Hamburg. Arbeiten auf dem Grundstück gehen langsam voran, aber Richtfest soll noch 2024 sein. Warum bei anderem Kiez-Projekt nichts passiert.

Es geht offensichtlich sehr langsam voran auf einer der bekanntesten Brachflächen auf dem Kiez an der Reeperbahn/Hein-Hoyer-Straße. Die Rede ist von dem Eckgrundstück auf St. Pauli, das seit mehr als 30 Jahren auf eine neue Bebauung wartet. Dort stand einst der Kult-Imbiss „Heiße Ecke“, dem sogar seit 2003 ein eigenes Musical im Schmidts Theater am Spielbudenplatz gewidmet ist.

Ein Blick auf die Baustelle zeigt, dass die Arbeiten noch nicht über die Baugrube hinausgekommen sind, in der seit geraumer Zeit ein Kran steht. Das Abendblatt hatte zuletzt im August vergangenen Jahres berichtet, dass die Bauarbeiten für ein Hotel nach längerer Zeit wieder aufgenommen wurden. Doch viel getan hat sich seitdem nicht.

St. Pauli: Neues Hotel an der Reeperbahn – Bauherr hat ungewöhnlichen Firmensitz

Aber immerhin ist auf der Baustelle seit einiger Zeit ein großes Schild zu sehen, auf dem eine Visualisierung abgebildet ist: An der Fassade des Gebäudes ist der Schriftzug „Hotel zur heißen Ecke“ zu sehen. Als Bauherr tritt die Hansische Hotel Reeperbahn GmbH & Co KG auf, deren Geschäftsführer Jörg Leinhos bislang nicht für ein persönliches Gespräch zur Verfügung stand.

Etwas ungewöhnlich ist auch sein Firmensitz, der sich in einem Reihenhaus in Berlin-Rahnsdorf befindet – dem östlichsten Stadtteil der Bundeshauptstadt. Das Abendblatt konnte sich davon bei einem Besuch vor Ort überzeugen.

Wie berichtet, war zumindest laut Grundbuchauszug im Januar 2017 noch der umstrittene Kiez-Investor Burim Osmani Eigentümer des Grundstücks. Plötzlich tauchte Jörg Leinhos auf.

Reeperbahn auf St. Pauli: Richtfest für neues Hotel noch 2024 geplant

Auf eine Anfrage antwortete Leinhos jetzt schriftlich und nannte erstmals Details zu dem Bauvorhaben: Die Grundsteinlegung sei planmäßig am 13. Oktober 2023 erfolgt. „Die Arbeiten schreiten voran, diese erfolgen derzeit im zweiten Untergeschoss. Beide Untergeschosse benötigen konstruktionsbedingt mehr Zeit als die oberen Geschosse.“

Rohbau und Richtfest sind laut Leinhos für die zweite Hälfte dieses Jahres geplant. Bei diesem Ereignis möchte Leinhos – bei der Grundsteinlegung war er verhindert – auch persönlich anwesend sein.

Auf dem Grundstück der „Heißen Ecke“ an der Reeperbahn auf St. Pauli sind bislang nur die Baugrube und ein Kran zu sehen.
Auf dem Grundstück der „Heißen Ecke“ an der Reeperbahn auf St. Pauli sind bislang nur die Baugrube und ein Kran zu sehen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

St. Pauli: Hotel „zur heißen Ecke“ soll sich im Drei- bis Vier-Sterne-Bereich ansiedeln

Und dann kündigt Leinhos noch an, dass eine Fertigstellung bis Ende 2025 anvisiert werde. Das Hotel – laut Baugenehmigung sind 117 Zimmer und Gastronomie im Erdgeschoss geplant – solle sich im Drei- bis Vier-Sterne-Bereich ansiedeln.

Während es an der „Heißen Ecke“ nun einen durchaus ambitionierten Zeitplan gibt, herrscht schräg gegenüber am Spielbudenplatz weiterhin Stillstand: Der Abriss der Esso-Hochhäuser auf dem Filetgrundstück ist mehr als zehn Jahre her. Gekauft hatte die Bayerische Hausbau das Areal bereits im Mai 2009 von Jürgen Schütze.

Nach einer großen und teuren Bürgerbeteiligung sollte hier das Paloma-Viertel gebaut werden. 200 Wohnungen – davon 60 Prozent öffentlich gefördert – Handel, Gastronomie, ein Hotel mit 150 Zimmern und eine neue Fläche für den Musikclub Molotow sind geplant. Doch diese Institution braucht zunächst eine neue Interimslösung – wegen eines Hotelneubaus für die Marke „me and all“ der Lindner Gruppe muss das Molotow den aktuellen Standort am Nobistor Ende des Jahres verlassen.

St. Pauli: Spielbudenplatz – kein Zeitplan für das Paloma-Viertel

Hinter dem Bauzaun am Spielbudenplatz sprießt das Grün, gebaut wird hier in dieser prominenten Lage nicht. Nach Abendblatt-Informationen hat die Bayerische Hausbau bis heute keinen Bauantrag für das Paloma-Viertel beim zuständigen Bezirksamt Hamburg-Mitte eingereicht.

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Ein Unternehmenssprecher sagte lediglich: „Wir standen und stehen in regelmäßigem Austausch mit Verwaltung und Politik, um das Paloma-Viertel voranzubringen. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen in der Immobilienwirtschaft suchen wir nach einer Lösung für die Zukunft des Paloma-Viertels.“ Details wollte der Bayerische-Hausbau-Sprecher aber nicht nennen: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir bezüglich der Gesprächsdetails keine Wasserstandsmeldungen herausgeben.“

St. Pauli: Wohnungsunternehmen Saga prüft Einstieg beim Paloma-Viertel

Im August vergangenen Jahres wurde bekannt, dass die Bayerische Hausbau dem städtischen Wohnungsunternehmen Saga das Grundstück zum Kauf angeboten hatte. Viel passiert ist seitdem offensichtlich nicht.

Auf Anfrage lieferte der Sprecher ein nahezu wortgleiches Zitat wie vor sieben Monaten und sagte: „Die Saga prüft weiterhin ein mögliches Engagement unter der Maßgabe der Realisierung öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Wir bitten um Verständnis, dass wir mit Blick auf laufende Gespräche zum jetzigen Zeitpunkt keine darüber hinaus gehenden Aussagen treffen.“