Hamburg. Hochbahn braucht Areal am Goldbekufer als Lagerfläche. Im Anschluss sollen dort Wohnungen entstehen. Initiativen wehren sich.
Erneut sind in Hamburg zahlreiche Kleingärten bedroht. Anfang 2026 sollen 23 Parzellen des KGV Goldbek e.V. in Winterhude, der seit mehr als 100 Jahren existiert; eingeebnet werden. Das an der Barmbeker Straße und am Goldbekufer gelegene Areal soll der Hochbahn zunächst als Bausstelleneinrichtung für die U5 dienen, anschließend der Stadt für den Bau von Wohnungen.
Gegen die Pläne protestieren der Verein für ein grünes Hamburg e. V., der auch die Bebauung des Diekmoors in Langenhorn ablehnt, sowie die Initiative „Stand up – Winterhude“. „Die Hamburger Hochbahn wird zum Wegbereiter für den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen gemacht, der nach Fertigstellung der U5 Wohnungen im Poßmoorweg bauen will“, schreibt der Verein auf seiner Internetseite.
Kleingärten in Hamburg-Winterhude bedroht – Hochbahn hat Alternativen vorgeschlagen
Dabei habe die Hochbahn der Behörde für die Baustelleneinrichtung andere Flächen vorgeschlagen, die das Bezirksamt unter dem grünen Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz jedoch abgelehnt habe. Und so müssten jetzt nicht nur die Kleingärten, sondern auch der Bauspielplatz „BAUI“ Poßmmorwiese, ein Kinderspielplatz, die Jugendberatungsstelle Bodelschwingh und viel Grünfläche weichen, so der Verein.
Laut Bezirk waren die alternativen Flächen im Umfeld – darunter ein Spielplatz am Wiesendamm, der Fußballplatz am Poßmoorweg und der Sportplatz der Schule Forsmannstraße – zu hochwertig für eine Baustelleneinrichtung. Diese sei aber dringend erforderlich.
Hamburg-Winterhude: Nach Bau der U5 sollen 200 Wohnungen errichtet werden
Tatsächlich wird der U5-Streckenabschnitt zwischen den Haltestellen Borgweg und Kampnagel (Jarrestraße) laut Hochbahn in offener Bauweise erfolgen. Für diese umfangreichen Arbeiten benötige man zwingend eine Baustelleneinrichtungsfläche zum Lagern von Material und Maschinen. Für den Abschnitt zwischen den Stationen City Nord und Borgweg ist das nicht notwendig, denn der unterquert den Stadtpark und wird in Tunnelbauweise erstellt.
Stattdessen verwies der Bezirk Hamburg-Nord die Hochbahn an den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), da im jetzt ausgewählten Bereich ohnehin Wohnungen geplant sind: Auf der 0,85 Hektar großen Fläche am Poßmoorweg sollen laut Wohnungsbauprogramm 200 Mietwohnungen entstehen, ein Drittel davon öffentlich gefördert.
Kleingärten in Winterhude: Verein bereitet Bürgerbegehren gegen Zerstörung der Natur vor
Offensichtlich brauche das Bezirksamt Hamburg-Nord den „Umweg“ über die geplante U5 angesichts der immer breiter werdenden Ablehnung des ungezügelten Wohnungsbaus auf den Grünflächen der Stadt, kritisiert der Verein für ein grünes Hamburg e .V. auf seiner Website.
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Auch am Goldbekkanal lebten unter anderem Fledermäuse, Singvögel (darunter Bunt- und Grünspechte sowie der Eisvogel), Amphibien und Insekten. Zudem gehe die gerade von der Umweltbehörde veröffentlichte Stadtklimaanalyse davon aus, dass Hamburg mehr Grün brauche. Um sich gegen die „Zerstörung unseres noch lebenswerten Stadtteils“ zu wehren, bereitet der Verein laut eigenen Aussagen derzeit ein Bürgerbegehren vor.
Hamburg-Winterhude: Für Kleingärten soll Ersatzfläche gefunden werden
Das Bezirksamt Hamburg-Nord wiegelt ab. Um zu prüfen, ob die Fläche nach der Nutzung als Baustelleneinrichtung für den Wohnungsbau nutzbar sei, werde derzeit ein Entwicklungskonzept erstellt. Voraussetzung dafür sei, dass alle jetzt dort ansässigen sozialen und öffentlichen Nutzungen erhalten blieben, so Sprecher Alexander Fricke. Auch während der Baustelleneinrichtung und dem sich gegebenenfalls anschließenden Wohnungsbau würden Bauspielplatz, Kinderspielpatz, Jugendberatungsstelle und weitere Grünflächen bestehen bleiben, betont er, und widerspricht damit dem Verein für ein grünes Hamburg.
Der Bereich der jetzigen Kleingärten, der ab 2026 bis voraussichtlich 2035 als Baustelleneinrichtung genutzt wird, solle anschließend als öffentliche Grünfläche den Zugang zum Goldbekufer ermöglichen. Für die 23 Parzellen, die dem Bau der U5 weichen müssen, werde Ersatz geschaffen.