Hamburg. Das auffällige Gebäude in Flughafennähe steht seit Jahren größtenteils leer. Jetzt soll es abgerissen werden. Was der Besitzer vorhat.
Mit seiner blaugrünen, gewölbten Fassade ist der markante Glasbau an der Alsterkrugchaussee 366 in Fuhlsbüttel ein Hingucker. Der ehemalige Firmensitz der Repro 68 Medienfabrik in Hamburg wurde 1991 erbaut und erregte mit seiner Architektur bei Vorbeifahrenden und auch in Fachkreisen Aufmerksamkeit: Der Komplex mit seinem halbmondförmigen Büroteil und dem Betriebsgebäude in Form eines gleichseitigen Dreiecks wurde 1992 auch im Jahrbuch der Architektur vorgestellt.
Seit Langem aber sorgt das Gebäude aus anderen Gründen für Aufsehen. Denn nachdem Repro 68 im Jahr 2014 ausgezogen war, verwahrloste es zunehmend. Nach längerem Leerstand deuten verschiedene Firmenschilder vor dem Haus heute auf eine Nutzung hin. Unter anderem bietet hier ein Unternehmen einen Park-and-Fly-Service an.
Immobilien Hamburg: Glasbau an der Alsterkrugchaussee gehört Berliner Firma
Die ansässigen Firmen bekämen nur sehr kurze Mietverträge, sagt ein ehemaliger Mieter. Mittlerweile ständen die Fahrstühle still und es gebe nur noch Baustrom. Dabei habe das Gebäude mit seiner Dachterrasse und den hohen Räumen, in denen früher die Druckmaschinen standen, durchaus Charme. Doch energetisch sei es „eine Katastrophe“. Im Keller stehe etwa ein 800-Liter-Tank mit Glykol, das im Winter ein Einfrieren der Klimaanlagen verhindern soll.
Eigentümer des Glasbaus ist die Berliner Adore Gruppe mit Sitz in der dortigen Alemannenstraße. Laut Onlinerechercheportal Northdata hat die Adore Gruppe „für den Erwerb, die Bebauung, die Verwaltung und die Veräußerung von Grundstücken einschließlich aller damit im Zusammenhang stehender Geschäfte“ mehrere Tochtergesellschaften gegründet. Etwa die Aeiou GmbH, die Kap Horn GmbH – oder eben die Alster Krug 366 GmbH. Sie hat trotz Nachfrage nicht zu den Vorwürfen des ehemaligen Mieters Stellung genommen.
Investor wollte schon mal ein Hotel in Hamburg bauen – an der „Heißen Ecke“
Einer der beiden Geschäftsführer des Adores-Firmengeflechts ist Markus Aluta-Oltyan. Wer ihn googelt, stößt schnell auf den Namen seines Vaters. Dietmar Aluta-Oltyan war Aktionär und Direktor von Alpine Bau. Das Unternehmen war 2008 mit einer Bauleistung von rund 3,5 Milliarden Euro und 15.530 Mitarbeitern der zweitgrößte Baukonzern Österreichs und beantragte 2013 Insolvenz – mit 3,2 Milliarden Euro Schulden, 15.000 Gläubigern und einer weltweiten Spur unfertiger Baustellen. Dietmar Aluta-Oltyan wurde 2006 in einem Korruptionsprozess um den Bau der Münchener Arena wegen Bestechung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 1,8 Millionen Euro Geldbuße verurteilt.
Sein Sohn, Markus Aluta-Oltyan, trat 2011 in Hamburg für die Alpine Bau als Investor auf. Es ging um die damals schon mehr als 20 Jahre lang brachliegende „Heiße Ecke“ auf St. Pauli, an der er ein 24 Meter hohes Hotel mit 90 Zimmern und einer zehn Meter hohen Medienwand errichten wollte. 2012 sollte das Gebäude stehen. Doch daraus wurde nichts, das Bezirksamt Hamburg-Mitte erteilte keine Baugenehmigung, denn im Grundbuch stand immer noch der wegen Untreue verurteilte Geschäftsmann Burim Osmani mit einer seiner Firmen. Erst vor Kurzem begannen Bautätigkeiten an der „Heißen Ecke“.
Immobilien Hamburg: Markanter Glasbau soll 2025 abgerissen werden
Mehr Glück scheint die Stadt Kiel mit dem Investor zu haben. So hat die von der Adore Gruppe eigens dafür gegründete Kap Horn GmbH unter anderem von der Stadt Kiel Grundstücke an der Werftbahnstraße erworben, um dort das innovative Quartier Koolkiel zu realisieren. Baubeginn sollte 2024 sein, für das erste Baufeld (154 öffentlich geförderte Wohnungen, 14 Longstay-Apartments) gibt es auch schon eine Baugenehmigung. Dass es nicht losgeht, liegt laut Stadträtin Doris Grondke daran, dass Schleswig-Holstein alle für dieses Jahr zur Verfügung stehenden Fördermittel bereits verbraucht sind. Man hoffe nun auf das kommende Jahr, wenn neue Mittel zur Verfügung stehen werden.
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Auch an der Alsterkrugchaussee sollte es zunächst dieses Jahr losgehen – mit dem Abbruch der Bestandsgebäude und des Parkplatzes, was vom Bezirksamt Hamburg-Nord bereits genehmigt wurde. Doch diese Maßnahme wird sich nach Angaben der Adore Gruppe um ein Jahr verzögern. Bis 2026 soll hier dann aber ein Hotel- und Apartmentneubau entstehen, mit rund 130 Hotelzimmern und 120 sogenannten Service-Apartments.
Hotel- und Apartmentbau in Fuhlsbüttel: Mieter rechnet mit Fertigstellung 2026
Das Projekt werde „mit einer hochwertigen, nachhaltigen Architektur und ausgezeichneten Betreibern“ einen Mehrwert für das Quartier schaffen und den aktuellen „Lost Place“ durch ein belebtes Gebäude ersetzen, so das Unternehmen. Die Apartments werden an die ipartment GmbH vermietet, die bereits Apartmenthäuser in der HafenCity und in Eimsbüttel betreibt.
Der Neubau am Hamburger Flughafen wird mit drei Geschossen plus Staffelgeschoss etwas höher als der aktuelle Glasbau. Mieter ipartment rechnet mit einer Fertigstellung voraussichtlich im zweiten Quartal 2026. Die Adore Gruppe macht dazu keine Angaben.