Hamburg. Letzte Generation mit Bolzenschneider am Airport unterwegs. Vier Männer und eine Frau in Gewahrsam. Ein 21-Jähriger entkommt – zunächst.

Gut ein Jahr nach der Blockade des Flughafens Hamburg durch die Letzte Generation hat die Polizei am Freitag mehrere Klimaaktivisten gestoppt, die offenbar erneut den Luftverkehr in Fuhlsbüttel lahmlegen wollten. Wie Polizeisprecherin Nina Kaluza dem Abendblatt bestätigte, wurden insgesamt fünf Verdächtige in Gewahrsam genommen.

Die vier Männer und eine Frau sind zwischen 21 und 65 Jahre alt und waren teilweise schon an früheren Aktionen beteiligt. Mindestens 35 Streifenwagen, ein Hubschrauber der Bundespolizei und eine Drohne waren im Einsatz.

Gegen 4.48 Uhr waren Beamte, die am Airport patrouillierten, auf eine Gruppe von Radfahrern aufmerksam geworden, die sich ganz in der Nähe des Flughafenzauns aufhielt. Als die Aktivisten die Polizisten entdeckten, ergriffen sie die Flucht.

Polizei stoppt Klimaaktivisten am Flughafen Hamburg – sie hatten Bolzenschneider dabei

Doch die Polizei startete umgehend eine Verfolgungsjagd und konnte wenig später vier Verdächtige in Gewahrsam nehmen. Ein 21-Jähriger entkam zunächst. Nach ihm wurde umfangreich gefahndet, im Verlauf des Vormittags konnte dann aber auch er geschnappt werden. Dumm für ihn: Er hatte nach seiner Flucht vor der Wache auf seine Freunde gewartet und wurde dann dort direkt von der Polizei in Gewahrsam genommen.

An der Aussichtsplattform „Coffee to Fly“ entdeckten Beamte zudem noch einen verdächtigen 25-Jährigen, der die geplante Blockade offenbar dokumentieren wollte. Dieser kam nach einer Befragung aber wieder auf freien Fuß.

Bei den fünf Aktivisten, die in Gewahrsam genommen wurden, handelt es sich nach Abendblatt-Informationen unter anderem um die Berlinerin Regina S. (22), die schon an Aktionen in München und am Brandenburger Tor beteiligt war. Die anderen Verdächtigen sind Frieder Z. (65), der bereits Aktionen in Aalen durchführte, sowie der Hamburger Philipp F. (25) und Fabian B. (26) aus Zeven. Der 21-Jährige, der zunächst fliehen konnte, ist Jan Lorenz S. aus Leipzig.

Airport Hamburg
Die Polizei war am Freitag mit zahlreichen Einsatzkräften am Flughafen. © Arning Michael | Michael Arning

Klimaaktivisten waren mit Bolzenschneider, Westen und Plakaten unterwegs

Was die Mitglieder der Letzten Generation in Hamburg im Schilde führten, ist ziemlich eindeutig: „Die Verdächtigen hatten umfangreiches Equipment bei sich, das den Verdacht einer beabsichtigten Blockadeaktion am Flughafen nahelegt“, so Kaluza. Darunter waren unter anderem Bolzenschneider, Westen, Plakate und auch ein Sand-Harz-Gemisch zum Festkleben auf dem Rollfeld.

Was den fünf Verdächtigen nun droht, ist aber trotz der eindeutigen Beweise noch unklar. Am frühen Nachmittag lief die Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft, um zu klären, wegen welcher Vergehen beziehungsweise ob die Aktivisten überhaupt rechtlich belangt werden können. „Da es die Personen nicht geschafft haben, auf das Flughafengelände vorzudringen oder eine Sachbeschädigung zu begehen, muss jetzt bewertet werden, ob und wenn ja welche Straftat vorliegt“, so Kaluza.

Flughafen Hamburg: Zum Großeinsatz kam auch noch eine Sicherheitslandung

Der Flugverkehr war nach den Worten einer Sprecherin des Airports durch den Großeinsatz nicht beeinträchtigt. Allerdings kam es gegen 8.30 Uhr unabhängig von der Aktion gegen die Klimaschützer zu einem Schreckmoment: Eine Maschine von Wizz Air, die aus Danzig kam, musste eine Sicherheitslandung in Hamburg einleiten, die Flughafen-Feuerwehr rückte aus, musste aber nicht eingreifen. Alle Passagiere konnten den Flieger auf normalem Weg verlassen. Wodurch es zu der Sicherheitslandung kam, war zunächst unklar.

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Vor fast genau einem Jahr waren Aktivisten der Letzten Generation auf das Vorfeld des Flughafens in Fuhlsbüttel gelangt und hatten den Flugverkehr für mehrere Stunden lahmgelegt. Der Airport verschärfte daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen. Auch die Polizei patrouilliert seitdem verstärkt am Flughafen – was nun offenbar zum Erfolg geführt hat.

Erst in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatten Klimaaktivisten sich auf das Rollfeld am Flughafen Leipzig/Halle geklebt und so den Frachtflugbetrieb gestört. In der vergangenen Woche hatten Klima-Demonstranten sowohl am Frankfurter Flughafen als auch am Flughafen Köln/Bonn den Flugbetrieb jeweils für ein paar Stunden lahmgelegt, was auch zu Ausfällen in Hamburg führte. Am Stuttgarter Flughafen gab es zudem eine friedliche Protestaktion ohne Einschränkungen des Flugverkehrs.