Hamburg. Kosten für den „Autoknast“ sind erheblich gestiegen. CDU kritisiert „Abzocke“. Stadt nimmt erheblich mehr Geld von Falschparkern ein.

Wenn Halteverbotsschilder kurzfristig auf Hamburgs Straßen aufgestellt werden, kann es für Autofahrer teuer werden. Vor allem in den Sommermonaten trifft es regelmäßig Autobesitzer, die gerade im Urlaub sind und möglicherweise nicht dafür gesorgt haben, dass jemand ihr abgestelltes Fahrzeug im Blick behält.

In Hamburg wurden im ersten Halbjahr 2024 bereits 15.223 Fahrzeuge abgeschleppt. Allerdings landeten nicht alle in einer der beiden Verwahrstellen, auch Autoknast genannt. 6200 Fahrzeuge wurden im Stadtgebiet umgesetzt, knapp 9000 in eine der Verwahrstellen gebracht. Im gesamten Vorjahr wurden 32.603 Fahrzeuge abgeschleppt, davon mehr als 14.500 umgesetzt und etwa 18.000 in den Verwahrstellen sichergestellt. Diese Zahlen nannte die Polizei auf Abendblatt-Anfrage.

Verkehr Hamburg: In Hamburg werden mehr Autos abgeschleppt

Wer sein Auto aus dem Autoknast abholen muss, braucht ein prall gefülltes Portemonnaie. Denn sowohl die Amtshandlungsgebühren als auch die Verwahrgebühren sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. In der Regel wird nach Angaben der Polizei ein Gesamtbetrag von 450 bis 550 Euro für einen Pkw fällig werden. Die Gebühr für größere Fahrzeuge kann entsprechend teurer sein.

Die Kapazität an den beiden Hamburger Verwahrplätzen liegt bei 80 bis maximal 100 Stellplätzen am Flughafen in Fuhlsbüttel und bei 110 bis maximal 150 Stellplätzen an der Ausschläger Allee in Rothenburgsort. Den „Autoknast“ am Flughafen gibt es seit dem Frühjahr 2023.

Abgeschleppte Fahrzeuge: 2023 war die Zahl erstmals wieder höher

Der Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre zeigt, dass die Zahl der abgeschleppten Fahrzeuge in den vergangenen fünf Jahren vorübergehend rückläufig, 2023 aber wieder deutlich erhöht war. Eine Auflistung nach Stadtteilen oder Bezirken, wo am häufigsten abgeschleppt wird, gibt es nach Angaben der Polizei nicht.

  • 2019: 35.089
  • 2020: 31.154
  • 2021: 30.500
  • 2022: 29.376
  • 2023: 32.603

Pkw in Hamburg: Zahl der privaten Fahrzeuge verändert sich

Die Statistik zeigt auch, dass die Zahl der abgeschleppten Autos nicht unbedingt mit der Zahl der in Hamburg angemeldeten Fahrzeuge korreliert. Laut Statistikamt Nord hat sich die Zahl der angemeldeten privaten Pkw folgendermaßen entwickelt:

  • 2019: 637.293
  • 2020: 650.087
  • 2021: 652.045
  • 2022: 645.494
  • 2023: 640.613

CDU-Abgeordneter kritisiert, dass weniger Fahrzeuge umgesetzt werden

Der Hamburger CDU-Abgeordnete Richard Seelmaecker hat jetzt in einer schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) weitere Details abgefragt. „Natürlich ist es absolut richtig, im Halteverbot parkende Fahrzeuge abzuschleppen. Beunruhigend ist, dass jedoch zunehmend weniger Fahrzeuge einfach nur umgesetzt werden. Zuletzt sank die Quote auf 41 Prozent. 2019 lag diese noch bei 57 Prozent.“ Im ersten Halbjahr 2024 wurden sogar 59 Prozent der abgeschleppten Fahrzeuge in eine Verwahrstelle gebracht.

Der Grund für diese Entwicklung ist nach Ansicht von Seelmaecker eindeutig: „Durch den konstanten Parkraumabbau von Rot-Grün ist schlicht weniger Platz zum Umparken.“

Seelmaecker: „Verwahrgebühr hat sich seit 2019 faktisch verdoppelt“

Dazu komme: „Die Verwahrgebühr hat sich seit 2019 unter SPD und Grünen faktisch verdoppelt. Der Senat hat also ein aktives Interesse daran, Fahrzeuge in Verwahrung zu nehmen“, sagt der CDU-Politiker. Das zeige sich auch in den Einnahmen durch das Abschleppen: „Obwohl 2019 mehr abgeschleppt wurde als 2023, lagen die Einnahmen für die Stadt 2023 mit knapp elf Millionen Euro um 25 Prozent höher! Die ersten Zahlen lassen für 2024 nichts Gutes erahnen.“ Bislang wurden laut SKA bereits 7,17 Millionen Euro durch das Abschleppen eingenommen.

Die Kapazitätserweiterung passe zu diesem Tenor, sagt Seelmaecker: „Das riecht nach Abzocke beim Abschleppen!“

Autoknast: Zwei Verwahrstellen sorgen für mehr Kapazitäten

„Die zweite Verwahrstelle musste aus Kapazitätsgründen eingerichtet werden, da die Ausschläger Allee für das erforderliche Sicherstellungsaufkommen schon seit Längerem zu klein geworden war.“ Das hatte im vergangenen Jahr ein Polizeisprecher dem Abendblatt gesagt. Das Gelände am Flughafen sei nicht im Besitz der Stadt Hamburg, der private Betreiber der Verwahrstelle habe die Fläche angemietet. Wohin ein Fahrzeug abgeschleppt wird, sei unter anderem abhängig von der Örtlichkeit beziehungsweise der Entfernung zu den jeweiligen Verwahrstellen.

Zahlen zur allgemeinen Auslastung und darüber, wie lange Autos im Schnitt verwahrt werden, ehe sie abgeholt werden, liegen nach Angaben des Senats nicht vor.

So hoch sind die Gebühren für Verwahrung und Amtshandlung:

Seit 2024 gelten folgende Gebühren für die Verwahrung und die Amtshandlung:

Verwahrgebühr:
Fahrzeug (bis 4 Tonnen): Für die ersten 24 Stunden 135 Euro, je weitere angefangene 24 Stunden 15 Euro.
Fahrzeug (4 bis 7,5 Tonnen): Für die ersten 24 Stunden 202 Euro, je weitere angefangene 24 Stunden 30 Euro.
Fahrrad, Mofa, Moped, Kleinkraftrad mit Versicherungskennzeichen: Für die ersten 24 Stunden 27 Euro, je weitere angefangene 24 Stunden 4 Euro.
Kraftrad: Für die ersten 24 Stunden 68 Euro, je weitere angefangene 24 Stunden 10 Euro.
Amtshandlungsgebühr: 75 Euro.

Polizei sagt, man müsse jederzeit mit Halteverboten rechnen

Wer in den Urlaub fährt oder sein Fahrzeug längere Zeit nicht nutzt, sollte deshalb vorsorgen, sagt ein Polizeisprecher: „Nur, weil bei Urlaubsantritt noch keine Beschilderung vorhanden war, bedeutet das nicht, dass ich ruhigen Gewissens in den (längeren) Urlaub fahren kann. Vielmehr muss jederzeit damit gerechnet werden, dass kurzfristig eine Änderung der bestehenden Verkehrsregelung eintreten kann.“

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Der Halter sei deshalb verpflichtet, regelmäßig nach seinem im öffentlichen Verkehrsraum abgestellten Fahrzeug zu schauen. „Dies sollte alle drei Tage geschehen. Kann er dies selbst nicht, sollte er eine andere Person damit beauftragen.“