüfen gilt. Das offizielle Szenario dafür sieht die Prüfung nach dem Verursacherprinzip vor. Hierbei gilt: Wer ist der unmittelbare Verursacher? Dritte werden hierbei nicht mit einbezogen.

Geklärt werden muss, ob eine missbräuchliche Inanspruchnahme der Polizei stattgefunden hat, der Verursacher grob fahrlässig oder verkehrswidrig gehandelt hat. Und ob für den Einsatz überhaupt ein Anlass bestand. Auch die Zahl der Einsatzkräfte, ihre Einsatzdauer sowie die verwendete Technik sind hier entscheidend. „Auch in diesem Fall, (Anm. d. Red. Dehnhaide und Humboldtstraße), findet nun eine solche Prüfung statt“, so Marxsen.

Erinnerung an Einsatz in Mümmelmannsberg werden wach

Wie hoch die Kosten eines Polizeieinsatzes für Privatpersonen werden können, zeigte sich im September 2020. Nachdem ein 13-Jähriger eine telefonische Amok-Drohung für die Schule in Mümmelmannsberg ausgesprochen hatte, rückten die Einsatzkräfte mit Großaufgebot an.

Obwohl sich die Aktion glücklicherweise als schlechter Scherz herausstellte, folgte vier Monate später die Rechnung. 45.000 Euro mussten die Eltern des Falschmelders zahlen.