Hamburg. Das grüne Herz Hamburgs ist massiv durch den Bau der neuen U-Bahn beeinträchtigt. Auch eine Sperrung ist geplant. Kritiker sind entsetzt.

Der Goldbekkanal ist eine Oase in der Stadt. Für Paddler, Spaziergänger und Schrebergärtner ist der Wasserlauf durch Winterhude und Barmbek ein Rückzugsort mit Urlaubsfeeling. Glitzerndes Wasser spiegelt die Sonne, dichtes Grün am Ufer lockt Brombeersammler, Graureiher lauern auf ihre Beute.

Doch diese Idylle wird bald einer Baustelle weichen. Für die neue U-Bahn-Linie U5 wird hier, im Norden Hamburgs, der Boden aufgebrochen, der Straßenverkehr ist betroffen, jahrelange Umleitungen sind die Folge. In Summe werden für zwei bis drei Jahre bauliche Maßnahmen am Goldbekkanal stattfinden, direkt im Uferbereich.

Winterhude: Bau der U5 in Hamburg – Goldbekkanal wird 1,5 Jahre gesperrt

Und nicht nur das: Auch der Wasserlauf selbst ist stark beeinträchtigt durch die Pläne. Der Kanal wird sogar abgesperrt. „Der Goldbekkanal muss im Bereich der Baugrube nach aktuellem Planungsstand ab Anfang der 2030er-Jahre für rund 1,5 Jahre gesperrt werden“, teilte die Hochbahn zu den Maßnahmen mit, über die die „Mopo“ zuerst berichtete.

Der Kanal sei – auch wenn er nicht komplett trockengelegt werde – in dieser Zeit somit „nicht für Wassersportaktivitäten passierbar“, ergänzte eine Sprecherin der Hochbahn. Das Wasser fließe zwar über eine Brücke oberhalb der Baugrube, sodass auch Tiere – wie Fische und Otter – hier passieren können; aber Boote eben nicht.

U-Bahn U5: Winterhude und Barmbek bekommen eine Großbaustelle

Grund dafür, dass der Wasserweg im Bereich der Barmbeker Straßenbrücke unterbrochen wird, ist eine offene Bauweise der U-Bahn zwischen den Haltestellen Borgweg und Kampnagel (Jarrestraße). Wo sonst unterirdisch gearbeitet wird, soll hier nicht eine Röhre für die U-Bahn durch den Boden getrieben, sondern unter freiem Himmel gebuddelt werden.

Arne Kübitz von der Bootsvermietung Dornheim befürchtet starke Umsatzeinbußen: Die Runde zum Stadtpark und zum Rondeelteich wird durch die Sperrung des Kanals unmöglich.
Arne Kübitz von der Bootsvermietung Dornheim befürchtet starke Umsatzeinbußen: Die Runde zum Stadtpark und zum Rondeelteich wird durch die Sperrung des Kanals unmöglich. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Weil der etwa 15 Meter breite Kanal damit für Boote unpassierbar wird, ist die Runde zum Stadtpark, die bisher viele Paddler nutzen, durch die Bauarbeiten unterbrochen. „Für uns ist damit die Lebensader abgeschnitten“, sagte Arne Kübitz vom Bootsverleih und Restaurant Zur Gondel (Dornheim). 90 Prozent der Kunden, die eines der rund 150 Kanus oder Kajaks ausleihen, würden diese Strecke fahren.

Sie suchen Ruhe in der Natur: Kanufahrer im Goldbekkanal neben dem Stadtpark.
Sie suchen Ruhe in der Natur: Kanufahrer im Goldbekkanal neben dem Stadtpark. © Sebastian Becht / FUNKE Foto Services | Sebastian Becht

Der Kanal ist darüber hinaus Trainingsfläche für etwa Ruderer aus den dortigen Vereinen. Dazu kommen seit einigen Jahren Hunderte von SUP-Paddlern, die an Sommertagen Richtung Stadtpark oder Außenalster schippern.

Winterhude: Bau der U5 in Hamburg – 23 Parzellen im Kleingartenverein bedroht

Besonders betroffen von den Plänen sind auch die Besitzer der Parzellen am Goldbekkanal. 23 Kleingärten sollen hier weichen – für ein Lager, das ab 2026 bis voraussichtlich 2035 als Baustelleneinrichtung genutzt wird. Das an der Barmbeker Straße und am Goldbekufer gelegene Areal soll Abstellflächen für Baumaschinen und -material bieten.

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Gegen diese Pläne haben Betroffene bereits ein Bürgerbegehren gestartet und schon Tausende Unterstützer gefunden, die gegen den Kahlschlag im Kleingartenverein 422 Goldbek e.V. protestieren.